Der Fliegenpilz (Amanita muscaria)

Der Fliegenpilz zählt zu einer fast durchwegs giftigen Pilzfamilie – den Wulstlingen. Auch der mit Abstand giftigste Pilz der heimischen Wälder, der grüne Knollenblätterpilz zählt zur Gattung Amanita. Der rote, zunächst rundlich gewölbte, im Alter ausgebreitete Hut ist mit Velumsflöckchen besetzt, die bei Regen leicht abgewaschen werden. Die Lamellen bleiben weiß und sind nicht am Stiel angewachsen. Der weiße Stiel trägt einen lappig hängenden Ring und endet in einer Knolle.

Der Fliegenpilz bildet gerne mit Birken, seltener auch mit Fichten eine Mykorrhiza-Partnerschaft. Von Juli bis Oktober kann man ihn auf sauren Böden finden – oft in Gesellschaft von Steinpilzen, die ähnliche Standortpräferenzen haben.

Bildquelle: Monika Unger

Seinen Artnamen muscaria erhielt der Fliegenpilz nach dem Gift Muscarin, das jedoch gerade im Fliegenpilz nur in geringen Mengen vorkommt. Hauptwirkstoff des Fliegenpilzes ist die Ibotensäure, die vornehmlich im Fleisch des Hutes und in den Lamellen vorkommt. Die Ibotensäure zerfällt allerdings leicht zu Muscimol, das nicht nur stärker als die Ibotensäure, sondern auch für die berauschende Wirkung des Fliegenpilzes, verantwortlich ist.

Der Fliegenpilz als Flugpilz der Schamanen

In vielen schamanischen Kulturen zählten die Pilze zu den heiligen Pflanzen, die von Schamanen zur Erreichung eines ekstatischen Zustandes benutzt wurden, um in die Anderswelt einzutauchen. Bei den sibirischen Schamanen ist der Fliegenpilz auch heute noch in Gebrauch.  Auch die Priester der Maya benutzten den Pilz als Rauschmittel um Visionen von den Göttern zu erhalten. Auch der Rauschtrank "Soma" der auf die indischen Veden zurückgeht, soll den Pilz enthalten haben.

Bildquelle: Margit / pixelio.de

Der Fliegenpilz in unserer Kultur

Der Fliegenpilz beschäftigt die menschliche Fantasie schon seit Jahrhunderten. Auch in der europäischen Geschichte und Kultur ranken sich viele Mythen um Amanita muscaria. In der germanischen Mythologie wird der Fliegenpilz Odin zugeordnet. Demnach entstanden die Fliegenpilze dort, wo dem Pferd Odins Schaum aus dem Maul tropfte. Im Mittelalter wurde der Fliegenpilz mit Hexen in Verbindung gebracht und stand im Verdacht einer der Inhaltstoffe der berüchtigten Hexenflugsalben zu sein.

Heute findet man noch fantasievolle Darstellungen des roten Pilzes auf alten Postkarten, in Kinderbuchillustrationen oder Comics. Auch als Sitz für Gartenzwerge, als Spardosen, als Strickstrümpfe, als Weihnachtsbaumschmuck, als Marzipanverzierungen auf Torten oder als Glücksbringer für Neujahr kann man den Fliegenpilz antreffen. Aber auch als Mordwaffe in Krimis musste der Fliegenpilz schon herhalten.

Missbräuchliche Verwendung als Droge

Der Verzehr von Fliegenpilzen hat zwar selten tödliche Folgen, führt aber immer zu schwerem Erbrechen und zu starken psychischen Beeinträchtigungen und Rauschzuständen. Wegen eben dieser rauschartigen Wirkung wird der Pilz leider oft auch als Droge missbraucht. Der Rausch beginnt mit einem Dämmerzustand und geht dann in Halluzinationen und Erregungszustände über. Auch Herzrasen, Muskelkrämpfe und Angst- und Panikattacken können die Folge sein. Von Selbst-Experimenten mit Fliegenpilz ist absolut abzuraten. Auch wenn die akuten Symptome einer Fliegenpilzvergiftung innerhalb weniger Stunden abklingen, ist die Bildung einer bleibenden psychotischen Störung nicht aus zu schließen.

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