"Der Hauptmann von Köpenick" - Zusammenfassung

Die Geschichte spielt Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin.

Nachdem der ehemalige Schuster Wilhelm Voigt zwei Freiheitsstrafen wg. Urkundenfälschung abgesessen hat, wird er aus dem Gefängnis entlassen. Da Voigt vor seinem letzten Gefängnisaufenthalt im Ausland tätig war benötigt er eine Aufenthaltsgenehmigung um eine Arbeit zu finden. Im Polizeibüro Potsdam wird ihm mitgeteilt, dass er diese nur dann bekommt wenn er eine Arbeit vorweisen kann – der Teufelskreis. Da man ihn schon aus sämtlichen Melderegistern gestrichen hat wird ihm auch kein Pass ausgestellt, offiziell gibt es ihn also gar nicht.

Aus Verzweiflung plant Voigt zusammen mit seinem Freund und ehemaligen Knastkumpan Kallenberg "Kalle" einen Einbruch in das örtliche Polizeirevier um sich selbst die Papiere auszustellen.

 

 

Zehn Jahre später

Wilhelm Voigt hat seine nunmehr dritte Gefängnisstrafe verbüßt. Er nutzte die Zeit um sich umfassende militärische Kenntnisse anzueignen.

Nach seiner Entlassung kommt Wilhelm kurzfristig bei seiner Schwester Marie und deren Mann Friedrich unter. Bei Ihnen wohnt zur Untermiete ein todkrankes Mädchen um das sich Voigt rührend kümmert. Er liest Ihr aus den "Bremer Stadtmusikanten" vor: "Komm mit, sagte der Hahn – etwas besseres als den Tod werden wir überall finden."

 

Da all seine Bemühungen um eine Arbeit und der Versuch seiner Meldepflicht nachzukommen gescheitert sind, wird ihm ein Ausweisungsbefehl zugestellt. Voigt ist erschüttert! Sein Schwager – der bei seiner erhofften Beförderung zum Vizefeldwebel übergangen wurde – vertritt die Ansicht: man muss sich fügen und gehorchen. Das ist zu viel für Voigt! Bei einem Trödler ersteht er die gebrauchte Uniform eines Hauptmanns mitsamt Säbel!

Die Geschichte wie diese Uniform über Umwege bei einem Gebrauchtwarenhändler landet wird parallel erzählt.

Die Wirkung der Uniform - wie aus einem Schuster ein Hauptmann wird

Als Voigt in dieser Uniform in die Öffentlichkeit tritt, ist die Wirkung ganz erstaunlich: Bahnbeamte stehen stramm und Soldaten folgen Widerspruchslos seinem Befehl. So beschließt Voigt, die Behörden mit Ihren eigenen Waffen zu schlagen!

 

Um endlich seinen lang ersehnten Pass zu erhalten und aus seinem Teufelskreis auszubrechen, kommandiert er einige Soldaten ab und besetzt als "Hauptmann von Köpenick" das dortige Rathaus, lässt Bürgermeister Dr. Obermüller gefangen nehmen und zur Wache bringen.

Doch wieder ein Rückschlag: Das Rathaus hat keine Passstelle! So beschlagnahmt er eben die Gemeindekasse und zieht mit seinen Soldaten ab.

Der Hauptmann von Köpenick: Die Uniform

Der Hauptmann von Köpenick: Die Uniform (Bild: Membeth [Public domain], via Wikimedia Commons)

Ein treffender Seitenhieb

Die Nachricht über den Streich des falschen Hauptmanns - der ja nur gültige Papiere wollte - verbreitet sich sehr schnell. Sogar der Kaiser soll sich darüber amüsiert haben: "Da kann man sehen, was Disziplin heißt! Kein Volk der Erde macht uns das nach!"

 

Er wollte nur seine Existenz...

Kurze Zeit später stellt sich Voigt und gibt die Gemeindekasse zurück, da man ihm einen gültigen Pass verspricht. Die Polizisten behandeln ihn sehr höflich und amüsieren sich köstlich, sie wollen natürlich wissen wie so etwas möglich war. Darauf Voigt: "So ´ne Uniform, die macht das meiste ganz von alleine".

 

Als er gebeten wird er möge diese Uniform noch einmal anziehen, verlangt er einen Spiegel. Bei seinem Anblick fängt Voigt an zu lachen...

 

 

 

Erläuterungen zum "Hauptmann von Köpenick"

Zuckmayers Stück zeigt die Geschichte eines Mannes, der einfach nur ein normales, geordnetes Leben führen möchte und an der Bürokratie scheitert. Anstatt zu resignieren wählt er einen sehr unkonventionellen Weg und nutzt die damalige Macht der preußischen Uniform.

 

Niemand kam auf die Idee den "Hauptmann von Köpenick" nach seiner Legitimation zu fragen – außer Frau Obermüller, die sofort von Ihrem Gatten zurechtgewiesen wird: "Der Mann trägt schließlich eine Uniform mit zwei goldenen Knöpfen auf den Schulterstücken."

 

Es ist schon fast zynisch - wer eine Uniform trägt darf nicht angezweifelt werden, ein armer Schuster der keine Papiere hat, exisitiert als Mensch einfach nicht. 

 

Den "Hauptmann von Köpenick" gab es wirklich

Bei manchen Theaterstücken, Romanen oder Drehbüchern denken die Leute oft: Wer hat sich denn diesen Quatsch ausgedacht, so etwas ist total unrealistisch, das kann doch nicht funktionieren...

 

Interessanterweise gab es tatsächlich einen " falschen Hauptmann von Köpenick" - Zuckmayer hat sich die Geschichte nur zum Teil selbst ausgedacht: Am 17. Oktober 1906 kommandierte ein vorbestrafter Schuster in Hauptmannsuniform zwölf Soldaten des IV. Garderegiments, ließ den Bürgermeister von Köpenick verhaften und nahm die Staatskasse an sich.

Grace, am 08.03.2013
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Bildquelle:
W. Zeckai (Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)
dco-Verlag (Rezension: Wenn dich jemand sieht)

Autor seit 13 Jahren
133 Seiten
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