Heinrich Hoffmann – ein rühriger Frankfurter

In diesem Museum, mehr eine ständige Ausstellung, erzählen Bücher, Bilder und Dokumente vom vielseitigen Leben und Werk des Autors. Heinrich Hoffmann (1809 bis 1894) war nämlich weit mehr als ein Kinderbuchautor. Er war …

  • praktischer Arzt und von 1851 an Direktor der Frankfurter "Anstalt für Irre und Epileptische". Sein ärztliches Lebenswerk war der Bau einer psychiatrischen Modellklinik in Frankfurt. Er klinkte sich zudem stark in der gesellschaftliche Leben der Main-Metropole ein, gründete zahlreiche bürgerliche Vereine und war begehrt als humorvoller Festredner.
  • liberal gesinnter Bürger in der Revolutionszeit von 1848. Im Vorparlament der Paulskirche vertrat er seine Heimatstadt.
  • Verfasser auch literarischer Werke für Erwachsene. Er schrieb romantische Gedichte, zeitkritische Komödien und schwarze Satiren.

Der Struwwelpeter ist auch in Afrikaans übersetzt

Und dann war er für die Nachwelt vor allem der Autor des Struwwelpeter und weiterer Kinderbücher. In 40 Sprachen ist dieses Kinderbuch übersetzt worden; exotische Übertragungen fehlen nicht – von Afrikaans über Chinesisch bis Rätoromanisch. Dabei hatte er sich zunächst geziert, die zum Geburtstag des kleinen Sohnes geschriebene Geschichte einem Verleger in die Hand zu geben. In dem Buch erzählt der Arzt Heinrich Hoffmann Geschichten von Kindern, die nicht brav sind, und denen deshalb Böses widerfährt – oft auf rabiate Weise.

Vom Zappel-Philipp zum Hans-guck-in-die-Luft

Daraus hat sich in neuerer Zeit – vor allem unter dem Stichwort der "antiautoritären Erziehung" – eine kritische Auseinandersetzung mit dem Struwwelpeter entwickelt. So sagen Pädagogen und Psychologen, eine moderne demokratische Gesellschaft bevorzuge andere Methoden der Kindererziehung als die Ausübung oder auch bloße Androhung psychischer und physischer Gewalt. Andererseits wurde der Struwwelpeter von der klinischen Psychologie und der Jugendpsychiatrie entdeckt, weil er offenbar eine psychische Störung beschreibt, die im Kinderalter besonders manifest wird: Die Aufmerksamkeitsstörung mit oder ohne Hyperaktivitäten. Als Paradebeispiele dafür werden zwei Hoffmannsche Figuren genannt: der hyperaktive Zappel-Philipp und der Hans-Guck-in-die-Luft als das konträre Träumerle.

Museum und Werkstatt für psychisch Kranke

Im Frankfurter Struwwelpeter-Museum wird der medizinischen Variante des Hoffmannschen Lebenswerkes einiger Raum gegeben. Denn Träger des Museums ist mit der "frankfurter werkgemeinschaft e.v." ein Sozialwerk für psychisch erkrankte und behinderte Menschen. Diese Gemeinschaft setzt Hoffmanns Reformwerk mit zeitgemäßen Mitteln fort. Mit dem Museum unter einem Dach befindet sich eine Werkstatt für psychisch Kranke, und auch das Museum bietet Reha-Arbeitsplätze an. Es ist insgesamt eine einzigartige Verbindung von Kultur und Sozialarbeit.

Im Jahr 1970, getreu der Idee von der antiautoritären Erziehung, kam ein "Anti-Struwwelpeter" auf den Markt. Geschrieben von dem Journalisten F. K.Wächter, dem Begründer der Zeitschrift "Titanic",

 

 

 

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