Lesung für die heilige Elisabeth - Geburtstagsfest für eine Heilige

Ich hatte einen Mittelalterroman geschrieben, der im Marburg des 13. Jahrhunderts spielt. Darin taucht die heilige Elisabeth zwar nicht direkt auf, aber einzelne ältere Protagonisten des Buches erinnern sich noch an sie. In einer Zeit, die reich geworden war und sich deshalb mit dem Problem der Armut auseinandersetzte, stellte sie ein leuchtendes Beispiel dar. Deshalb zieht sich die Auseinandersetzung mit der heiligen Elisabeth und ihrem Leben als eines der Kernthemen durch den Roman.

Eine Lesung als Geschenk

Zu ihrem Geburtstag hatte ich mir vorgenommen, den ganzen Roman an einem einzigen Tag vorzulesen und dabei Spenden zu sammeln, die für internationale Witwenrenten verwendet werden sollten.

Das, so dachte ich mir, wäre wohl im Sinne der Heiligen. Sie hatte bereitwillig Geld verteilt an hilflose Bettler; kräftigen jungen Männern hingegen hatte sie Werkzeuge geschenkt, damit sie sich selbst unterhalten konnten.

Die Arbeiterwohlfahrt hatte mir für die Lesung ihre Räume am Marktplatz zur Verfügung gestellt. Von zwölf Uhr mittags bis um Mitternacht durfte ich sie kostenlos nutzen. Das musste reichen.

St. Elisabeth Giving Her Coat to a Beggar, C.1855 (Bild: Schwind)

 

Punkt zwölf Uhr mittags fing ich an:

Geboren bin ich am Tag der Himmelfahrt unseres Herrn, in dem Jahr, in dem unsere Landgräfin Elisabeth heilig gesprochen wurde.

Um fünf Minuten vor Mitternacht las ich die letzten Sätze:

Dies ist die Geschichte der Bertha vom Grün, wie sie selbst sie erzählt hat.

Ich hatte es geschafft, war erschöpft, aber glücklich, und anschließend drei Tage lang heiser.

Internationale Witwenrenten - warum?
Weibliche solidarität weltweit
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Wenig Spenden, viel Datei

Vom Spendenaufkommen her hatte sich die ganze Aktion nicht gelohnt. Die Räume der Arbeiterwohlfahrt sind etwas abgelegen, und auf dem Fest bot sich eine Fülle konkurrierender Veranstaltungen an. Dafür hatte sich etwas anderes ergeben:

Meine Freundin Bianca Bertrams arbeitet beim Internetradio Ohrfunk. Sie war mittags mit einem Aufnahmegerät gekommen, hatte ein Mikrophon vor meiner Nase aufgebaut und die gesamte Lesung mitgeschnitten. Wenige Tage später brachte sie mir eine CD mit der Lesung im MP3-Format. Für jedes der 29 Kapitel hatte sie eine eigene Datei angelegt. Das Zusammenrechnen ergab: An reiner Lesezeit hatte ich acht Stunden und 20 Minuten gebraucht.

Eva Finkenstädt: Das Herdfeuer, der Weg. Mittelalterroman.
Das Herdfeuer, der Weg

Up- und Download auf Xinxii ...

Fünf Jahre lang lag die CD in meinem Schrank. In diesem Jahr nun machte mich der geschätzte Kollege Klaus Schwehn auf die Site xinxii.com aufmerksam, bei der Indie-Autoren nicht nur E-Books, sondern auch Hörbücher hochladen können. Ich meldete mich an, stimmte den AGBs zu - und stieß auf Hindernisse.

Zunächst lief alles bestens. Ich füllte alle Kästchen aus, die Angaben zu meinem Roman haben wollten, rechnete einen angemessenen Preis aus, verfasste eine Inhaltsangabe und zitierte die schönsten Rezensionen. Schließlich war ich fertig und begann mit dem Upload. Jedes Kapitel brauchte dafür einige Minuten, und so saß ich einen Abend lang da und guckte zu, wie mein Computer fleißig rödelte. Am nächsten Tag stellte ich dann fest, dass er das erste Kapitel 28 Mal überschrieben hatte. Einzelne Kapitel sind bei Xinxii nicht vorgesehen.

Wie macht man aus 29 MP3-Dateien eine, und das nach Möglichkeit in der richtigen Reihenfolge? Dafür, fand ich, braucht man einen digitalen Eingeborenen, und ich fragte meinen ältesten Sohn. Die Antwort war verblüffend simpel: Man nimmt den guten alten dos-Befehl copy und ein Pluszeichen, viel Akribie und etliche Gänsefüßchen. Mein jüngster Sohn, stellte ich bei der Gelegenheit fest, wusste nicht einmal mehr, dass es in Windows eine dos-Eingabezeile gibt. Soviel zum Thema digitale Eingeborene.

Ich hatte nun, Eike sei Dank, eine einzige Datei und lud die gesamten 500 Minuten Hörbuch gesammelt hoch. Als Ergebnis blieben von meiner ganzen Bücherseite nur noch Titel und Autor übrig. Alles andere war weg. Ich hatte die magische Upload-Grenze von 150 Megabyte überschritten. Man könne sich, sagte mir die FAQ von Xinxii, in solchen Fällen an den Support wenden. Das tat ich. Dieser verwies mich weiter an einen Upload-Anbieter. Ich wiederholte die Übung mit dem selben Resultat: Auch der Upload-Anbieter bietet nur 150 Megabyte. Ich hatte aber über 400.

Immerhin offerierte der Upload-Anbieter ungefragt eine Möglichkeit für den Upload größerer Datenmengen, nur dass diese kostenpflichtig war. Was solls, ich war so weit gekommen, nun schreckten mich Jahresgebühren um die 40 Euro auch nicht mehr. Der Upload-Anbieter schickte mein Hörbuch an den Xinxii-Support, dieser tat auch irgendetwas damit, und das Ergebnis: Mein Hörbuch "Das Herdfeuer, der Weg" bei Xinxii stand zum Download bereit.

Jetzt noch eine neue Inhaltsangabe und was der Details mehr sind, und in einem Punkt erwies sich die ursprüngliche Aufteilung in einzelne Kapitel als nützlich: Ich konnte zumindest problemlos eine Hörprobe hochladen. Als nächstes muss ich nun herausfinden, wie ein Zugriff über Amazon möglich ist. In der FAQ steht, das ginge. Da muss ich wohl wieder den Support anschreiben.

Außerdem muss ich noch das Foto von der Lesung, das Sie oben sehen, auf das geforderte Format zuschneiden. Denn Xinxii quetscht die Bilder - koste es, was es wolle - in den vorhandenen Rahmen hinein. Und der ist offenbar für Cover und für Autorenportrait unterschiedlich breit.

... und der Absturz

Alle paar Wochen hatte ich eine neue Hörprobe online gestellt, passend zur Jahreszeit oder zu irgendwelchen Gegebenheiten. Das hatte immer problemlos funktioniert, bis - ja, bis mir eines Tages die neue Hörprobe den gesamten Download abgeschossen hat. Und wisst Ihr was, jetzt hab ich keine Lust mehr.

Mein Sohn, der Diplominformatiker, meinte dazu: Computer machen keine Probleme. Das Problem sitzt immer auf dem Stuhl. Aber es ist nicht unbedingt der Stuhl des Users.

Autor seit 12 Jahren
26 Seiten
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