Die bundesweite Sommerferien-Regelung ist in Gefahr
Das rollierende System der abgestimmten Termine für die Sommerferien in den Bundesländern steht auf der Kippe. Ein "Nein" aus Bayern stellt Bewährtes in Frage.Die GroKo hatte anderes vereinbart
Die CDU/CSU hatte gemeinsam mit der SPD in ihrem Koalitionsvertrag Großen Koalition für die 19. Legislaturperiode beschlossen, einen Nationalen Bildungsrat ins Leben zu rufen und das 2024 auslaufende Modell der rollierenden Sommerferienregelung neu zu diskutieren.
Der Nationale Bildungsrat sollte aus Experten und Vertretern von Bund und Ländern bestehen und Empfehlungen zu viel diskutierten Bildungsthemen aussprechen. Als Beispiel seien hier die praktischen Probleme wie die Vergleichbarkeit des Abiturs oder die Frage, wie ein Umzug von Familien mit Schulkindern von einem Bundesland in ein anderes erleichtert werden kann, genannt.
Die Sommerferienregelung
Die Festlegung der Ferien obliegt der Ständigen Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder. Sie verfährt nach dem Hamburger Modell der Ferienregelung. Der Spielraum für die Ferientermine der Sommerferien sind 90 Tage und erstreckt sich in der Regel vom 20. Juni bis zum 15. September. Fallen Ostern und Pfingsten spät ins Frühjahr, starten die ersten Länder auch erst später in die Sommerferien. Das sogenannte Hamburger Modell teilt die Länder in Gruppen ein, die nacheinander in die Sommerferien starten und sich mit frühem und späterem Ferienbeginn abwechseln.
Nur Bayern und Baden-Württemberg beteiligen sich nicht an diesem Wechsel. Für sie blieb jeweils der letzte Sommerferientermin reserviert. Als Begründung führen die beiden südlichsten Bundesländer früher an, dass die Kinder im landwirtschaftlich geprägten Süden Deutschlands ihren Eltern bei der Ernte helfen sollten. Als diese Begründung nicht mehr zog, verfiel man im Süden auf die wichtigen und traditionellen Pfingstferien, durch die ein später Beginn der Sommerferien nötig sei.
Vieles spricht für eine gestreckte Ferienregelung
Deutschlands Süden möchte gern nach allen anderen Bundesländern die Sommerferien nehmen. Dafür sprechen mehrere Argumente. Tatsächlich sind Pfingstferien plus später Sommerferienbeginn sehr attraktiv, weil beide Zeiträume weitgehend außerhalb der Hauptreisesaison von Mitte Juni bis Mitte August liegen, sodass Familien günstiger reisen können. Darüber hinaus verspricht der Hochsommer besonders warme Ferientage. Auch pädagogisch gilt ein früher Sommerferienbeginn als schwierig: Die Unterrichtszeit zwischen Weihnachts- und Sommerferien fällt dann sehr kurz aus und die Prüfungsphasen nach Ostern müssten mit Lernstress für die Schüler und Korrekturstress für die Lehrer sehr komprimiert werden. In diesen Genuss sollten abwechselnd alle Bundesländer kommen und nicht nur Bayern und Baden-Württemberg. das von Söder nachgeschobene pseudowissenschaftliche Argument, der Süden habe späte Sommerferien bereits in seinen Biorhythmus übernommen, ist gerade der Beweis, dass Alleingänge verhindert werden müssen. Schließlich geht es bei Ferienterminen nicht um den Biorhythmus der Bewohner, sondern um den Lern- und Bildungserfolg der aller Schulkinder in ganz Deutschland.
Für den inländischen Tourismus verspricht eine gestreckte Feriensaison eine bessere Bettenauslastung der Betriebe und damit mehr Umsatz und den Urlaubern weniger Staus.
Ein neues Modell soll her
Weil die Ferientermine im rollierenden Modell bis 2024 feststehen, verhandeln die Bundesländer in der KMK über die Ferienregelung der Jahre 2025 bis 2030.
Die Länder Hamburg, Niedersachsen und und das einwohnerstarke Nordrhein-Westfalen hatten angekündigt, sich für eine Neuordnung einsetzen zu wollen. Diese Forderung unterstützen jetzt auch die Länder Berlin und Rheinland-Pfalz.
In der KMK herrscht das Einstimmigkeitsprinzip und alle 16 Bundesländer müssen gleicher Meinung sein. Nach Söders Einlassungen scheint eine Änderung des Ferienkalenders in weite Ferne gerückt zu sein, denn das Nein aus Bayern zu einer Änderung der Ferienzeiten sorgte für größeren Verdruss. Nach Söders Äußerung droht jetzt Hamburg, sich an keine Vereinbarungen mehr zu halten. Dazu Hamburgs Bildungssenator Rabe: "Jetzt wird jedes Land genau wie Bayern die Sommerferien im Alleingang festlegen". Bayern und Baden-Württemberg hätten schon immer eine Extrawurst gefordert und auch erhalten. Damit müsse einmal Schluss sein.
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© ZDF und BBC/Chadden Hunter
(Die Tier- und Pflanzenwelt unserer Erde)