Die Fremdenlegion - 150. Jahrestag der Schlacht von Camerone

Die größten Feierlichkeiten finden im Hauptquartier in Aubagne bei Marseille statt.

Natürlich gibt es eine Parade. Wir sind schließlich beim Militär. Nur, bei der Legion sitzt jeder Schritt, jede noch so kleine Bewegung ist einstudiert. Zum 125 Jährigem war sogar die "Patrouille de France" dabei. Acht Mirage-Düsenjäger mit blauen, weißen und roten Rauchfahnen. La Tricolore, die Farben der Nationalflagge. Der Verteidigungsminister war ebenfalls anwesend.

Der Musikzug der Legion gehört zu den besten Militärkapellen der Welt. Er marschiert vorne, aber hinter den bärtigen Pionieren, zu deren Paradeuniform gehört eine Lederschürze. Sie tragen keine Waffen, sondern Äxte. Das Monument, am Ende des "voie sacree" (heiligen Weges) stammt noch aus Afrika. Es wurde beim Abzug aus Sidi belle Abbes ins Mutterland verschifft. Dann kommen die Kampftruppen in Paradeuniform. Dazu gehört der blaue Gürtel, ein Nierenschutz aus Wolle, stammt noch aus der Kolonialzeit. Und die grünen Schulterstücke mit roten Fransen. Vor so einer Parade wird jeder Knopf hundert mal überprüft. Jede Bügelfalte ist rasiermesserscharf. Der Legionswimpel ist rot und grün. Im Krieg wird Rot nach oben getragen.    

Die dritte Kompanie mit 3 Offizieren und 62 Mann wurde nach ca 20 Km bei Palo-Verde um sieben Uhr morgens angegriffen.

Hauptmann Danjou schwor, und verlangte das Gleiche von seinen Soldaten, sich bis zum Tod zu verteidigen. Mehrere Aufforderungen sich der Übermacht zu ergeben wurden mit Verachtung zurückgewiesen. Die Mexikaner hatten 300 Tote und eben so viele Verwundete zu beklagen. Ihr Offizier fragte seine Männer, ob sie sich nicht schämten, mit dieser Handvoll Gegner nicht fertig zu werden. Aber auch die dritte Kompanie hatte Verluste. Gegen Mittag fiel Capitaine Danjou. Am Abend waren noch ein Fähnrich und fünf Soldaten kampffähig. Ohne Munition griffen sie den haushoch überlegenen Gegner mit aufgepflanztem Bajonett an. Der Sous-Lieutenant und zwei Legionäre starben durch Schüsse. Die letzten drei Legionäre wären wohl auch massakriert worden. Ein mexikanischer Offizier forderte sie letztmalig zur Kapitulation auf. "Nur, wenn wir unseren verwundeten Kameraden helfen können und unsere Waffen behalten dürfen!"   Der Offizier erwiderte: "Männern wie euch kann man nichts verwehren". 60 Männer hielten einen dreißigfach überlegenen Feind 11 Stunden auf. Der Transport kam sicher ans Ziel.

Eine Mission, einen Auftrag ohne Wenn und Aber durchzusetzen, gilt in der Legion als hohe Tugend.

Ein hochdekorierter Offizier trägt die Schatulle mit der Hand. Sie ist Symbol für das höchste Opfer, dass ein Soldat in Erfüllung seiner Pflicht erbringen kann. Sie wird ansonsten in einem speziellen Raum (dans la crypte) des Museums aufbewahrt. Obwohl ich Pazifist bin, und Krieg für hirnrissig halte, finde ich, dass der Geist von Camerone uns heute fehlt. Der Kapitän der Costa Concordia ging nach der Havarie als Erster von Bord. Manager füllen sich ihre Taschen, plündern Konzerne und die Belegschaft muss bluten. Banker setzen Milliarden in den Sand und klagen ihre Boni ein. Politiker kleben an ihren Pöstchen, Verantwortung wahrnehmen ist für sie ein Fremdwort. Anders Hauptmann Danjou, er verlangte von seinen Leuten nicht mehr, als er selber zu erbringen bereit war. Insofern ist er ein Vorbild, sollte es zumindest sein. Führen durch Vorbild, ist das, was uns in der heutigen Zeit fehlt. Natürlich wird an Camerone auch allen Gefallenen gedacht. Nach den Paraden und Zeremonien gibt es aber auch noch einen gemütlichen Teil. Kirmesartige Stände in den Kasernen bieten außer Speise und Trank auch Spiel und Unterhaltung. Es wird nicht nur Limonade getrunken. Deshalb wacht die hauseigene Militärpolizei auch sorgsam auf Ruhe und Ordnung. Und diese Jungs sind meist noch ein bisschen kräftiger als die anderen.

Im Süden Frankreichs gibt es mehrere Legions-Standorte. Aubagne, Orange, Avignon, Nimes.

Auf Anordnung Kaiser Napoleons der III. wurde der Name Camerone auf die Fahne des Regimentes geschrieben. Die Namen der drei gefallenen Offiziere wurden mit Goldbuchstaben in die Wände des Invalidendomes in Paris gemeißelt. Am Ort der Schlacht steht heute (seit 1892) ein Denkmal. Dieses würdigt die heroische Tat. Der Verlauf der Schlacht wird bei jeder Feier zu Camerone verlesen. Es ist einer der Höhepunkte. Besonders verdiente Legionäre dürfen zum Jahrestag nach Mexiko reisen. Eine kleine Schatulle mit Erde aus Camerone gilt als höchstes Andenken an die Legion. Nur Wenigen ist es vergönnt. Manche kommen zurück, und sind enttäuscht. Weil die Mexikaner behaupten, sie hätten damals gewonnen.

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