Worum geht es in dem Buch? Beispielsweise um Tomás, den Museumskurator.

Das Buch ist in drei große Kapitel aufgeteilt. Jedes erzählt eine andere Geschichte, aber irgendwann merkt man auch, dass die drei Geschichten miteinander zu tun haben.

Im Kapitel "Heimatlos" geht es um ein Ereignis im Jahre 1904. Der junge Museumskurator Tomás verliert innerhalb einer Woche drei Menschen, die ihm sehr nahestehen. Zuerst stirbt seine Geliebte Dora, dann der gemeinsame Sohn Gaspar, der nur fünf Jahre alt werden durfte. Schließlich stirbt auch der Vater.

Tomás ist verzweifelt und versucht, seiner Trauer Ausdruck zu verleihen, indem er sich angewöhnt, rückwärts zu gehen. Es gibt aber noch einen Gegenstand, der ihm einen Sinn im Leben, ein Ziel gibt. Und zwar das Tagebuch des Priesters Pater Ulisses. Tomás hat es in dem Museum in Lissabon gefunden, in dem er arbeitet. Im Tagebuch ist von einem Kruzifix die Rede, das irgendwo in einer Kirche Portugals sein muss. Tomás beschließt, nach dem Kruzifix zu suchen, und macht sich mit dem Auto seines Onkels auf den Weg. Während seiner Reise in die Berge Portugals begegnet er vielen Menschen, für die ein Auto etwas komplett Neues ist…

Eine Lesung in englischer Sprache mit Yann Martel über sein Buch

Über den Pathologen, namens Eusebio

Im Kapitel "Heimwärts" lernt man den Pathologen Eusebio kennen. Er leitet die pathologische Abteilung im Krankenhaus von São Francisco in Portugal. Am letzten Tag des Jahres 1938 diskutiert er mit seiner Frau Maria darüber, was das Neue Testament der Bibel und die Kriminalromane von Agatha Christie gemeinsam haben.

Maria verlässt dann das Büro ihres Mannes, und eine andere Frau, die ebenfalls Maria heißt, taucht auf. Sie hat ihren toten Mann Rafael dabei. Er befindet sich in einem Koffer, und Eusebio soll diese Leiche untersuchen. Das tut er auch – und zwar ziemlich ausführlich.

Über den Parlamentsabgeordneten Peter und seinen Schimpansen Odo

Das dritte Kapitel schließlich trägt den Titel "Heimat" und macht den Leser mit dem Parlamentsabgeordneten Peter bekannt. Er lebt im Jahr 1981 in Ottawa, der Hauptstadt Kanadas. Plötzlich stirbt seine Frau Clara. Das trifft Peter hart.

Er braucht dringend Urlaub und sieht sich ein Schimpansenheim an, in dem Forschungen betrieben werden. Ein Schimpanse hat es ihm besonders angetan. Er beschließt, diesen Schimpansen zu kaufen.

Damit Peter und der Schimpanse, der Odo heißt, zusammen ihren Alltag verbringen können, muss Peter umziehen. Innerhalb kurzer Zeit gibt er sein Apartment in Ottawa auf und zieht mit dem Affen nach Portugal. Dort in der Natur werden sich der Schimpanse und auch Peter wohlfühlen.

So sieht das Buch aus:
Ansicht des ganzen Buches

Ansicht des ganzen Buches (Bild: Wonderful_Life_74 im Juli 2016)

Meine Meinung über dieses Buch

Viel gepriesen und hoch gelobt ist dieses Buch von Zeitungen, Radiosendern und Fernsehsendungen. Ich kann in diese Lobeshymnen nicht einstimmen – denn "Die hohen Berge Portugals" von Yann Martel ist und bleibt für mich ein merkwürdiges Buch.

Für das Buch spricht, dass es aus der auktorialen Erzählperspektive geschrieben ist, also kein Ich-Erzähler vorhanden ist. Weiterhin ist die Schrift augenfreundlich gestaltet, und das hübsche Cover macht auch Lust darauf, sich mit dem Buch zu befassen.

Die erste Geschichte mit Tomás kann mich packen und mitreißen, aber mitten in der Handlung hört sie auf. Anschließend muss ich mich als Leserin mit einem Pathologen befassen. Ich bekomme ausführliche Schilderungen, wie er eine Männerleiche auseinandernimmt. So etwas will ich nicht lesen.

Deswegen ist für mich das dritte Kapitel mit Peter und dem Schimpansen wieder lesenswerter. Ich frage mich, warum sich jemand unbedingt einen Affen kaufen muss. Das ist abwegig, weckt aber mein Leseinteresse. Neugierig bin ich darauf, wie jemand alleine mit einem Affen klarkommt und wie sich sein Leben fortan gestaltet.

Ebenso hier beweist der Autor seine Liebe zum Detail. Die Szene, wie Peter und der Affe in einem Restaurant sind, ist sehr detailliert beschrieben. Einerseits erfährt der Leser dadurch, wie Peter seine Trauer um seine Gattin Clara verarbeiten kann. Andererseits wird durch solchen Detailreichtum dem Buch die Spannung genommen – und als Leserin frage ich mich oft: Worauf will der Autor hinaus?

Zum Schluss gibt es eine Quintessenz in dem Buch – viele Geschehnisse in dem Buch haben einen Sinn. Und so wird auch klar, was diese drei Kapitel "Heimatlos", "Heimwärts" und "Heimat" und ihre drei Hauptcharaktere miteinander zu tun haben. Diese Quintessenz macht für mich als Leserin die fehlende Spannung jedoch nicht wett, zumal ich mich auch durch portugiesische Sätze, die nicht ins Deutsche übersetzt werden, beim Lesen arg gestört fühle. Ich kann kein Portugiesisch und überfliege solche Passagen.

Mein Fazit

Im Gesamten gesehen bleibt das Buch "Die hohen Berge Portugals" von Yann Martel für mich nur ein durchschnittliches Lesevergnügen. Wer skurrile, merkwürdige Bücher mag, die Raum für Interpretationen bieten, kann hier zugreifen. Wer spannende oder unterhaltsame Lektüre sucht, sollte sich anderweitig orientieren.

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