Die Horse Thief Detective Association im Wilden Westen
In Montana kämpften gesetzlose Ordnungshüter gegen PferdediebstahlSatzung und Abzeichen der Horse Thief Detective Association (Bild: photojennic / Flickr)
Bei vielen Farmern galten die Mitglieder der HTDA als Witzfiguren
Die HTDA entstand in einem Klima des Misstrauens. Lokale Sheriffs waren meist überfordert, schlecht ausgestattet oder schlicht korrupt. In abgelegenen Gegenden wie dem Missouri Breaks oder entlang des Milk River bedeutete ein gestohlenes Pferd oft den wirtschaftlichen Ruin. Die Mitglieder des HTDA - zumeist Viehzüchter und Trapper - kannten sich untereinander, kannten die Täler, Flüsse und Verstecke, und sie kannten die Namen der üblichen Verdächtigen.
Mitglieder zahlten einen Jahresbeitrag, der die Finanzierung von Kopfgeldern, Ausrüstung und gelegentlichen Reitausflügen zur "Detektivarbeit" deckte. Einfache Erkennungszeichen wie silberne Anstecknadeln oder gekerbte Satteltaschen galten als inoffizielle Abzeichen. Der Rest war Improvisation, oft begleitet von einem gerüttelten Maß an Alkohol, Patriotismus - und persönlichen Fehden. Die HTDA war vor allem in ländlichen Gebieten wie Fort Benton, Glasgow und Havre aktiv. Dort galten sie bei vielen Farmern als notwendiges Übel, bei anderen hingegen als Witzfiguren.
Die HTDA konnte auch einige Erfolge vorweisen
Zeitungsartikel aus der Zeit, insbesondere jene in der Great Falls Tribune, erwähnten die Gruppen gelegentlich spöttisch als "Hobby-Cowboys mit Detektivhüten". Ein Redakteur schrieb 1893: "Sie reiten viel, trinken viel mehr und finden selten mehr als ihre eigenen Spuren." Doch es gab auch Erfolge. In mehreren dokumentierten Fällen gelang es der HTDA, gestohlene Pferde aufzuspüren - teils über mehrere Dutzend Meilen hinweg. Ihre Methoden waren allerdings fragwürdig: Sie stützten sich auf Gerüchte, informelle Aussagen, gelegentlich auch auf Drohungen.
Ein berüchtigter Fall war die Verhaftung - oder besser gesagt, Entführung - eines Mannes namens Silas Dree im Jahr 1895. Ohne Beweise wurde er von der HTDA nach Fort Benton gebracht und öffentlich beschuldigt. Später stellte sich heraus, dass sein "gestohlenes" Pferd lediglich von seinem Nachbarn geliehen war. Die Behörden standen der HTDA kritisch gegenüber. Zwar duldeten viele Sheriffs die Gruppe aus Mangel an Alternativen, doch es gab auch Konflikte.
In mindestens zwei Fällen wurden Mitglieder der HTDA selbst wegen Körperverletzung angeklagt - allerdings nie verurteilt. Die Bevölkerung schwankte zwischen Spott und heimlicher Unterstützung. Viele betrachteten die Gruppe als übergriffige Amateure, andere als letzte Bastion gegen die Gesetzlosigkeit. Mit dem beginnenden 20. Jahrhundert und der verbesserten Infrastruktur, Telegrafie und professioneller Polizeiarbeit verlor die HTDA an Bedeutung, obwohl die Mitglieder anfangs versuchten, ihre Aufgabenbereiche auch auf gestohlene Autos auszuweiten.
Ihre Mitglieder wurden älter, die Bedrohung durch Pferdediebe geringer. Dennoch überlebte der Verein auf dem Papier bis in die 1920er Jahre und wurde in späteren Jahren zu einem folkloristischen Kuriosum in der amerikanischen Geschichte. Heute gilt die Horse Thief Detective Association als Beispiel für die Selbstjustiz des Wilden Westens - mal heroisch, mal töricht, oft beides zugleich. Sie zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Ordnung und Chaos sein konnte, wenn Bürger sich genötigt sahen, selbst das Gesetz zu übernehmen - und dabei von niemandem wirklich ernst genommen wurden.
Bildquelle:
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