Einleitung und Basissatz

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um den Monolog einer der beiden Hauptfiguren, Ferdinand, aus Friedrich Schillers bürgerlichem Trauerspiel "Kabale und Liebe". Friedrich Schiller (1759-1805) schrieb das Drama im Jahr 1782 und in ihm werden die Probleme von gesellschaftlichen Unterschieden und Intrigen thematisiert und stark kritisiert.
Der Monolog Ferdinands befindet sich im vierten Akt in Szenen zwei, nachdem Ferdinand den Brief findet, den Luise an Hofmarschall von Kalb schreiben sollte, in welchem sie schreibt wie sehr sie den Hofmarschall liebt. Anschließend sollte Hofmarschall von Kalb den Brief Ferdi­nand finden lass und es wie einen Zufall aussehen lassen.

Hauptteil

Der Monolog beginnt mit einer Regieanweisung, welche für das Drama ungewöhnlich aufgebaut ist. Es werden drei verschiedene Verhaltensweisen Ferdinands in einer Regieanwei­sung beschrieben. Damit wird gezeigt wie schnell sich Ferdinands Verhalten und seine Ge­fühle während des Lesens des Briefes ändern.

Der danach folgende erste Abschnitt reicht von Zeile drei bis Zeile zehn und beginnt mit der Gemination "Es ist nicht möglich! nicht möglich!" (Z. 1), welche zeigt, dass Ferdinand es nicht glauben kann, was er in Luises Brief gelesen hat. Er macht seiner Ungläubigkeit Luft indem er sagt, dass er es nicht für möglich hält, dass in "diese[r] himmlischen Hülle [ein] so teuflisches Herz" (Z. 1f.) versteckt ist. Er spricht des Weitern von "Betrug" (Z. 6), welchen Luise an ihm verübt hat. Den Betrug bezeichnet er in einer Alliteration als "unerhört [und] ungeheuer" (Z. 6) und sagt zusätzlich, dass "die Menschheit noch keinen (solchen Be­trug) erlebte" (Z. 6f.). Am Ende des ersten Abschnitts beschreibt Ferdinand warum er so be­trogen werden konnte. Der Grund ist seines Erachtens nach Luises Schönheit, welche er als "himmlische Schminke" (Z. 10) beschreibt, die ihn "bald […] betrogen" (Z. 9f.) hätte.

Nun folgt die zweite Regieanweisung, welche besagt, dass er rasch durchs Zimmer stürzt und anschließend wieder nachdenklich stehen bleibt (vgl. Z. 11). Auch hier werden seinen schnellen Gefühls- und Verhaltensschwankungen deutlich und als Leser merkt man, wie aufgebracht er in dem Moment sein muss.

Der von Zeile zwölf bis Zeile 18 reichende zweite Abschnitt beginnt mit der Ellipse "[m]ich ganz so zu ergründen" (Z. 12). Diese zeigt, dass Ferdinand sich auch selbst Vorwürfe macht, auf Luise herein gefallen zu sein und sich ihr offenbart zu haben. Ferdinands Hektik wird auch durch die in diesem Abschnitt des Monologs oft fehlenden Satzzeichen sehr deutlich. Gegen Ende dieses Abschnitts ist erneut eine Gemination zu finden, welche lautet "nichts als Grimasse? Grimasse?" (Z. 16) und womit Ferdinand ganz klar Luise vorwirft, sich die ganze Zeit hinter einer Grimasse versteckt zu haben. Außerdem will er sich damit selbst sagen, dass sie doch gar nicht die richtige für ihn ist. Anschließend wird er immer wütender und bezeichnet Luise sogar als "Teufel" (Z. 17), welcher so gut lügen kann, dass sie es sogar bis in den Himmel geschafft hätte (vgl. Z. 17f.).

Im nun folgen dritten Abschnitt (Z. 19 bis 25) ist Ferdinands Wut klar zu erkennen, welche er vorher versucht hat zurück zu halten. Er bezeichnet Luise als eine "Falsche" (Z. 20), die als sie "die Gefahr [der] Liebe" (Z. 19) bemerkt hat ihre "Täuschung" (Z. 19) aufgibt. Außerdem beginnt er ihr Handeln zum Beispiel gegen seinen Vater anders zu deuten (vgl. Z. 20ff.). Es folgt eine Alliteration in der Ferdinand sagt, "Heuchlerin[nen], […] Koketten (Frauen die Männer beeinflussen wollen) [und] […] Metzen (Prostituierte)" (Z. 22ff.) fallen bei Luises Taten in Ohnmacht, da Luises viel schlimmer Dinge getan hat als die Aufgezählten. Er wertet sie damit klar auf das schlimmste hin ab.

Im vierten und letzten Abschnitts (Z. 26 bis 32) stellt Ferdinand sich viele Fragen. Zu Anfang beschreibt er, dass sie weiß, was sie ihm angetan hat und dass er sich ihr vollkommen hingegeben und geöffnet hat (vgl. Z. 26). Des Weitern wirft er ihr vor. dass sie beim "ersten Kuss" (Z. 27) nichts empfand und es nur als "Triumph ihrer Kunst" ansah, dass er so echt wirkte. Er zeigt außerdem noch einmal seine starken Gefühle für sie, indem er sagt, dass er nichts anderes "als die Ewigkeit und das Mädchen" (Z. 30) sieht und sie stattdessen "da [nichts] empfand" (Z. 30f.). Ferdinands Wut erreicht im letzten Satz seines Monologs den Höhepunkt, da er sich nun nur noch den "Tod oder Rache" (Z. 32) wünscht, weil er Luise über alles liebt und nicht ohne sie leben kann und will.

Schlussteil

Abschließend sei noch festzustellen, dass Ferdinand sehr oft göttliche Metaphern verwendet, um Luise als einen Teufel in "himmlische[r] Hülle" (Z. 1) oder als betrügerischen "Engel" (Z. 2) zu beschreiben. Außerdem ist der Monolog in altem Deutsch geschrieben, da zum Beispiel "Heldenmuth" (Z. 9), "Thräne" (Z. 14), "Erröthen" (Z. 27) oder "Gemüth" (Z. 30) mit "th" geschrieben sind.

Meiner Meinung nach zeigt dieser Monolog sehr deutlich, dass Ferdinand sofort außer sich ist und Luise in den schlimmsten Augen sieht, anstatt den Brief kritisch zu hinterfragen. Er kann sich nicht mehr kontrollieren und beschimpft Luise sogar, anstatt sich zu beruhigen, um ein normales Gespräch mit ihr zu suchen. Ich kann mir vorstellen, dass Schiller diesen Monolog absichtlich so geschrieben hat, um Kritik an der Gesellschaft und den Leuten zu üben, die nur das offensichtliche sehen und nichts kritisch hinterfragen. Das zeigt außerdem die Aktualität von "Kabale und Liebe", da es diese Menschen, die Schiller hier kritisiert immer und in jeder Gesellschaftsschicht geben wird.

Autor seit 4 Jahren
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