Die Handlung von "EarthCore"

1942 in den Wah-Wah-Moutains des US-Bundesstaats Utah: Drei Studenten wollen die Höhlensysteme erforschen. Sie verschwinden spurlos und tauchen nie wieder auf. Kein Einzelfall: immer wieder lösen sich neugierige Höhlenbesucher wie in Luft auf. Für die Ureinwohner der Umgebung nicht weiter ungewöhnlich: Sie glauben, dass die Berge verflucht sind und jeden töten, der sich allzu tief in sie hinein wagt.

Von diesem Aberglauben hält der erfahrene Prospektor Sonny McGuiness nichts. Tatsächlich scheinen ihm die Berge sogar Glück zu bringen, denn er findet Hinweise auf eine reichhaltige Platinmine. Sein Fund gerät ins Radar des Bergbaukonzerns EarthCore, der mittels Erpressung und Bestechung die Exklusivrechte an der Förderung der Mine zu ergattern versucht. Ein riskantes, aber potenziell lohnendes Risiko, liegen doch offenbar Werte im dreistelligen Milliardenbereich nur darauf, endlich geborgen zu werden!

Doch bereits während der ersten Bohrungen ereignen sich merkwürdige Zwischenfälle. Dazu platzt auch noch die Archäologin Veronica Reeves mitten in die Erkundungsmissionen: Sie vermutet die Überreste einer einzigartigen, längst untergegangenen Zivilisation in den Bergen. Ihre Hinweise: Seltsame Messer aus reinem Platin, die an verschiedenen Orten weltweit gefunden wurden. Mit diesen Werkzeugen wurden einst ganze Stämme abgeschlachtet. Je tiefer die Bohrungen gehen, desto mehr erhärtet sich der Verdacht, dass zumindest einige Vertreter dieser Zivilisation noch durchaus rege sein könnten...

Die Handlung von

Rezension

Mit der Kraft von Lovecraft

Bereits nach wenigen Seiten wird sich so mancher Leser an Geschichten aus der Feder des Horror-Altmeisters H. P. Lovecraft erinnert fühlen. Auch in dessen Kurzgeschichten lauerten fürchterliche Wesen auf jene Unvorsichtigen, die sich allzu neugierig in verbotene Gebiete wagten. Im späteren Verlauf von "EarthCore" sollen noch einige weitere bekannte Schlüsselelemente hinzukommen, die natürlich nicht vorweggenommen werden, um potenzielle Leser nicht des Vergnügens zu berauben.

Doch auch abseits von Lovecraft wandelt der in San Francisco lebende Sigler auf vertrautem Terrain. Seine Mischung aus halbwegs realistischem Szenario, High-Tech, Science Fiction und einer Prise Horror setzten bereits Genre-Superstars wie Michael Crichton oder Richard Preston höchst erfolgreich ein.

Spannendes "Was wäre, wenn...?"-Szenario

Trotzdem bietet "EarthCore" weitaus mehr, als nur einen simplen Abklatsch bekannter Motive. Mit großer Sachkenntnis schildert Sigler den beinharten Kampf um wertvolle Informationen. Ein Kampf, bei dem selbst vermeintliche Freunde blitzschnell die Seiten wechseln, sofern sie sich Vorteile daraus versprechen.

Im Grunde folgt Siglers Thriller natürlich den Spuren klassischer "Was wäre, wenn...?"-Szenarien. In diesem Fall also: Was wäre, wenn mitten in den USA die Wiege einer uralten Zivilisation läge, die dem Menschen nicht gerade wohlgesonnen ist?

Geschickt wirft Sigler immer wieder offene Fäden auf, die zum Weiterlesen animieren und - dies sei verraten - sinnvoll verknüpft werden. Wer Aversionen gegen allzu offene Romanenden hegt, kann "EarthCore" ruhigen Gewissens lesen.

High-Tech vs. Low-Tech

Die Handlung wird, typisch für einen Thriller, rasant vorangetrieben, ohne mit Details und ausführlichen Beobachtungen zu sparen. Leerlauf kennt der Roman aber keinen: Jeder technischen Beschreibung oder beobachtenden Ausführung folgt geladene Action. Langeweile hat in "EarthCore" keine Überlebenschance! Ganz im Gegensatz zu den Protagonisten, die sich nicht nur gegen einen anfangs unsichtbaren Feind, sondern auch gegen Verräter in ihren eigenen Reihen erwehren müssen.

Obwohl die Figuren rasch und einfach charakterisiert werden, mangelt es ihnen nicht an der nötigen Tiefe. Mit einem lupenreinen Drama oder einer Charakterstudie können diese zwar nicht mithalten. Aber wer einen Thriller der Marke "EarthCore" liest weiß ohnehin, was ihn erwartet.

Jedenfalls bis zu einem gewissen Grad. Denn immer wieder schlägt die Handlung überraschende Haken und erwischt den Leser am falschen Fuß. Geradlinigkeit ist Siglers Sache nicht - zum Glück! Besonders reizvoll ist es zu beobachten, wie die mit allen technischen Hilfsmitteln bewehrten Forscher allmählich ums nackte Überleben kämpfen und auf primitive Werkzeuge zurückgreifen müssen. Wo anfangs noch Maschinengewehre ihre tödliche Ladung ausspucken, müssen irgendwann Steine herhalten. Eine ironische Rückwärtsentwicklung, die eine bedeutende Rolle im Roman spielt.

Mit Blut wird nicht gegeizt

NIcht zu kurz kommen die Horrorelemente. Splattereinlagen sind in diesem Thriller zwar verpönt. Doch mitunter werden Finger abgehackt, fiese Foltermethoden angewendet oder Widersacher kaltblütig ermordet. Da Sigler keiner Figur eine Ausnahmestellung zuweist, bleibt es für den Leser bis zuletzt spannend, wer überleben und wer sterben wird.

Schlussendlich hält "EarthCore" sogar eine tröstliche Botschaft bereit: Egal, wie schlimm die Situation ist - Menschlichkeit setzt sich durch!

Fazit

EarthCore: Debütwerk als kostenloser Download

Ursprünglich hatte Scott Sigler "EarthCore" zum kostenlosen Download als Podcast angeboten. Vom enormen Erfolg ermutigt fand sich wenig später auch ein Verleger. Ein Erfolg, der nicht verwundert. Denn selten liest sich ein Debütwerk dermaßen spannend, flüssig und hervorragend recherchiert, wie eben "EarthCore". Man merkt dem Buch auch an, dass es mit viel Liebe zum Detail verfasst wurde und der Autor sichtlich Spaß am Schreiben hatte. Dieser sollte sich auf den Leser übertragen, sodass "EarthCore" einer jener Romane ist, den man nicht weglegen kann, bis man auf der letzten Seite angelangt ist.

An weiterem Lesefutter aus der Schreibschmiede von Scott Sigler mangelt es jedenfalls nicht. Spannenden Leseabenden steht dank seiner Nachfolgewerke wie "Infiziert" nichts im Wege.

Fans seines Debütromans dürfen übrigens jubeln: 2013 soll eine Fortsetzung veröffentlicht werden. Hoffentlich erweist sich der Roman als origineller, denn der Titel dieses Sequels, das wenig einfallsreich "Earthcore II" heißen soll.

Daten zu "EarthCore"

Originaltitel: "EarthCore"

Autor: Scott Sigler

Veröffentlichungsjahr: 2010 (auf Deutsch)

Seitenanzahl: 624 Seiten

Verlag: Heyne Verlag

Autorenwebsite:www.scottsigler.com

Autor seit 13 Jahren
815 Seiten
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