Bohrturm (Bild: Bernd Teuber)

Wasser drang in die Bohrlöcher ein

Drake reiste nach Tarentum und sah sich an, wie die Salinenarbeiter die Schächte für die Salzgewinnung anlegten. Über den Schächten erhob sich ein sogenannter Derrick, ein großes Holzgerüst, an dem ein Tau mit einem schweren Schlaghammer befestigt war. Das andere Ende des Taus führte zu einem von einer Dampfmaschine betriebenen Hebelarm. Das Schlaggerät, das abwechselnd hochgezogen und dann wieder losgelassen wurde, sauste mit Schwung hinunter und zerbrach so das Gestein. Genau so etwas brauchte Drake.

Die Beschaffung des Materials stellte kein Problem dar, doch es dauerte fast ein Jahr, bis er einen geübten Brunnengräber fand. Dieser Mann hieß William Smith, traf im Mai 1859 in Titusville ein und brachte auch gleich seine selbst geschmiedeten Bohrwerkzeuge mit. Endlich konnte mit den Bohrarbeiten begonnen werden. Doch schon bald traten die ersten Schwierigkeiten auf. Nur 50 Meter von den Bohrlöchern entfernt gab es einen Fluss und natürlich drang Wasser in die Löcher ein. Doch Drake fand schnell eine Lösung. Er ließ den Schacht verkleiden. Innerhalb dieser Schachtröhre erfolgte nun die Bohrung. Seitlich konnte kein Wasser mehr eindringen und von unten her sollte das Grundwasser das Öl in den Schacht drücken.

Doch kaum waren die ersten Probleme gelöst, tauchte schon ein neues auf. Am 26. August erhielt Drake einen Brief seines Freundes Townsend. Er teilte ihm mit, dass die Arbeiten zum Ende des Monats eingestellt werden müssten, da die Geldmittel zur Neige gingen. Drake befolgte die Anweisung, wollte aber auf jeden Fall bis zum 31. August weiterarbeiten. Am Nachmittag des 27. August bemerkte Uncle Billy eine Veränderung bei den Bohrungen. Er hörte ein dumpfes Geräusch und beobachtete, dass seine Sonde mit einem einzigen Stoß einen halben Meter tief eindrang. Als er am nächsten Tag einen weiteren Blick in den Schacht warf, entdeckte er dort Erdöl. Die Bohrtiefe betrug 21 Meter.

Edwin Drake besaß keinen guten Geschäftssinn

Drake blieb gelassen, während in seiner Umgebung die Aufregung zunahm. Neben den Farmern tauchten nun auch Bankiers und Anwälte auf. Viele kauften Grundstücke und sicherten sich so schnell wie möglich Schürfrechte. Währenddessen pumpte Uncle Billy das Öl aus dem Boden. Die Förderung betrug beinahe 2500 Liter pro Tag. Trotz dieses Erfolges hielten die Aktionäre der Pennsylvania Rock Oil Company Drake für einen schlechten Geschäftsmann. Im Grunde genommen hatten sie damit vielleicht sogar recht, denn dieser Mann interessierte sich nicht für Geld. Seine Aufgabe war es gewesen, mehr Erdöl zu finden. Diese Aufgabe hatte er erfüllt. Nun brauchte man ihn nicht mehr.

Am 26. März 1860 wurde er entlassen und gründete eine Kapitalgesellschaft zur Ölgewinnung und -vermarktung. Doch Drake besaß keinen guten Geschäftssinn. Zudem scheiterte er bei der Patentierung seiner Bohrzeugerfindung. Bei einer Ölspekulation im Jahr 1863 verlor er all seine Ersparnisse. Drakes Frau brachte die Familie mit Näharbeiten und der Aufnahme von Pensionsgästen durch. Es dauerte nicht lange, bis sich seine Notlage in Titusville herumsprach. Die Bürger der Stadt reichten 1873 beim Parlament von Pennsylvania eine Petition ein, der Familie eine jährliche Rente von 1.500 US-Dollar zu gewähren. Sie wurde genehmigt und nach Drakes Ableben (8. November 1880) seiner Witwe bis zu deren Tod im Jahr 1916 weitergezahlt.

BerndT, am 02.09.2014
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Bildquelle:
Bernd Teuber (Petroleumlampen im Wilden Westen)
PublicDomainPictures (Die Entstehung des Erdöls)
Bernd Teuber (Katastrophen bei der Erdölförderung im Wilden Westen)
State Library of Queensland (Goldrausch im Wilden Westen)

Autor seit 12 Jahren
357 Seiten
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