Ein wichtiger Schlüssel Gottes Wort besser zu verstehen
Und es wird geschehen: Ehe sie zu mir rufen, werde ich antworten; während sie noch mit mir reden, werde ich hören. Jesaja 65,24Gottes Wort ist widerspruchslos und wahr
Ich möchte mit einer Frage anfangen, die auf den ersten Blick banal erscheint. Mit welcher Person verbindest du die Aussage "Wir schaffen das!"? Richtig, mit unserer ehemaligen Kanzlerin Angela Merkel. Aber kennst du auch den Kontext dieser Aussage? Lass mich dir ein wenig helfen. Dieses Zitat stammt aus einer Pressekonferenz im Jahr 2015. Anlass dieser Konferenz war die Flüchtlingskrise. Wie sollte sich Deutschland angesichts der vielen Flüchtlinge aus anderen Ländern verhalten? Frau Merkels Antwort lautete: Wir sind ein starkes Land, wir nehmen sie auf, wir schaffen das. "Wir schaffen das". Drei Worte die allerdings erst im Rahmen ihres Kontextes richtig verstanden werden und diese simple Tatsache ist die Lösung bezüglich des Verses aus dem Jesaja-Buch. Auch dieser Vers befindet sich in einem Kontext und erst im Rahmen dieses Kontextes ergibt er seinen Sinn!
Viele liberale Theologen versuchen uns immer wieder klarzumachen, dass das Wort Gottes sich selbst widerspricht. Auf diese Art und Weise machen sie das Wort Gottes unglaubwürdig, denn etwas, das sich selbst widerspricht, dem kann man nicht vertrauen. Jesus hingegen hatte eine komplett andere Einstellung zu Gottes Wort. Er bezeichnete es als Wahrheit (Johannes 17,17).
Ich will einen kurzen Exkurs zum Thema liberale Theologie in meine Gedankengänge einfügen. Das Wort liberal heißt frei. Liberale Theologie heißt also frei Theologie oder anders ausgedrückt: Eine Theologie, die frei von Gott ist und sich von ihm losgesagt hat. Logisch, dass eine solche Form von Theologie Widersprüche im Wort Gottes zu entdecken glaubt. Beschämend, dass diese Form von Theologie in Deutschland ihren Ursprung nahm, sich wie eine Pandemie weltweit verbreitete und heute an den Universitäten anerkannt ist und gelehrt wird. In 1. Korinther 2,4 schreibt Paulus, dass Glaube, wie ihn das Neue Testament versteht, nicht auf Menschenweisheit, sondern auf der Kraft Gottes beruht. Genau das ist, meiner Ansicht nach, das Hauptproblem der liberalen Theologie. Sie basiert auf Menschenweisheit und lässt dabei die Kraft Gottes außenvor.
Gott schafft eine neue Welt.
Doch lass uns zu unserm ursprünglichen Bibelvers zurückkehren. Ich erwähnte bereits, dass dieser Vers lediglich in seinem Kontext Sinn ergib und genau dies ist der entscheidende Schlüssel, der mir half, diesen Vers besser zu verstehen.
In Jesaja 65,1-16 nominiert Gott viele Dinge und spricht diese offen an, denn Israel hatte sich zum wiederholten Mal von ihm abgewandt. Doch wenn du dieses Kapitel aufmerksam liest, kommst du zu einer wichtigen Stelle. Es gehört zu den Strategien Gottes, dass es trotz sittlichem und moralischem Verfall, immer wieder Menschen in Israel gab und gibt, die an Gott festhalten. Sie sind der Grund dafür, dass Gott sein Volk nicht vernichtet, sondern weitermacht.
Ab Vers 17 änderst sich dann die Perspektive. In der Elberfelder Bibel lautet dieser Vers: Siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde; und an die früheren wird man sich nicht mehr erinnern, und sie werden nicht mehr in den Sinn kommen. In der Bibel sind es oft die kleinen Worte, die eine große Bedeutung haben. Das entscheidende Wort hier lautet Siehe. Du kannst dieses Wort auch mit schau genau hin, oder höre mir genau zu übersetzen. Immer wenn Gott "siehe" sagt, sollten alle deine Sinne wach sein, denn dann verlangt Gott deine volle Aufmerksamkeit. Den Rest dieses Kapitels verbringt Gott damit, diese neue Welt zu beschreiben. In der Elberfelder Übersetzung kommen allein in den Versen 18–19 kommen die Worte freuen und frohlocken sechsmal vor. Diese Tatsache drückt schon vieles aus, und in diesem Zusammenhang findest du auch die Zusage, dass Gott Gebet erhört, bevor dieses überhaupt geäußert wurde.
Merkst du nun, was für fatale Folgen es haben kann, wenn du Bibelverse aus ihrem ursprünglichen Kontext herausreißt? Tragischerweise tun dies viele Christen. Sie können Bibelverse zitieren. Aber darum geht es nicht! Es sei denn diese Christen haben einen Minderwertigkeitskomplex und müssen sich in ihrer Gemeinde profilieren. Um geistlich in dieser Welt zu überleben, musst du auch den Hintergrund dieser Verse verstehen. Denn nur dann machen sie wirklich Sinn und helfen dir in deinem Glaubensleben. Dies ist der entscheidende Schlüssel, den ich dir in der Einleitung zu diesem Artikel versprochen habe. Gott hat dir sein Wort nicht gegeben, damit du dich vor anderen profilierst. Paulus schreibt, dass das Wort Gottes zur Unterweisung zur Widerlegung von falschen Lehrmeinungen und zur Erziehung in Gerechtigkeit dient (2. Timotheus 3,16). Jede andere Verwendung des Wortes Gottes ist meiner Meinung nach falsch und muss – bei allem Respekt dir gegenüber – als Missbrauch betrachtet werden. Ich möchte an diesem Punkt richtig verstanden werden: Es ist nicht falsch Bibelstellen auswendig zu lernen. Du musst aber auch wissen wo diese herkommen bzw. in welchem Kontext sie eingebettet sind.
Doch lass uns nun zu unserem ursprünglichen Vers zurückkehren. Wenn du dich schon einmal gefragt hast ob Gott Gebet erhört, lautet meine Antwort: ja er tut es. Er tut es aber umso mehr in der neuen Welt, die er erschaffen wird.
Diese Tatsache führt uns zu weiteren Fragen, die meiner Meinung nach der Klärung bedürfen. Warum lässt Gott uns warten? Warum kann er nicht schon hier und jetzt jedes unserer Gebete erhören? Die Antwort auf die erste Frage lautet: Weil Gott möchte, dass wir warten lernen. Tatsächlich spielt das Thema Geduld eine wichtige Rolle in der Bibel. Er möchte, dass du dich auf die neue Welt, die er erschaffen wird, freust.
Ich habe einmal die Geschichte von einem Vater gehört, der seinem Sohn zu seinem zwölften Geburtstag einen Sportwagen schenkt. "Ist das wirklich meiner?" fragte der Sohn überwältigt. "Danke, Papa!". "Ich freue mich darüber, dass du dich über mein Geschenk freust." sagte der Vater. "Was ich dir aber bisher noch nicht gesagt habe ist, dass du den Autoschlüssel erst zu deinem achtzehnten Geburtstag bekommst." Diese Geschichte scheint ein bisschen weit hergeholt zu sein, doch nur auf den ersten Blick. Garantiert geht dieser Junge in den nächsten sechs Jahren immer wieder zu seinem Sportwagen und freut sich darauf mit diesem Auto über die Landstraßen zu fahren und auf der Autobahn die Schallmauer zu durchbrechen.
Warum betest du zu Gott?
Ich habe in der Einleitung bereits angedeutet, dass Jesaja 65,17 auch die Frage auflassen kommen könnte, warum wir eigentlich beten, wenn Gott unserer Anliegen doch schon kennt. Ich denke allerdings, dass du diese Frage selbst beantworten kannst. Christen, die so argumentieren, haben diesen Vers noch nicht in seinem Kontext gelesen. Trotzdem halte ich die Frage, warum wir eigentlich beten, für relevant.
Lass mich eine Sache gleich am Anfang dieses Abschnitts klarstellen: Du solltest niemals lediglich darum bitten, dass es dir gut geht. Gott ist kein 24/7-Lieferdienst, bei dem du eine Bestellung einreichen kannst und wenige Tage später den gewünschten Artikel in den Händen hältst. Der Theologe Ole Hallesby hat einmal geschrieben, dass Gebet in erster Linie "Reden mit Gott" ist. Folglich betest du in erster Linie, weil du eine Beziehung zu Gott hast. Ich habe gerade geschrieben, dass du niemals lediglich darum bitten solltest, dass es dir gut geht. Ja, ich wollte ein wenig provozieren. Sorry! Aber zurück zu dem, was ich eigentlich sagen wollte: Du solltest niemals lediglich darum beten, dass es dir gut geht. Sondern du betest, weil es dir so gut geht! In Psalm 100,2 heißt es, dass du mit Jubel vor das Angesicht Gottes treten sollst. Nimm diesen einen Aspekt doch einmal mit, wenn du in deine nächste Gebetszeit startest.
Jemand hat mich einmal gefragt, wieviel Zeit er habe, um sein Gebet zu verrichten. Bevor wir in den nächsten Abschnitt gehen, werde ich diese Frage kurz aufgreifen und beantworten, denn aus irgendeinem Grund scheint sie mir relevant zu sein. Zuerst einmal sollst du wissen, dass du alle Zeit der Welt hast, um mit deinen Anliegen zu Gott zu kommen. Aktuell lese ich ein Buch von Mike Bickle, einem Pastor aus Kansas City, Missouri USA. In diesem Buch habe ich vor einigen Tagen etwas gelesen, dass mich beeindruckt hat. Sinngemäß schreibt Pastor Bickle in seinem Buch, dass die Zeiten, die du mit Gott verbringst, die Zeiten sind, in denen sich dein Leben verändert. Wenn du möchtest, dass sich dein Leben grundlegend verändert, ermutige ich dich, Zeit mit Gott zu verbringen, indem du sein Wort liest, darüber nachdenkst und dann deine Anliegen in die Gegenwart Gottes bringst.
Ich hoffe, dass du verstanden hast, dass Gott hier auf dieser Erde nicht alle deine Gebete beantworten wird. Abschließend werde ich noch auf einen Vers aus dem Buch Micha verweisen. Micha war ein Prophet zur Zeit des Alten Testaments. In Kapitel 7 beklagt er den sittlichen und unmoralischen Verfall seiner Genration. Doch dann trifft er eine Entscheidung. Es ist ihm egal wie schlecht und verdorben sich die anderen Menschen verhalten. Er will sich auf Gott ausrichten und auf den Zeitpunkt warten, bis Gott sein Gebet erhört (Micha 7,7).
Ich glaube, dass diese Bibelstelle die aktuelle Situation sehr gut widerspiegelt. Du musst dich immer wieder neu entscheiden, dich auf Gott auszurichten, Zeiten mit ihm zu verbringen und darauf zu vertrauen, dass Gott zum richtigen Zeitpunkt auch deine Gebete erhört.