Englische Königinnen im Film
Queen Victoria, Königin Elisabeth I. von England und Maria Stuart, die unglückliche schottische Königin, haben viele Filmemacher inspiriert.Noch vor den Sissi-Filmen spielte Romy Schneider eine andere berühmte Prinzessin: die junge englische Thronfolgerin Victoria. Wer Sissi mag, wird auch diesen Film lieben. Romy Schneider entfaltet darin all ihren jugendlichen Charme. Das ist zwar nicht sehr hoheitsvoll und auch nicht besonders realitätsnah, aber trotzdem ganz bezaubernd. Der historische Rahmen stimmt im Großen und Ganzen; die abenteuerliche Art, wie Victoria ihren zukünftigen Ehemann, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, kennenlernt, ist jedoch frei erfunden. Einige Motive dieses Films tauchen auch später bei Sissi wieder auf, denn gute Ideen wurden auch damals schon gern recycelt.
Mädchenjahre einer Königin (Romy Schneider Edition) |
'Victoria, die junge Königin'
Wie man eine königliche Liebesgeschichte auch ohne Kitsch und trotzdem sehr gefühlvoll inszenieren kann, zeigt der Film Young Victoria von 2009. Hier gibt es keine romantischen Umwege, Prinz Albert wird Victoria ganz offiziell als passender Heiratskandidat vorgestellt. Trotz gegenseitiger Sympathie kann Victoria sich jedoch erst nach einer politischen Krise für die Ehe mit Albert entscheiden.
'Victoria & Albert – Eine Liebe im Schatten der Macht'
Sehr viel ausführlicher behandelt der mehr als doppelt so lange Film Victoria & Albert – Eine Liebe im Schatten der Macht von 2001 die Beziehung der beiden. Entgegen der historischen Überlieferung wird Victorias Liebe zu Albert hier jedoch als zunächst einseitig dargestellt. Der Prinzgemahl findet sich erst nach einiger Zeit in seine Rolle am Hof hinein.
Elisabeth I., eine starke Frau in einer von Männern beherrschten Welt
Elisabeth I., die "jungfräuliche Königin", spielt die Hauptrolle in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen. Ihr wechselvolles Schicksal und ihre lange Regierungszeit bieten reichlich Stoff für spannende Unterhaltung. Da taucht zunächst einmal die Frage auf: Trug sie ihren Beinamen einer jungfräulichen Königin zu Recht? Ihr wurden mehrere Liebesaffären nachgesagt, vor allem ihr langjähriges vertrautes Verhältnis zu Robert Dudley, dem Earl of Leicester, bietet Anlass zu Spekulationen.
Der dramaturgisch eindrucksvollste Film, Elizabeth von Regisseur Shekhar Kapur aus dem Jahr 1998 mit Cate Blanchett in der Hauptrolle, bezieht in dieser Hinsicht klar Stellung. Da er es aber grundsätzlich mit historisch verbürgten Tatsachen nicht sehr genau nimmt, darf man in derart eindeutigen Liebesszenen wohl nur ein Zugeständnis an die Erwartungen des Kinopublikums sehen. Der Film behandelt die Entwicklung der jungen Prinzessin, die von ihrer regierenden Halbschwester Mary wegen angeblichen Hochverrats im Tower interniert wird, hin zur selbst- und machtbewussten Monarchin, die sich allen Versuchen, sie durch eine politische Heirat auszuschalten, widersetzt und auch die gegensätzlichen religiös-politischen Gruppierungen im eigenen Land zu kontrollieren weiß.
Die Fortsetzung, Elizabeth – Das goldene Königreich von 2007 fällt gegenüber dem ersten Teil deutlich ab. Zu bewundern sind zwar auch hier wieder prächtige Kostüme und überzeugende Schauspieler, aber dem Film fehlt ein durchgängiger Spannungsbogen. Das Motiv der Verschwörung – hier durch die inhaftierte Maria Stuart veranlasst – wurde im ersten Film schon völlig ausgereizt, sodass die Neuauflage nur wie ein schwacher Abklatsch wirkt. Da Robert Dudley, Elisabeths ständiger Begleiter, am Ende des ersten Films durch den auch ihm fälschlicherweise angelasteten Verrat ausgeschaltet wurde, fehlt der Königin jetzt ein romantischer Gegenspieler. Dafür muss Walter Raleigh einspringen, dessen eigentliche Verdienste bekanntermaßen eher auf dem Gebiet der Seefahrt als dem der emotionalen Verwicklungen zu suchen sind.
Die BBC verfilmte das Leben von Elisabeth I. 1971 historisch genau und ausführlich in einer sechsteiligen Serie mit dem Titel Elizabeth R. Glenda Jackson spielt darin ganz großartig eine sehr selbstbewusste Elisabeth, die schon in jungen Jahren das politische Ränkespiel beherrscht und auch in emotionalen Belangen immer die Oberhand zu behalten sucht.
Die Neuauflage der BBC von 2005, Elizabeth I. – The Virgin Queen, finde ich weniger gelungen. Anne-Marie Duff spielt zu fröhlich und spontihaft und wirkt auch äußerlich ein wenig zu kindlich.
Das lässt sich von Helen Mirren als Elizabeth I. – Die jungfräuliche Königin nicht behaupten. Diese fast zeitgleich entstandene zweiteilige Produktion spart Elisabeths Jugendzeit aus und setzt zu einem Zeitpunkt ein, als deren Chancen, doch noch zu heiraten und einen Thronfolger zu gebären, mit Ende vierzig immer geringer wurden. Gleichwertig neben der Politik stehen Elisabeths Persönlichkeit und ihre Liebesbeziehungen, im ersten Teil zum langjährigen Freund Robert Dudley, dessen Loyalität durch ihre Heiratsverhandlungen mit dem Herzog von Anjou auf eine harte Probe gestellt wird, und im zweiten Teil zu dessen Stiefsohn, dem etwa dreißig Jahre jüngeren Earl of Essex.
Über Elisabeths Affären gibt es auch ein paar ältere, historisch weniger korrekte Filme, etwa Günstling einer Königin von 1939. Über den Inhalt gibt der englische Titel Auskunft: The Private Lives of Elizabeth and Essex. Während Bette Davis hier als etwa Dreißigjährige eine alternde Queen spielt, schlüpfte sie 1953, also vierzehn Jahre später, in Die jungfräuliche Königin noch einmal in die Rolle der Elisabeth, allerdings zu einem früheren Zeitpunkt. Vielleicht hat sich Regisseur Shekhar Kapur hier die Anregungen für sein goldenes Königreich geholt, denn auch hier geht es um eine Dreiecksbeziehung zwischen der Königin, einer bedeutend jüngeren Hofdame und Sir Walter Raleigh.
Maria Stuart
Untrennbar mit Elisabeth I. verbunden ist das Schicksal der schottischen Königin Maria Stuart. Die älteren unter den Lesern werden sich vielleicht noch aus dem Deutschunterricht an das Drama Maria Stuart von Friedrich Schiller erinnern. Er schildert darin eine Begegnung der beiden Königinnen, die in Wirklichkeit nie stattgefunden hat. Ob es nun auf dieses Vorbild zurückgeht oder nicht, jedenfalls kommt es auch in einigen der vorgestellten Filme zu einer persönlichen Unterredung zwischen den beiden Gegenspielerinnen. Schließlich gehört die Rivalität der Monarchinnen um den englischen Thron mit allen damit einhergehenden Intrigen und Verschwörungen, die schließlich zur Gefangenschaft und Hinrichtung Maria Stuarts führten, zu den entscheidenden Konstellationen während Elisabeths Regierungszeit.
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Obwohl Maria Stuart erst 25 Jahre alt war, als sie von Elisabeth gefangen gesetzt wurde, und die restlichen zwanzig Jahre ihres Lebens in Gefangenschaft verbrachte, ist ihr kurzes Leben reich an abenteuerlichen Ereignissen und romantischen Verwicklungen. Es fiel ihr schwer, ihren Machtanspruch in Schottland gegen den alteingesessenen Adel und selbst gegen ihren eigenen Halbbruder durchzusetzen. In der Wahl ihrer Liebhaber und Ehemänner hatte sie keine glückliche Hand. Ihre Liebschaft mit dem Earl of Bothwell kostete sie schließlich den Thron. Die Einzelheiten dieser Beziehung und Marias Verstrickung in die Pläne zur Ermordung ihres Ehemannes Lord Henry Darnley sind bis heute nicht völlig geklärt.
'Maria, Königin von Schottland'
Der 1971 erschienene Film Mary, Queen of Scots hält sich größtenteils an die bekannten Fakten, stellt allerdings die Bothwell-Affäre als reines Liebesverhältnis dar, was vielleicht doch nicht ganz den Tatsachen entspricht. Bothwell war in erster Linie ein Machtmensch, für den die Ehe mit Maria Stuart ein Mittel zum Zweck war, nämlich selbst König von Schottland zu werden.
'Das Herz der Königin'
Dieser Aspekt der Akte Stuart – Bothwell kommt viel deutlicher in einem alten Film von 1940 mit Zarah Leander, Das Herz der Königin, zum Ausdruck, der ansonsten mit den historischen Umständen äußerst frei umgeht. Obwohl der Film dem Zeitgeist entsprechend für heutige Sehgewohnheiten sentimental und kitschig wirkt, ist er doch immer noch sehenswert und wartet mit einer überzeugend königlichen Hauptdarstellerin auf.
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'Maria Stuart – Blut, Terror und Verrat'
Die Verfilmung von Maria Stuarts Lebensgeschichte von 2004 durch die BBC, Gunpowder, Treason & Plot, mit Clémence Poésy hat mich dagegen nicht überzeugt. Die hübsche Französin, bekannt als Fleur Delacour aus den Harry-Potter-Filmen, wirkt wie ein süßes Hollywood-Püppchen, aber nicht wie eine Königin. Bothwell ist zum eifersüchtigen Softie mutiert, was ebenso wenig passt. Die historische Überlieferung wurde hier doch sehr dem Geschmack der Popcornkino-Generation angepasst.
Bildquelle:
Hugo Gerard Ströhl [Public domain], via
('Sissi' und andere Kaiser-Filme der Fünfzigerjahre)
By Cassandra Austen (1773-1845) [Public
('Stolz und Vorurteil' mit Keira Knightly – warum gerade dieser Film?)
Maria Wodzińska
(Chopin - Sehnsucht nach Liebe)