Der gläserne Mensch 2.0

Mark Zuckerberg, Gründer und geschäftsführender Vorstand des sozialen Netzwerks Facebook, hat am letzten Donnerstag in San Francisco auf der jährlichen Entwicklerkonferenz f8 die Einführung von „Timeline“ („Chronik“) bekannt gegeben. Es handelt sich dabei um eine Erweiterung des Facebook-Profils – eine Art Multimedia-Blog, in dem Facebook-Nutzer ihr Leben dokumentieren können. „Timeline is the story of your life“, sagte Zuckerberg bei der Vorstellung von „Timeline“. Der schlimmste Albtraum jedes Datenschützers ist wahr geworden. So stylish das Facebook-Werbevideo zu „Timeline“ daher kommt, so beängstigend ist es zugleich. Das Video ist kein Science-Fiction-Film, dies ist die Realität. Vorausgesetzt, die neue Profil-Erweiterung wird von den Nutzern angenommen, kann sich Facebook mit „Timeline“ eine noch nie da gewesene Menge intimster Nutzerdaten erschließen. Personalisierte Werbung ist für Facebook ein Milliardengeschäft. Die Bereitschaft vieler Menschen, freiwillig zum Teil auch intimste Informationen über die eigene Person im Internet öffentlich zu machen, scheint groß. Dies hat möglicherweise auch mit dem harmlosen Image zu tun, mit dem sich Facebook im Internet präsentiert. „Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen.“ So steht es auf der Website des sozialen Netzwerks – und so sehen es wohl auch die meisten Nutzer. Nach Angaben von Facebook hat das soziale Netzwerk über 800 Millionen aktive Mitglieder. Über 50 Prozent von ihnen loggen sich mindestens einmal am Tag bei Facebook ein. Neben der Möglichkeit, mit Freunden, Bekannten und Kollegen in Kontakt zu bleiben, birgt die Nutzung von Facebook jedoch zahlreiche Risiken. Eine gesunde Skepsis, wie sie die meisten Menschen gegenüber Behörden haben, scheint bei Facebook allzu oft außer Kraft gesetzt. Auch die auf Facebook vorhandenen Möglichkeiten, die eigenen Daten – auch vor dem Zugriff anderer – zu schützen, nutzen viele Mitglieder nicht.