Französisch Guyana, Fremdenlegion, Dschungelkampf
Ausbildungszentrum für Dschungelkampf in Südamerika, Interview mit einem ehemaligen Ausbilder. Centre d'entraînement à la forêt équatoriale . Die Realität, Fakten, Bilder, Berichte. Hier exclusiv!Jean Luc, ehemaliger Ausbilder beantwortet unsere Fragen zu dieser Einrichtung.
M: Zunächst einmal bedanke ich mich für das viele Material, die Bilder und deine geopferte Zeit.
J: Gern geschehen, die Bilder sind wohl etwas älter. Digitale Kameras gab es damals noch nicht. Es liegt in meinem Interesse, dass Du ein reales Bild ohne Verschnörkelung wiedergibst.
M: Wie kamst Du überhaupt zum Job als Ausbilder für Dschungelkampf, hört sich ja ziemlich nach John Rambo an?
J: Hat damit aber sehr wenig zu tun. In Guyana werden Soldaten für 2 Jahre stationiert. Einige auch nur für 4 Monate zur Verstärkung. Außerdem haben wir dort wehrpflichtige Einheimische, auch von Martinique und den Antillen. All diese Männer kommen aus anderen Regionen, und - oder haben noch nie einen Fuß in den Urwald gesetzt. Deshalb gab es bis 1987 Leergänge für Neuzugänge. Da wir dort die Grenzsicherung im tiefsten Dschungel wahrnehmen, mussten die natürlich in diesem Umfeld ausgebildet werden. Ich meldete mich 1987 freiwillig nach Guyana. War damals bereits Unteroffizier mit einer Kommando-Ausbildung in Mont Louis (Pyrenäen). Wurde dann auch auf meinen Wunsch hin nach Regina versetzt. Das CEFE befand sich damals im Aufbau. Wir waren also die Pioniere, fingen mit den kleinen Lehrgängen an. Übernahmen die Unterweisung der Neuankömmlinge und auch der Fortgeschrittenen. Und bauten das Lager und die Trainingsanlagen aus.
Stage Initiation, Einführungslehrgang
M: Wie müssen wir uns so einen Lehrgang vorstellen?
J: Nach Guyana werden meist Zeit- oder Berufssoldaten versetzt. Diese kommen aus dem Mutterland, oder einem Übersee-Departement. Der größte Teil war noch nie im Dschungel. Deshalb ist der erste Lehrgang immer so eine Art Einführung. Nach einem Besuch im Zoo in Montsinéry, wo sie die ortsüblichen Tiere gezeigt bekommen (Schlangen, Spinnen, Caymane, Katzen) gibt es den Waldlehrpfad. Eine Piste, wo alle wichtigen Pflanzen und Bäume beschrieben und beschildert sind. Dann kommen die zu uns. Lernen die Gefahren im Dschungel und in den Flüssen in der Theorie kennen. Bauen auf vorbereitetem Gelände ihr erstes Biwak im Wald auf. Von der Lage, unter welchen Bäumen, nicht zu Nahe am Fluss (Gezeiten) bis zur praktischen Ausführung. Lernen, wie man einen Unterstand für das Feuer baut. Und verbringen ihre erste Nacht im Urwald. Da es keine Straßen und Wege gibt, müssen wir denen auch den richtigen Umgang mit den Einbäumen (Piroques) der Indios beibringen. Dann kommt meist ein Tagesmarsch durch den Urwald. Das lassen wir dann erstmal sacken. Meist denken die dann, sie wären schon John Rambo persönlich. Aber da fängt der Spaß erst an. Jedenfalls für die Kampftruppe. Für Schreibstubenhengste war es das dann schon.
Gesicherte Flussüberquerung
Harte Ausbildung in einem harten Umfeld
M: Es heißt doch aber Dschungelkampf Center?
J: Hört sich martialisch an. Der Kampf ist aber der kleinste Teil der Ausbildung. Wir haben es ja bereits mit ausgebildeten Soldaten zu tun. Viele davon hochgradige Spezialisten. Die müssen nun erstmal lernen, im Urwald zu leben, zu überleben und dann erst kämpfen. Dazu gehört sichere Flussüberquerung, Orientierung (hier gibt es keine Schilder), allgemeine Hygiene – sonst ist die Kampfkraft schnell dahin. Da unsere Mission die Grenzsicherung mitten im Dschungel ist, lernen die den Umgang mit den Boten und den Marsch durch menschenfeindliches Terrain. Da es keinen Nachschub aus der Luft gibt, wird alles Notwendige auf dem Rücken transportiert. Das bedeutet, marschieren in schwierigem Gelände bei tropischen Temperaturen mit 40 Kg Gepäck auf dem Buckel. Also sind die körperlichen Anforderungen schon extrem hoch. Besonders schwierig wird es, wenn man Verletzte mitschleppen muss. Das ist die absolute Hölle! Wird deshalb standardmäßig geübt.
Nur in der Gruppe sind wir stark
Die "Piste Djungle" ist bei Streitkräften berühmt
M: Bei eurem Hindernis-Parcours sind die Leute ziemlich verdreckt und voll Schlamm. Wie viel Schikane steckt da hinter?
J: Glaub mir, Du schikanierst in Guyana niemanden, und schon gar nicht, wenn der reale Munition im Magazin hat. Das sind Gerüchte. Die Teilnehmer sind Freiwillige. Jeder kann den Lehrgang jederzeit abbrechen. Jede Armee der Welt hat solche Parcours. Bei uns sind die halt an die Gegebenheiten angepasst. Die Leute sind im Urwald permanent nass, dreckig und verschwitzt. Da muss man sich gegenseitig helfen. Hier wird der Teamgeist gefördert. Gewisse Techniken sind halt anders als in Europa bei trockenem Wetter. Hier glitscht man ja schon beim Laufen aus. Wir müssen die halt an das Umfeld gewöhnen. Deshalb das Schlammbad für alle. Und hinterher kommen die an den Fluss, um sich und ihre Klamotten zu reinigen. Das ist die Lektion. Jede Gelegenheit nutzen, um sich wieder in Form zu bringen. Niemals verdreckt essen oder schlafen.
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Amerikaner, Kanadier, Holländer, Deutsche und Streitkräfte aus Südamerika trainieren hier
M: Was für Lehrgänge gibt es denn überhaupt?
J: Also der einfachste ist wohl die Initialisierung für Neuankömmlinge. Ebenso einfach gehalten ist ein kurzer Lehrgang für Wehrpflichtige. Eine Art Grundausbildung, 3 Tage im Urwald. Dann haben wir Training für Kampf-Kompanien, bevor die auf eine Mission ins Landesinnere aufbrechen. Missionen gibt es zwei verschiedene, einmal "fluvial" – über die Flüsse ins Landesinnere, und dann "profonde" = in die Tiefe, zu Fuß natürlich. Das ist so ziemlich die härteste Herausforderung an die Männer. Ebenso haben wir Lehrgänge für Kader. Auch die Offiziersschule Saint-Cyr trainiert ihre Kadetten hier. Die ganz harten Lehrgänge mit Fallenbau, Überlebenstraining, Schießübungen, Transport Verletzter, Landezonen für Helikopter einrichten und so, gibt es für fortgeschrittene Einheiten. Unser Topographie - Lehrgang ist absolute Spitze. Wer sich im Dschungel zurechtfindet, kommt überall zurecht. Kampftechnik ist im Urwald Reflex-Schießen auf kurze Entfernung. Dabei ist es wichtig, Freund von Feind zu unterscheiden. Im Urwald ist die Sicht ja sehr eingeschränkt. Blödes Rumballern wie in Hollywood bringt da nicht viel.
Geschafft, stoz wie Oskar beim Erinnerungsfoto
General Schwarzkopf lernt in der Legion, wie man eine Sektflasche mit dem Haumesser öffnet
M: Was bringt der Lehrgang den Teilnehmern?
J: Zum einen ist es eine Erfahrung fürs Leben. Jede Herausforderung, die gemeistert wird, stärkt das Selbstbewusstsein. Militärisch ist es ein Baustein für die Karriere. Je mehr Lehrgänge, desto besser. Da wir es überwiegend mit Berufssoldaten zu tun haben, ist das wichtig. Für die Legion wurde Regina zum Aushängeschild. Wenn sogar General Schwarzkopf uns besucht, ist das eine hohe Anerkennung unserer Professionalität. Die Männer, die durch unsere Hände gingen, wurden selbstsicherer. Viele unserer Techniken kann man auch in anderen Bereichen anwenden. Ich habe immer noch Verbindung zu ehemaligen Kameraden. Aus denen ist auch nach ihrer Dienstzeit noch etwas Ordentliches geworden. Im Urwald lernst Du zumindest eins, niemals von einem Ziel abzuweichen. Sonst verläufst du dich! Und in deinem Survival-Buch schreibst Du ja selber, dass viele dieser Regeln auf alle Lebensbereiche anwendbar sind.
Todeskampf im tropischen Regenwald |
Ein Dankeschön für das Interview
M: Jean, ich danke Dir recht herzlich für deine Zusammenarbeit. Ohne die vielen Informationen wären auch meine Bücher nicht so realitätsnah.
J: Gern geschehen, es ist wichtig, bei der Wahrheit zu bleiben. Halbwissen und Gerüchte verfälschen das Bild. Auch wenn ich heute nicht mehr bei dem Verein bin, wünsche ich Regina und dem CEFE weiterhin viel Erfolg. Das ist immerhin auch mein Baby. Wir haben es damals aus dem Boden gestampft. Da gab es noch keine Dschungelkampf-Abzeichen. Aber wir waren wohl mit Abstand der wildeste und verrückteste Haufen, den die je gesehen hatten. Falls Ehemalige das lesen, haltet die Ohren steif. Bonne Chance!