Gefangen im Netz
Mindestens eine halbe Millionen Menschen gelten in Deutschland als internetsüchtig. Die Folgen sind oftmals dramatisch.Symptome
Die Symptome einer Internetsucht können vielfältig sein. Oftmals läßt sich normales und abhängiges Verhalten nicht näher definieren. Der Übergang ist fließend. Ein durchaus relevanter Ansatz ist der tägliche und stundenlange Aufenthalt vor dem Computer. Dabei kann es sich um Spiele, Chatten oder planloses Einkaufen handeln. Die Kündigung von sozialen Kontakten, das Vernachlässigen der eigenen Person, eine unaufgeräumte und vermüllte Wohnung, alles das können Indikatoren für eine Internetabhängigkeit sein. Irgendwann wird der gesamte Tagesablauf vom Internet beherrscht, das Netz entwickelt sich zum Zwang. Exessive Internetnutzer zeigen das gleiche Verhalten wie Alkoholiker und Drogenabhängige. Verbietet man ihnen den Zugang zum Netz, kann es zu Entzugserscheinungen wie Agressivität und Nervosität kommen. Anhand bestimmter Fragen läßt sich der Zugang zum Internet näher bestimmen.
- Halten Sie sich ungewöhnlich lange im Internet auf?
- Haben Sie noch eine Kontrolle über die vielfältigen Informationen im Netz?
- ist Ihnen das internet wichtiger als Familie und Freunde?
- Vergessen Sie während der Internetnutzung Ihren Alltag? Kommt es hierbei zu einer Vernachlässigung - etwa der Körperhygiene?
- Werden Sie agressiv, wenn Ihnen der Zugang zum Netz verwehrt wird?
- Haben Sie während der Internetnutzung Schuldgefühle?
- Kommt es zu depressiven Verstimmungen?
- Gibt es in Ihrem Leben noch Alternativen, außer dem Internet?
Heutzutage lassen sich verschiedene Stadien einer Internetsucht unterscheiden. Ein Gefährdungsstadium kann bei positiver Beantwortung mehrerer der oben erwähnten Fragen vorliegen. Ein chronisches Stadium kann bei Vorliegen bestimmter Merkmale wie Agressivität und unüberbrückbarer Schuldgefühle vorliegen. Außerdem spielt die Zeitdauer vor dem PC eine Rolle.
Ursachen
Die Ursachen einer ungebremsten Internetnutzung können - je nach Situation - unterschiedlich sein. Nur eines ist sicher, viele Betroffene flüchten in eine virtuelle Welt, da sie in der realen Welt und somit im täglichen Leben nicht mehr klar kommen. Sie haben Angstgefühle, ein geringes Selbstbewußtsein, sehen sich täglich als Opfer und haben negative Zukunftgedanken. Abhängigen fehlt es an Partnerschaften und sozialen Bindungen, Anerkennung und Bestätigung werden zum Fremdwort. So wird das Internet zum Fluchtort, zu einer Insel in einer neuen Welt. Viele glauben, hier das Gegenteil zum realen Leben zu erfahren. Im Chatroom trifft man auf sogenannte "Freunde", in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter läßt sich anonym seine Meinung verbreiten, selbstverständlich auch hier unter den Augen zahlreicher "Freunde". So hat man das Gefühl Anerkennung und Liebe zu bekommen. In virtuellen Partnerbörsen läßt sich die wirkliche Person verstecken. Wer sieht hier schon die Hautfalten, die Glatze, die Potenzstörung oder das Übergewicht. Viele Betroffene suchen im Netz Anerkennung, das scheint nach heutigem Stand der Wissenschaft der wichtigste Punkt einer Abhängigkeit zu sein. Ein gefährlicher Teufelskreis entsteht.
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Hilfe zur Selbsthilfe
Kommt es zu einer manifesten Internetsucht, ist Rat und Hilfe gefragt. Eine 100prozentige Abstinenz wird hierbei kaum zu erreichen sein. Das Internet verfolgt uns auf Schritt und Tritt und ist in der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Ziel kann es nur sein, einen bewußten und kontrollierbaren Umgang mit dem Web zu erlernen. Es gibt durchaus einige Möglichkeiten, der Lage Herr zu werden. Dazu einige Ansatzpunkte.
- machen Sie sich einen Plan, in dem Nutzerzeiten des Internets vorgegeben werden, so läßt sich das Surfen einschränken
- benötigen Sie ihren Rechner wirklich jeden Tag, ansonsten ab damit in den Keller oder schließen Sie das Büro doch einfach ab
- versuchen Sie doch einmal herrauszufinden, was Ihnen im realen Leben fehlt, vielleicht das Erlernen einer neuen Sportart oder ein interessantes Hobby
- unter Umständen gibt es ja doch noch Freunde und Familie, bitten Sie diese um Unterstützung
- wie wäre es mit der Gründung einer Selbsthilfegruppe, vielleicht existiert eine solche bereits in Ihrer Nähe
- erst wenn diese Möglichkeiten scheitern, sollte professionelle Hilfe, zum Beispiel eine phychotherapeutische Beratung in Anspruch genommen werden
Fazit
Die Internetsucht kann dramatische Folgen für unsere Gesellschaft haben. Sie stellt in der heutigen Zeit ein zunehmendes Problem dar. Die Symptome und Ursachen sind vielfältig, oftmals kommt es hier zu einem fließenden Übergang. Immer mehr Menschen flüchten in eine virtuelle Welt, da diese im richtigen Leben nicht mehr klar kommen. Überforderung und Versagensängste spielen hier eine wichtige Rolle. Hier gilt es anzusetzen, Hilfe von Bekannten und Freunden anzunehmen, soweit diese im realen Leben existieren, ein neue Sportart zu erlernen, so sorgt das Joggen für eine Ausschüttung von Endorphinen, sogenannten Glückshormonen. Vielleicht gibt es eine Selbsthilfegruppe in der Nähe. Erst wenn diese Möglichkeiten nicht weiterhelfen, sollte professionelle Hilfe in Anschruch genommen werden.