Geocaching - im Urlaub auf Schatzsuche gehen
Geocaching ist Verstecksuche und Landschaftserkundung mit dem Handy und GPS-Koordinaten.Mit Freunden auf Schatzsuche - Eine Reportage
Kommt Besuch von Freunden oder Verwandten, geben wir Ansässigen meist gute Tipps zu den regionalen Sehenswürdigkeiten, die oft nicht in einem Reiseführer stehen. Neulich aber, beim Besuch "alter" Klassenkameraden wie Irmi und Hannes, lernten auch wir etwas Neues kennen.
Es war auf dem Ausflug nach Jimena de la Frontera in der Provinz Cádiz, den ich jedem Ankömmling aus Deutschland vorschlage, weil er das typische Andalusien weg von der verbauten Küste zeigt. Da geht es nämlich zuerst auf der Ruta de los Toros, der Route mit den weidenden Stieren der Züchter, zu dem weißen Dorf, 30 km von Sotogrande entfernt, und auf der malerischen Strecke durch den großen Naturpark Alcornocales, der Steineichen, zurück nach Algeciras. Da wir schon lange nicht mehr auf der Burg von Jimena (oben) waren, kamen wir mit auf diese Exkursion.
Auf Abwegen zu einem landschaftlichen Kleinod
Wir staunten nicht schlecht, als Hannes sein Smartphone hervorzog, ins Internet auf eine bestimmte Seite ging und frohlockte: "Prima, da können wir einen Cache finden"! Der romantischerweise betitelt wird mit "Baño de la Reina Mora”, das Bad der maurischen Königin. Beim Aufstieg zur Burgruine kontrollierte Hannes immer wieder den Bildschirm seines Handys und zeigte mir die GPS-Koordinaten, die darauf zu sehen waren und die ihn zu einem Abhang auf der Westseite der Burg steuerten. Wir neugierig hinterher. Inzwischen konnten wir auch die Geier bewundern und fotografieren, die wohl ebenso neugierig über uns kreisten. Sie sind typisch für diese Gegend und stehen genauso unter Naturschutz wie die Steineichen dieses zweitgrößten Naturparks Spanien mit den seltsamen Steinformationen am Rio Genal.
Steinformation - hier war das Versteck nicht! (Bild: Gabriele Hefele)
Was ist eigentlich Geocaching?
Weltweit haben Leute kleine Gegenstände in wasserdichten Behältern an ungewöhnlichen Orten versteckt, zusammen mit einer kleinen Notizrolle, auf der sich der Finder einträgt. Wo diese Schätze liegen und warum sie dort versteckt wurden, erfährt man im Internet. Man kann nun den kleinen Gegenstand wie Münzen oder Püppchen entnehmen, muss dafür aber ein anderes Objekt hinein legen für den nächsten Sucher und versteckt jenen ersten Gegenstand in einem anderen Versteck, das man findet. Manchmal liegt etwas mit einer Codeziffer darin. Dies soll man dann in die Dose in einem anderen Versteck legen. Gegenstände reisen so über Kontinente. Das kann man alles im Internet verfolgen, denn man trägt sich abends auf der Webseite als Finder ein, gibt Kommentare, auch Fotos dazu ein. Aber eines der 10 Gebote dieses Hobbys: Man bildet nicht genau den Ort ab, sonst verdirbt man zukünftigen Geocachern, wie sie sich nennen, den Suchspaß.
Die Engländer haben's erfunden
Im englischen Dartmoor soll diese Unterhaltung im Freien bereits 1854 erfunden worden sein, natürlich noch ohne Internet und GPS-Koordinaten, sondern mit einem Kompass. Als dann die GPS-Daten immer genauer wurden, erlebte die geschilderte Art durch den Amerikaner Dave Ulmer am 3. Mai 2000 ihre Geburtsstunde, als er in Portland, Ohio, einen schwarzen Eimer mit CDs, einer Videokassette, Geldscheinen, einem Buch und einer Bohnenkonservendose versteckte und die Koordinaten veröffentlichte. Der erste Finder machte daraus eine Webseite, auf der man nun die Eintragungen zu allen Ländern findet. Allerdings passiert es hin und wieder, dass unwissende Beobachter Geocacher der Polizei als Bombenleger und verdächtige Terroristen melden beim Verstecken!
Zum Geocachen braucht man neben einem Internetzugang ein Outdoor-GPS-Gerät oder ein Smartphone mit GPS-Empfänger. Auto-Navigationsgeräte eignen sich nur dann, wenn ihre Software über einen Fußgägnger-Modus verfügt und es erlaubt, Geo-Koordinaten einzugeben.
Beispiele für versteckte Ojekte (Bild: Gabriele Hefele)
Wo einst die maurische Prinzessin badete
Hannes kam über einen Lehrerkollegen zum Geocaching und war sofort Feuer und Flamme. Aus gemeinsamen Urlauben von früher wissen wir, dass er sowieso nicht der Typ des Faulenzers am Strand ist, sondern wissbegierig die Sehenswürdigkeiten des Urlaubslandes kennenlernen, auch so etwas wie Abenteuer erleben will. Er steckte auch seine Frau Irmi mit dem Suchfieber an, und auch uns teilte sich an dem Tag in Jimena diese Begeisterung mit! Wir wären nie den Abhang an der Rio-Genalseite der Burg mit hinabgeklettert, ein ganz schönes Stück in Haarnadelkurven im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein, Ziegenköttel mitinbegriffen. Und dann tat sich eine kleine Lichtung auf mit uralten Olivenbäumen und vor einer dieser beeindruckenden Steinformationen. Die GPS-Koordinaten auf dem Smartphone waren erreicht, jetzt hieß es: Wo genau könnte sich der kleine Behälter befinden, für den die meisten übrigens Filmdosen verwenden?
Dieses Versteck war, so stand es in der Homepage, einst der Badeplatz einer maurischen Königin, die sich unbeobachtet dorthin zurückzog. Wir schauten uns um und entdeckten auch mehrere kleine Höhlen in den Felsen über uns – überall konnte früher dort vielleicht ein Wasserfall hinabgestürzt sein und jemand dort etwas hinein gelegt haben! Es war schließlich mein Mann, der stolz eine Filmdose in einem ausgehöhlten Olivenstamm entdeckte.
Auf dem Beipackzettel erfuhren wir, dass es ein Andalusier war, der das Versteck am 1. März 2008 eingerichtet hatte. Der auch erläuterte, dass er eine hübsche Aktzeichnung mit der badenden Königin einst eingefügt hätte, die er aber wieder entfernen musste, weil dies die Webseitenbetreiber als zu frivol empfanden! Jedenfalls ist es ein tolles Erfolgserlebnis, kann ich bestätigen und irgendwie befriedigend, nicht nur Wandern um des Wanderns willen und um die Aussicht von Jimenas Burg über halb Südandalusien zu genießen, sondern so ein echtes Ziel zu haben und darüber sich mit Gleichgesinnten im Netz auszutauschen.
Erfolgreiche Verstecksuche von der Alhambra bis Sevilla
Alhambra, Sevilla, Cordoba, Marbella und Málaga zu besichtigen stand selbstverständlich auf dem Plan unserer Touristenfreunde und so fragten wir sie abends neugierig, wie oft sie denn erfolgreich gewesen waren. 27mal wurden sie in den 14 Tagen Urlaub hier fündig, oft drei oder viermal an und um denselben Ort wie etwa in Marbella und Sevilla. Aber es gab auch Enttäuschungen, wenn sie einen Geocache wie in Sevilla oder bei Tarifa nicht fanden oder in Monda sich unbehaglich auf der Burg fühlten, da sie erst von uns über den dort ansässigen privaten Swingerclub aufgeklärt wurden! Aber wie in Jimena überwiegen die positiven Erlebnisse, denn wie beide unserer Abenteurerwanderer feststellten: "Man kommt dadurch an ungewöhnliche Orte neben den berühmten Sehenswürdigkeiten und an echte Geheimtipps auch in viel besuchten Städten, die man sonst nicht gefunden hätte." Auch mir wäre sonst das "Baño de la Reina Mora” entgangen. Zugegeben, das wäre schade gewesen.
Blick vom Badeplatz der Prinzessin (Bild: Johannes Philipp)
Bildquelle:
privat
(Wie findet man Bernstein?)
Eigenes Bild
(Wer sucht der findet – Schatzsuchen mal anders)