Hubzilla - mit Flexibilität zum Erfolg?

2012 entschied sich Macgirvin daher, neu zu starten, und konzipierte die Software Red Matrix, die heute unter dem Namen Hubzilla bekannt ist. Der Clou: Hubzilla ist viel flexibler als alles andere, was jemals unter der Bezeichnung Social Media firmierte.

Mit Hubzilla kann man nicht nur liken, Fotos, Links und Videos sharen, zwitschern und chatten. Stattdessen können vollwertige Websites wie Blogs und Onlinemagazine mit eigenem Design erstellt, öffentliche und private Foren für Online-Communities aller Art angelegt, Unternehmens-Webpräsenzen und sogar Cloud-Speicher verwaltet werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, denn Hubzilla ist ein vollwertiges Content-Management-System (CMS) - selbst Online-Shops sind damit möglich. Ganz wichtig: Die Betreiber können mit ihren Angeboten weiter Geld verdienen, auch beispielsweise über Werbung.

All diese Web-Angebote - Channels (Kanäle) genannt - und ihre Nutzer können über das Hubzilla-Netzwerk miteinander kommunizieren, und das ganz ohne Mittelsmänner. Jeder Nutzer muss sich nur einmal mit den Zugangsdaten seines Channels anmelden und kann dann an verschiedensten Foren und Gruppen teilnehmen, Blogs kommentieren, an Bewertungen teilnehmen und selbst Texte und andere Medien veröffentlichen. Er kann sich selbst völlig frei einen Stream aus verschiedensten Quellen zusammenstellen. Und bei Bedarf kann sich jeder verschiedene Profile zulegen: etwa eines für Familie und Freunde und eines für berufliche Kontakte.

Besonders wird bei Hubzilla Wert auf den Datenschutz gelegt. So kann jede Nachricht und jeder Chat nach Bedarf verschlüsselt werden, bis hin zur praktisch unknackbaren Ende-zu-Ende-Verschlüsselung - dann kann nicht einmal der Betreiber des Webservers und selbst ein Geheimdienst wie die NSA nicht in den eigenen Daten schnüffeln. In privaten Foren kann der Webmaster selbst die Nutzer auswählen, welche die Beiträge lesen und auch posten dürfen.

Wichtig ist auch, dass Kanäle geklont und auf anderen Servern Kopien angelegt werden können. Geht ein Server in die Knie oder wird ganz abgeschaltet - etwa als Zensurmaßnahme einer Regierung - so ist dann sofort ein vollständiges Backup auf einem anderen Server abrufbar, das vollautomatisch synchronisiert wurde und somit sofort auf dem neuesten Stand ist. Dieses Konzept nennen die Entwickler von Hubzilla "nomadische Identität": Es ist nicht mehr ausschlaggebend, bei welchem Server man angemeldet ist. Man kann also jederzeit den Anbieter wechseln, etwa wenn man den Nutzungsbedingungen nicht mehr zustimmt, und muss nicht alles mühsam neu aufbauen wie etwa heute bei einem Wechsel des Facebook-Benutzerkontos oder gar dem Umzug auf ein anderes Social Network.

Wie Hubzilla der Durchbruch gelingen könnte

Hat Hubzilla eine Chance gegen Facebook? Zumindest dürfte der Newcomer von allen bisherigen Versuchen die besten Chancen haben, dem übermächtigen Konkurrenten aus Kalifornien etwas entgegenzusetzen.

Denn individuelle Websites außerhalb des Facebook-Einerleis sind nach wie vor gefragt. Blogger sind weiterhin als heimliche vierte Gewalt im Internet hochgeschätzt. Die meisten von ihnen würden die Herrschaft über ihr Webangebot niemals an einen Mega-Anbieter wie Facebook abgeben - auch weil damit ihnen die Möglichkeit genommen würde, mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen. Auch Web-Foren wurden schon lange totgesagt, sind aber auch mehr als 20 Jahre nach ihrer Erfindung trotz der Konkurrenz durch Facebook-Gruppen noch quicklebendig. Und jedes Jahr dringen hunderte hoffnungsvolle Gründer mit Online-Shops und anderen Geschäftsmodellen ins Internet.

Hubzilla bietet Bloggern, Online-Gründern, Unternehmern und Foren-Admins die Möglichkeit, weiter ihre Web-Präsenzen unabhängig und individuell zu betreiben und gleichzeitig vollautomatisch - ohne fehleranfällige Plugins - alle Vorzüge eines Sozialen Netzwerkes zu genießen.

Alle Nutzer dieser Angebote - vom Blog-Kommentierer und Foren-Mitglied bis zum Shop-Kunde - können sich nun über das Hubzilla-Netzwerk miteinander verbinden. Zieht eine gewisse Anzahl von Webmastern Hubzilla als Basis für ihre Publikationen in Erwägung, so würden ihre User somit automatisch die Hubzilla-Community bereichern. Schnell könnte die kritische Masse erreicht sein, die ein soziales Netzwerk zum Funktionieren braucht.

Und dann wäre das größte Hindernis geschafft, an dem alle bisherigen Versuche außer Facebook und Twitter gescheitert sind: Es herrschte Leben im Netzwerk. Man würde sich irgendwann jeden Tag einloggen, um zu sehen, was es neues gibt - und dann ist der Weg nicht weit, Hubzilla auch für die private Kommunikation zu nutzen. Das wäre dann der Durchbruch.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Bisher ist Hubzilla fast unbekannt, und noch befindet sich das erste unter diesem Namen veröffentlichte Release im Beta-Stadium. Auch an der Benutzerfreundlichkeit sollte gearbeitet werden, und die Auswahl an Themes besonders für Websites ist bisher sehr mager.

Doch Hubzilla ist schon problemlos nutzbar. Die Software kann kostenlos von jedem Interessierten bei Github herunter geladen werden. Wer erst einmal hereinschnuppern will, kann sich auf einem öffentlichen Server anmelden.

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