Einleitung und Basissatz

Beim vorliegenden Text namens "Großer Lärm", welcher 1911/12 von Franz Kafka geschrieben wurde, handelt es sich um Parabel. In ihr beschreibt er eine morgendliche Szene, wie sie sich möglicherweise im Hause der Kafkas abgespielt haben könnte. Das ist zum einen daran zu erkennen, dass die Parabel mit ihrer nüchternen Sprache eher einem Bericht gleicht und daran, dass der Name der Schwester Valerie, welche in dieser Parabel "Valli" (Z. 7) genannt wird, beibehalten und nicht von Kafka verändert wurde.

Hauptteil

Die Parabel beginnt damit, dass Kafka sein Zimmer als "Hauptquartier des Lärms" (Z. 1) bezeichnet. Mit dieser Personifizierung des Lärms wird ein weiterer Bezug zu Kafkas Familie deutlich, da sich Kafkas Zimmer in der elterlichen Wohnung zwischen dem Wohnzimmer und dem Schlafzimmer der Eltern befand. Er bewohnt also den zentralsten Raum im Haus und somit ist diese Bezeichnung seines Zimmers durchaus nachvollziehbar. Sämtliche Handlungen der Wohnung spielten sich unmittelbar um sein Zimmer herum ab, was der Leser daran erkennt, dass Kafka schreibt, dass er in seinem Zimmer "alle Türen […] schlagen" (Z. 2) hört. Außerdem hört er das "Zuklappen der Herdtüre" (Z. 4) und wenn das alles nicht wäre, dann würde er trotzdem "die Schritte der […] Laufenden" (Z. 3f.) hören. Kafka selbst verhielt sich innerhalb dieses Tumultes wohl eher zurückhaltend, was daran zu erkennen ist, dass er nichts dazu sagt, dass sein Vater seine Zimmertür sehr geräuschvoll öffnet. Kafka beschreibt dies als "Durchbrechen der Tür" (vgl. Z. 5). Es wird deutlich, dass sich das morgendliche Geschehen und der damit verbundene Lärm größtenteils um den Vater dreht, da zum Beispiel Kafkas Schwester ruft, ob der Hut des Vaters schon geputzt sei (vgl. Z. 8f.). Anschließend hört Kafka das Öffnen der Wohnungstür, welches er als "wie aus katarrhalischem Hals" (Z. 11) kommend beschreibt. Es ist anzunehmen, dass er so denkt, da er selbst an einer schweren Lungenentzündung leidet.

Nachdem der Vater die Wohnungstür "mit einem dumpfen, männlichen Ruck" (Z. 13f.) hinter sich geschlossen hat, kehrt dennoch keine Ruhe in das Haus ein. Es stellt sich im Folgenden heraus, dass die Schwestern eine Freundin bei sich haben, welche Kafka weiterhin als störend empfindet (vgl. Z. 20). Hier kommt es am Ende des Stückes zu einer überraschenden Wendung in Kafkas verhalten. Hat er sich bis dato immer ruhig verhalten und den Lärm über sich ergehen lassen, denkt er jetzt darüber nach, die Mädchen um Ruhe zu bitten. Während er nicht einmal daran dachte den Vater um etwas mehr Ruhe und Rücksicht zu bitten. Kafkas Angst vor seinem Vater wird dadurch noch einmal klar deutlich.

Schlussteil

Abschließend lässt sich sagen, dass die kurze Parabel mit ihrer doch recht simplen Beschreibung einen intensiven Einblick in das alltägliche Leben des Franz Kafka gewährt. Sie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass alle Motive des zerrissenen Schriftstellers deutlich zu erkennen sind. Der Leser erkennt zum einen ganz deutlich den sensiblen, introvertierten, jungen Mann, welcher viel Zeit für sich benötigt. Zum anderen tritt der Vater, den Kafka zugleich liebte, fürchtete und bewunderte, in rücksichtsloser Härte auf. Kafka hingegen bleibt zurückhaltend und traut sich nicht etwas zu sagen. Diese Faktoren sind zwar in den meisten von Kafkas Werken nachzuweisen, dennoch kommen sie in keinem Text so deutlich zum Vorschein wie in dieser Parabel.

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