Literaturnobelpreis 2008 für einen Franzosen - Kurzportrait eines Nobelpreisträgers

Den Literatur-Nobelpreis des Jahres 2008 erhielt der französische Schriftsteller Jean-Marie Gustave Le Clézio. Nach Aussagen des Komitees werde damit ein Schriftsteller geehrt, der es sich zur Aufgabe gemacht habe, das "poetische Abenteuer und die sinnliche Ekstase" in den Mittelpunkt seines Schaffens zu stellen und der als "Erforscher der Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation" gilt. Wer aber ist dieser Mann, dem die größte Ehre zuteil wird, die einem Schriftsteller widerfahren kann?

Franzose und Globetrotter

Jean-Marie Gustave Le Clézio wurde am 13. April 1940 in Nizza geboren. Sein Vater war ein angesehener Arzt, dem er im Jahre 2004 einen eigenen Roman mit dem deutschen Titel "Der Afrikaner" widmete.

Überhaupt spiegelt sich in einigen seiner Werke deutlich die Geschichte seiner eigenen Familie wider, die schon im 18. Jahrhundert die Bretagne verließ und auf Mauritius im Indischen Ozean eine neue Heimat fand. Er selbst hat viele Jahre seines Lebens als Weltenbummler verbracht. Seinen Militärdienst absolvierte er in Thailand und erregte schon in dieser Zeit Aufsehen, weil er die Kinderprostitution im Land anprangerte. Aus diesem Grund musste er den Rest seines Dienstes in Mexiko leisten. Nach der Armee-Zeit entschloss er sich, für einige Jahre bei einem Indio-Volk in Panama zu leben und er verbrachte auch eine längere Zeit in den USA. Le Clézio studierte am "Collège littéraire universitaire" in Nizza und promovierte dort im Fach Literaturwissenschaft. Später arbeitete er an verschiedenen Universitäten in Bristol und London.

Themen und Werk von Jean-Marie Gustave Le Clézio

Im Jahr 1963 veröffentliche Le Clézio mit 23 Jahren seinen ersten Roman "Das Protokoll". Die Fachwelt lobte ihn damals als einen der erstaunlichsten und auch eigenwilligsten Jungautoren der modernen französischen Literatur. Le Clézio selbst bezeichnete Werk als "Spielroman". "Das Protokoll" wurde von Literaturkritikern im Umfeld des "nouveau roman" (Neuer Roman) angesiedelt. Jean-Marie Gustave Le Clézio hat sich in seinen frühen Jahren in zahlreichen Essays, Fotobänden und Kurzgeschichten auch sehr intensiv mit der indianischen Mythologie befasst. Französische Literaturkritiker sind bis heute voller Lob. Seine Sprache wird von Szene-Kennern als klassisch und gut verständlich, gleichzeitig aber auch als raffiniert und vielfarbig bezeichnet. Ein immer wiederkehrendes Thema ist die Auseinandersetzung mit den Schwachen und den von der Gesellschaft Ausgeschlossenen. Eine große französische Zeitung "Libération" bezeichnet ihn deshalb auch als Romancier der Einsamkeit und der Irrfahrt. Als weitere Themen liegen ihm die Auseinandersetzung mit der Jugend und Kulturkonflikte am Herzen. So verfasste er unter anderem auch einige Jugendbücher. Insgesamt hat er bis heute rund fünfzig Bücher veröffentlicht. Als eines seiner wichtigsten Werke gilt der 1980 erschienene Roman "Desert".

Aber auch seine Romane "Die Sintflut", "Das Fieber" oder das im Original erhältliche Essay "L'extase matérielle" aus dem Jahr 1967 gelten als herausragende Werke dieses außergewöhnlichen Schriftstellers.

Jean-Marie Gustave Le Clézio erhielt zahlreiche Auszeichnungen

Schon sein erster Roman "Das Protokoll" brachte ihm nicht nur Lob, sondern auch eine bedeutende Auszeichnung. Für sein Erstlingswerk erhielt er 1963 den wichtigen Literaturpreis Théophraste-Renaudot und war überdies auch für den Prix Goncourt nominiert. Dieser Preis sollte nicht sein einziger bleiben. 1980 erhielt er für sein Buch "Desert" als erster Schriftsteller überhaupt den von der Académie Française ausgeschriebenen Prix Paul-Morand. Er galt in der französischen Literaturwelt seit langem als Anwärter für den Nobelpreis. Diesen wichtigsten und mit einer Million Euro dotierten Preis erhielt er 2008.

Welt- und heimatverbunden gleichermaßen

Jean-Marie Gustave Le Clézio ist Vater von zwei Töchtern und lebt heute mit seiner Frau Jémia in Albuquerque, im US-Bundesstaat New Mexiko. Allerdings hat er seine ursprüngliche Heimat Frankreich nicht vergessen und hält sich regelmäßig in seiner Geburtsstadt Nizza und seiner eigentlichen Heimat, der Bretagne, auf.

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