Wachsqualität hat Einfluss auf die schadstofffreie Verbrennung

Rohstoffe für Kerzen gibt es viele, aber etwa 90 Prozent aller in Europa verwendeten Kerzen sind aus Paraffin. Paraffin ist ein Erdölprodukt, das aus gesättigten Kohlenwasserstoffen besteht, und wurde als Kerzenwachs um 1830 entdeckt. Da es sehr billig ist und sich für alle Herstellungsverfahren eignet konnte es sich am Markt rasch durchsetzen.

Stearin, ein zumeist pflanzliches Wachs, das in etwa um dieselbe Zeit wie Paraffin entwickelt wurde, ist in der Gewinnung wesentlich teurer und wird im Preis nur noch von Bienenwachs übertroffen. Stearin ist qualitativ hochwertiger als Paraffin, die Kerzen sind fester und ruhiger im Abbrand. Stearinwachs hat einen höheren Schmelzpunkt, weshalb die Brennschüssel trockener bleibt und die Kerzen meist bis zum Dochtende brennen.  Der Nachteil von Stearinkerzen ist,  dass das Wachs etwas spröde ist. Die Kerzen sollten daher nur vorsichtig in Kerzenhalteröffnungen montiert werden.

Bienenwachs war über Jahrhunderte das einzige Kerzenwachs. Da es nur als Nebenprodukt der Imkerei anfällt ist es ein sehr knapper Rohstoff und wird heute nur mehr ganz selten in reiner Form verwendet. Sein Marktanteil liegt bei 0,5 Prozent. Reine Bienenwachskerzen laufen zu Beginn einmal an. Der weiße Belag kann jedoch wegpoliert werden und ist ein Qualitätsmerkmal von reinen Bienenwachskerzen.

Ein bei uns noch kaum bekannter Rohstoff für Kerzen wird aus Sojaöl gewonnen. Dieses Sojawachs ist besonders umweltfreundlich, biologisch abbaubar und schadstoffarm in der Verbrennung. Wachsflecken sind sogar einfach auswaschbar. Auch Bienenwachs und Stearin verbrennen schadstoffrei und sind ebenfalls biologisch abbaubar. Meist werden diese Wachse aber mit Paraffin vermischt. Es gibt Studien, die besagen, dass Paraffin nicht rückstandsfrei verbrennt, da die Hitze der Flamme dazu nicht ausreicht. Es können teilweise krebserregende Substanzen in die Raumluft entweichen, darunter Alkane, Alkene, Ketone, Toluol oder Benzol. Von manchen Herstellern wird dies jedoch dementiert.

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Herstellungsverfahren für Kerzen

Nicht alle Wachsarten, mit Ausnahme von Paraffin, eignen sich für alle Herstellungsverfahren. Industriell hergestellte Kerzen werden heute zumeist im Pulverpressverfahren oder mit Kerzenzugmaschinen gefertigt. Das kostengünstige Pulverpressverfahren, bei dem das granulatförmige Wachs in Formen gepresst wird, eignet sich nur für die Herstellung von Paraffinkerzen. Der Docht wird bei diesem Verfahren meist gleich mit eingepresst, oder mit einer Hohlnadel durchgezogen.

Für reine Stearin- oder Bienenwachskerzen eignet sich nur das Gießverfahren. Dabei wird das flüssige Wachs in Formen, in deren Mitte der Doch gespannt ist, gegossen. Bei Kerzenzugmaschinen wird der Doch solange durch ein flüssiges Wachsbad gezogen, bis die gewünschte Stärke der Kerze erreicht ist. Der schichtweise Aufbau von gezogenen Kerzen gewährleistet einen sicheren Abbrand. Gezogene Kerzen genießen daher das höchste Ansehen in der Herstellungsqualität.

In reiner Handarbeit werden heute, außer im Hobby-Bereich,  nur mehr ganz wenige Kerzen hergestellt. Das händische Wickeln von Kerzen bietet sich für Bienenwachskerzen, die aus den Mittelplatten der Waben gerollt werden, an. Künstlerische Verzierungen werden sehr wohl noch in Handarbeit ausgeführt.

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Durchgefärbte Kerzen und Farbmantelkerzen

Weiße Kerzen werden zum Färben mit einem Farbmantel aus Tauchwachs und Pigmentfarben überzogen. Da dieses Tauchwachs oft einen höheren Schmelzpunkt als der Kerzenkern hat, kann sich die Tropffestigkeit der Kerze dadurch verbessern. Prinzipiell brennen durchgefärbte Kerzen aber nicht unbedingt schlechter als getauchte, ein sehr hoher Farbpigmentanteil kann jedoch die Saugfähigkeit des Dochtes herabsetzen. Als Farbstoffe werden fettlösliche Farben oder Pigmentfarben verwendet. Manche Kerzen erhalten noch einen Lacküberzug oder pflanzliche oder metallische Zierelemente zur effektvollen Gestaltung. Wenn diese Stoffe in die Brennschüssel gelangen, können sie die Saugfähigkeit des Dochtes negativ beeinflussen, oder zu einer Schadstoffbelastung während der Verbrennung beitragen.

Der Docht trägt wesentlich zu einer rußarmen Verbrennung bei

Der Docht muss auf den Kerzendurchmesser und das verwendete Wachs optimal abgestimmt sein, um eine rußarme und tropffreie Verbrennung zu gewährleisten. Bei neuen Kerzen muss der abstehende Docht gewachst sein, damit er beim ersten Anzünden der Kerze nicht sofort verglüht.

Wie kommt der Duft in Duftkerzen?

Die Duftstoffe, synthetische oder naturidentische Parfümöle, werden dem Kerzenwachs mit Hilfe eines Trägermaterials zugesetzt. Duftkerzen liegen voll im Trend, aber sie verbessern die Raumluft keineswegs. Chemische Duftstoffe führen vielmehr zu einer höheren Raumluftbelastung. Sie können bei empfindlichen Personen  Allergien, chronische Atemwegserkrankungen und Asthma auslösen oder Kopfweh und Übelkeit verursachen. Für Haustiere ist die Wirkung noch viel intensiver. Dass Duftkerzen nach Angabe von Herstellern die zulässigen Grenzwerte nicht überschreiten, heißt noch lange nicht, dass sie gesund wären. In der EU gelten strenge Regeln für Duftstoffe, besondere Vorsicht ist daher bei Kerzen aus dem EU-Ausland geboten.

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