Die Waldlichtung

Die WaldlichtungLeise stapfte Jenna die weiße Katze auf den weichen Waldboden durch ihren geliebten Mischwald am Rande des kleinen Dörfchens Minneberg. Die wohlig duftende Waldluft zog in Jennas Nase hinein aber plötzlich wurde dieser Duft durch einen süßlichen Geruch ersetzt und so folgte die Katze ihrer Nase bis Sie schließlich an der Waldlichtung angelangt war. Diese Waldlichtung hatte Jenna aber bisher noch nie verlassen weil Sie Angst vor der Welt der Menschen hatte aber zugleich meldete sich ihre hungrige Neugier. Eine halbe Stunde kreiste Jenna nachdenklich eine Runde nach der anderen auf der Waldlichtung bis Sie sich schließlich entschied und den Weg aus dem Wald wagte ohne auch nur zu wissen was Sie da draußen in der Menschenwelt erwartete.

"Miau, dann werde ich diesen Schritt wagen auch wenn ich meine Bedenken habe", dachte Jenna und tapste langsam aus dem Wald heraus und kam an einen Kiesweg an.

Zugleich blendete Sie die Sonne aber setzte ihren Weg unbeirrt fort und folgte dem süßen Duft der schließlich an einem Hotel endete. Ein Fenster stand offen auf dessen Fensterbank eine Schokoladentorte stand. Das Wasser lief Jenna in ihrem Mäulchen zusammen, leckte sich die Lippen und sprang von einem Stuhl auf die Fensterbank.

Die Schokoladenglasur schleckte Jenna genussvoll ab und beobachtete dabei eine mollige Köchin und ihre zwei Gehilfen bei der Arbeit ohne dass diese das Schleckermäulchen bemerkten, zumindest vorerst. Ein Stückchen Kuchen nach dem anderen verschwand schmatzend in Jennas Mäulchen was auch nicht ungehört blieb.

"Hey verschwinde du Kuchendieb!", rief eine der Gehilfen worauf Jenna dann von der Fensterbank in die Großküche sprang und anschließend durch einen kleinen Spalt der Küchenschwenktür in den Speisesaal gelangte. Sofort fielen ein paar Dutzend Blicke von Gästen auf Jenna aber störten sich nicht daran und aßen ruhig weiter weil die Gäste wohl dachten dass es sich um die Hauskatze des Hotels handelte. "Miez Miez, komm her du süße Katze!", rief ein kleines Mädchen und schaute die Katze mit großen neugierigen Augen an. Jenna wandte sich aber ab und flitzte aus dem Speisesaal zur Rezeption des Hotels. Dort stand hinter einem rustikalen Tresen aus Eichenholz eine dunkelblonde junge Frau mit meeresblauen Augen die ein süßes Lächeln an den Tag legte und sich ihrer Arbeit erfreute. Dieses Lächeln jedoch verwandelte sich in eine grantige Grimasse als Sie Jenna erblickte und hinter ihrer Rezeption hervorkam.

"Verschwinde du Störenfried!!", schimpfte die dunkelblonde Frau und versuchte mit einer scheuchenden Handbewegung Jenna zu verjagen aber das Tier antwortete nur mit einem Fauchen und Drohgebärden. Zu diesem Zeitpunkt kam aus einer Tür neben der Rezeption eine eloquent wirkende quirlige Dame mittleren Alters und ging schnellen Schrittes zu der Dunkelblonden.

"Johanna, was ist hier los?!", fragte die Dame unwirsch, die sich als Hoteldirektorin herausstellte.

"Sehen Sie doch da. Die Katze soll verschwinden, Frau Hansen!", betonte Johanna.

"Sie sieht doch niedlich aus", stellte die herrische Hoteldirektorin konsequent fest.

"Ja aber das Vieh faucht", sprach Johanna flapsig.

"Kein Vieh sondern eine Katze, die sich anscheinend verlaufen hat", gab die Hoteldirektorin zu verstehen, schlich sich langsam an die Katze heran und wollte das verschreckte Tier gerade in die Hände nehmen. Jenna flüchtete so schnell es ging, kehrte dem Hotel den Rücken zu und verschwand wieder in ihren geliebten Mischwald. Für Jenna war der Ausflug in die Welt der Menschen mit der Flucht in ihre gewohnte Heimat beendet und stellte fest dass Sie sich in ihrem Mischwald doch viel wohler fühlte als da draußen unter den hektischen Menschen.

"Die Menschen denken nur an sich", dachte sich Jenna und blieb für den Rest ihres Lebens in ihrer Heimat.

 

© 2009 by Andreas K.

Infoblogger, am 26.02.2011
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Bildquelle:
W. Zeckai (Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)
dco-Verlag (Rezension: Wenn dich jemand sieht)

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