Spiritueller Blick

Warum  wird Jesus Christus in Beth-lehem (im Haus des Brotes) geboren. Das Brot ist Hauptnahrungsmittel aller Kulturen und wir finden stets Symbolhaftes und Rituelles, das sich um dieses Lebensmittel rankt.

Anhand des Brotes zeigt uns die Bibel immer wieder den Zusammenhang von Glauben und Hunger. Das Volk Israel wird mürrisch, als es nicht genug zu essen hat, bis das Brot vom Himmel fällt. Sehr treffend deutet auch Bertold Brecht die Bibelstellen, der dem Brot Gewicht gibt durch die Aussage " Geschwätz macht nicht satt". Ich bezweifle, dass er die biblische Aussage säkularisiert,; er gibt eher dem Teilen mehr Gewicht.

 Wer sich schon einmal ein Tropfenbild von einem Natursauerteig angesehen hat, der sah die funkelnden Sterne darin. Dass  im Kunstsauerteig jedoch keinerlei Geist steckt, entlarvt ebenfalls das trübe Tropfenbild dieses Teiges. Womit wir schon bei der spannenden Frage nach dem Wert unserer Nahrungsmittel sind. Immer billiger werden in Relation diese Produkte, aber nähren sie uns auch? Was nichts wert ist hat keinen WERT, sagt die Volksweisheit. Und so ist es nicht verwunderlich wie unüberlegt wir im Umgang mit unseren Nahrungsmitteln sind.

Schnittchen für alle

So sieht es aus...

"Jeder von uns braucht Lebensmittel, jeden Tag. Und auch jeden Tag kann man sich an dem großen Projekt, die Lebensmittelverschwendung um die Hälfte zu reduzieren, aktiv beteiligen. Mitmachen ist ganz einfach, wenn wir das grundlegende Prinzip beherzigen, dem alle anderen Lebewesen auch folgen: Iss Nahrung und vergeude sie nicht. Der Aufwand, Nahrungsmittel zu besorgen und herzustellen, um sie anschließend wegzuschmeißen, ist zu groß."

Soweit das Zitat aus dem Buch "die Essensvernichter" von Valentin Thurn. Dieses Buch widmet sich dem bewussten Umgang mit unseren Lebensmitteln. Es gibt seit September 2011 auch einen Kinofilm dazu "Taste the waste" heißt er provokativ – genieße den Müll. Zum Filmstart gab es öffentliche Veranstaltungen in vielen deutschen Städten. Dort wurde das, was bei uns in der Mülltonne landet verkocht und zum Verzehr angeboten. Auch in Mainz gab es eine solche Aktion am 13. September vor dem Staatstheater. 4 Mainzer Köche kochten 3500 Portionen Essen aus Müll. Nichts, was ungesund ist oder gar krank macht. Alle Lebensmittel waren in Ordnung, lediglich die Optik war nicht einwandfrei, das MHD war abgelaufen oder die Verpackung etwas eingerissen. Wenn in einem 2kg-Netz Orangen nur 1 Stück beginnt zu schimmeln, wird die ganze Verpackung weggeworfen.

Noch schlimmer sieht es, um wieder aufs Brot zu kommen,  bei den Backwaren aus. Dort werden laut neuesten Untersuchungen durchschnittlich 20% der produzierten Menge weggeworfen. (Im Buch waren es noch 15%). Teilweise wird das alte Brot noch zu Pallets verarbeitet und die Backöfen damit geheizt.

Es gibt noch sehr viele Rezepte, die sich mit der Weiterverarbeitung von altem Gebäck beschäftigen. Heute werden wir beispielhaft 3 Rezepte rauspicken, damit niemand hungrig nach Hause gehen muss:

Suppentopf

Rezepte - Menü zum Thema Brot

Brotsuppe

Aus den Gemüseresten vom Hauptgang haben wir eine Gemüsebrühe gekocht. Diese wird jetzt mit gebratenen Zwiebelstreifen und Brotwürfeln zur Suppe.

Zutaten: 2,5 kg Gemüsereste, 5l Wasser, Salz, Gewürze, 10 Scheiben altes Brot oder Brötchen, 0,2l Raps- oder Hanföl, 5 Zwiebeln

Zubereitung: Zwiebeln schälen und in feine Streifen schneiden, Brot in Würfel schneiden. Die Gemüsereste (inkl. Zwiebelschalen) mit Wasser und Salz (evtl. Lorbeerblatt und Pfefferkörner) zum Kochen bringen und 20 Minuten sieden lassen und Brühe absieben. In dem Öl die Zwiebelwürfel anbraten, dann die Brotwürfel anbacken und beim Servieren die Einlage in die Suppe geben.

Semmelknödel mit Schmorgemüse

Das alte Brot wird eingeweicht, zu Knödeln geformt und gegart, dazu gibt es Gemüse, das aussortiert wurde, weil es Augen und Flecken hatte oder zu klein/groß war.

Zutaten: 1200g altes Brot, 6 Eier, 0,6l heiße Gemüsebrühe, 3 kg Marktgemüse nach Saison, 0,3 l Gemüsebrühe, 0,6l Sahne, 0,1l Rapsöl, Gewürze

Zubereitung: Brot in dünne Scheiben schneiden, aufgeschlagene Eier dazugeben. Mit heißer Brühe übergießen und rasch zu einem homogenen Teig verarbeiten. Knödel in siedendem Salzwasser garen (nicht kochen). Marktgemüse schälen und klein schneiden (2cm-Stücke). In Pflanzenöl Gemüse anbraten, würzen und mit der Flüssigkeit ablöschen und etwas einkochen.

"Kirschenmichel" nach Jahreszeit, heute mit Apfel (und Bananen)

Beim Dessert nehmen wir altbackenes Gebäck, das wir mit süßer Royal (Eiermilch) einweichen und mit Apfelstücken im Ofen backen.

Zutaten: 750g altes Gebäck oder Weißbrot, 0,75l Milch, 8 Eigelb, 8 Eiweiß, 250g Zucker (bei süßem Gebäck entsprechend weniger), 1 TL Zimt oder Abrieb einer Bio-Zitrone, Prise Salz, 5 Äpfel

Zubereitung: Milch und Eigelb mit Zucker und Geschmack (Zimt oder Zitrone)verrühren und über das in Würfel geschnittene Gebäck geben. Einweichen lassen. Äpfel entkernen und in kleine Würfel schneiden. Die Eiweiß mit Salz steif schlagen und mit den Apfelwürfeln unter die Gebäckmasse heben. Bei 160 Grad Umluft ca. 45 Minuten backen.

zu schlecht zum essen?

zu schlecht zum essen?

Nachdenkliches

Um den Umgang hierzulande mit dem Produkt Brot zu verdeutlichen, hier 2 Beispiele:

  1. In fast allen Supermärkten gibt es mittlerweile am Eingang eine Filialbäckerei. Diese sind meist Untermieter der Supermarktkette. Sie werden per Mietvertrag verpflichtet, bis zum Ladenschluss die Regale gefüllt zu haben. Somit entsteht, trotz des Frischbackofens, das Paradoxum, dass zum Feierabend 15-20% Backwaren übrig bleiben. Diese werden dann abgeschrieben. Nur eine verschwindend geringe Menge geht an die Tafel, das meiste wird in die Zentrale gebracht – was dort mit den Lebensmitteln geschieht bleibt geheim. Die übrig gebliebene Menge Backwaren verteuert jedes einzelne Produkt dieses Shops weil es natürlich in der Kalkulation eingerechnet wird. Somit bezahlen wir den Müll, weil wir als Verbraucher jederzeit frische Backwaren haben wollen.
  2. Obwohl jeden Tag so viel Brot übrig bleibt, wird z.B. Paniermehl (oder Semmelbrösel) nicht aus altem Brot hergestellt wie das noch unsere Großeltern taten. Heute wird dafür frisch gebacken. Das alte Brot zu verarbeiten ist zu aufwendig.

 

Wir alle sind mit in diesem Kreislauf von Produktion und Vernichtung von Lebensmitteln. Jeder Einzelne kann etwas gegen die Verschendung tun, ohne große Mühe und er spart dabei Geld und hilft Menschen in armen Ländern.

Wenn wir in den reichen Industriestaaten unseren Lebensmittelmüll halbieren, haben die Menschen in den armen Ländern zumindest die Möglichkeit, billige Getreide zu kaufen. Da wir dann nicht mehr die Mengen an Anbaufläche benötigen hat der Plantagenarbeiter z.B. die Möglichkeit, für die Bedürfnisse der Nachbarn anzubauen. Wir verringern die Umweltverschmutzung, wir transportieren ja nicht mehr jedes Produkt um die halbe Welt. Zudem belastet der Biomüll durch die verringerte Metanbildung den Emissionsausstoss wesentlich.

Zum Schluss möchte ich hier noch aus einem Gedicht von Karl Schneller zitieren, was ein Stücklein Brot erzählt:

Ich weiß um vieler Menschen Not

um vieler Menschen Ringen

es geht um mich, ein Stückchen Brot,

ich will Euch Frieden bringen!

 

 

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(c)Uwe Becker2012

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