Liebeserklärung an die Singlefrau
Anna Koschka sorgt mit ihrem Roman „Naschmarkt“ für Kurzweil mit Tiefgang, Heiterkeit und sporadischen Herzschmerz.Anna Koschka - Naschmarkt
Die Hauptfigur: Dotti Wilcek. Sie ist Anfang dreißig, gut ausgebildet, hat einen feinen Job als Literaturkritikerin bei einer großen österreichischen Tageszeitung, jede Menge Freundinnen, einen Hang zu praktischer Kleidung sowie eine kleine Wohnung im Herzen von Wien. Und: Sie hat der Männerwelt abgeschworen. Solange es Bücher und Katzen gibt braucht die moderne Singlefrau keinen Mann! Soweit zumindest die Theorie.
In der Praxis sieht es dann doch ein wenig anderes aus. Als der Chefredakteur Dotti auswählt, um eine Internetdatingagentur zu testen, ist es vorbei mit dem gemütlichen Leben zwischen Büchern, Redaktion und Katze. Dotti darf alles erleben, was einem als Single so auf der Partnersuche alles passieren kann in der modernen Welt: Vom glücklosen Speeddating bis hin zu seltsamen Anmach-Mails bei der Partnerbörse.
Dottis bissiger Blog über Mauerblümchen und den Wahn der Partnersuche im Zeitalter des Internets entpuppt sich als Quotenbringer und Selbstläufer. Was die Protagonistin nicht ahnte: Sie trifft den Nerv einer ganzen Generation von Singles. Damit handelt sie sich jede Menge Aufregung ein und würde sich am liebsten dauerhaft zwischen ihren Büchern in ihrer Wohnung verstecken.
Urbanes Leben, urbane Liebe
Anna Koschka zeichnet die Figuren ihres Romans brillant. Man hat sie alle lebendig vor Augen beim Lesen: Vom gutsituierten Macho, der seine Frau mit der Dottis Ressort-Chefin betrügt und schließlich wie ein armseliger Jammerlappen zusammenbricht, als die Affäre auffliegt bis hin zur Hauptfigur Dotti, die sich insgeheim dann doch nach ein wenig Liebe sehnt.
Im Kopf lässt es sich gerne Single sein, auch in der Praxis, wie verschiedene Romanfiguren zeigen. In unserer urbanen Kultur zwischen Lebensabschnitts-Partnern und Patchwork-Family lassen sich die selbst-gewählten Rollen letztlich nicht mehr so einfach festschreiben
Bei allem Tiefgang, der sich unter einer leichten Schreibe verbirgt, darf schließlich die Romantik bei guter Frauenliteratur nicht fehlen. Und so taucht auch in diesem Buch ein geheimnisvoller Verehrer für Dotti auf, der für Lesespannung bis zur letzten Seite sorgt. - Wer verbirgt sich bloß dahinter? Ihr Redaktionskollege - ein echter Nerd und Computerfreak? Oder gar ihr Chefredakteur und Mentor? Ein komplett Verrückter? - Bei aller gebotenen Vorsicht: Dotti kann nicht anders: Sie will herausfinden wer hinter den mysteriösen Liebesbotschaften steckt. Wird ihr das gelingen? Werden sich die beiden treffen? Ist der geheimnisvolle Mensch Freak oder Märchenprinz?
Rundum ein wirklich gelungenes Buch, nicht nur für "Mauerblümchen". Spannung, Unterhaltung und tiefere Einsichten in das urbane Leben und die Suche nach der Liebe, wo immer man sie finden mag.
Die Bücher:
Über die Autorin:
Die vielversprechende Autorin Claudia Toman, hat den Roman "Naschmarkt" unter ihrem Pseudonym Anna Koschka veröffentlicht. Sie studierte in Wien Theaterwissenschaft. Das Wissen um die Kunst der rechten Dramaturgie merkt man ihren Büchern an, in positver Weise. - Apropos Wien: Der titelgebende "Naschmarkt" ist ein beliebter Treffpunkt mit traditionellen Marktständen und neuen hippen Lokalen. Bei einem Wien-Besuch unbedingt hingehen! - Zurück zu Koschka: Ihr neuester Roman trägt den Titel "Mohnschnecke"und knüpft ihnhaltlich an "Naschmarkt" an.
Bildquelle:
W. Zeckai
(Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)