Medienkompetenz versus übersteigerter Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen
Kleiner Aufruf zu weiteren Artikeln und Diskussionen zum Thema Medienkonsum.Die ewige Frage: Sind Computer und Internet Fluch oder Segen?
Mit diesem Artikel möchte ich zur Diskussion, aber gerne auch zu persönlichen Erfahrungsberichten aufrufen. Besonders interessiert mich, wie in verschiedenen Familien mit den neuen Medien umgegangen wird.
Ich selber stehe dem Thema sehr zwiespältig gegenüber. Seit ca. 2 1/2 Jahren arbeite ich im Internet, genieße die Vorteile und wundere mich über die Nachteile. Schule und Studium habe ich völlig ohne Internet und PC hinter mich gebracht. Meine Hausarbeiten für die Uni schrieb ich auf einem kleinen Schreibcomputer der Marke Brother. Meine Kommilitonen kauften sich die ersten PC's für sage und schreibe 3000 DM. Heute laufen Schule und Studium durch häusliche Internetzugänge und über Smartphones völlig anders ab. Wissen kann immer und überall abgerufen werden. Ist das rein von Vorteil oder hat dies auch Nachteile?
Stumpft das Gehirn ab?
Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Deutschlands bekanntester Gehirnforscher führte vor einigen Tagen in einer Talkshow die Nachteile unseres heutigen Medienkonsums auf: Die Möglichkeit, Wissensinhalte ständig und überall abrufen zu können, führt dazu, dass wir unser Gedächtnis weniger anstrengen als früher. Kurz gesagt: Wir müssen uns nichts mehr merken, wir können ja alles ergoogeln. Unser Gedächtnis braucht aber Nahrung, es will gefordert werden. Ein weiteres Beispiel für diesen Effekt führte er am Beispiel Navigationsgerät auf: Wir merken uns keine Strecken mehr, denken nicht mehr mit, sondern lassen uns passiv führen. Ebenso müssen wir uns auch keine Telefon-Nummern mehr merken. Dass dies alles niemandem schadet, der beruflich viel geistig arbeitet, ist unbestritten. Aber inwieweit schadet es der gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen?
Mangelnde Konzentrationsfähigkeit bei jüngeren Menschen
Mittlerweile gibt es die ersten jungen Menschen über 25 Jahren, die nach jahrelangem übersteigerten Medienkonsum Probleme zeigen, sich zu konzentrieren. Computer und Internet fordern uns dauernd zum Multitasking auf. Wir rufen zig mal am Tag Emails oder SMS ab und unterbrechen damit andere Tätigkeiten. Die sozialen Netzwerke fordern zum ständigen Reagieren auf. Beim Surfen im Internet ist immer die Frage im Hinterkopf, ob man auf einer anderen Webseite vielleicht bessere Inhalte findet. Grundsätzlich haben wir ein Zeitproblem. Was nicht schnell genug geht, stört uns. Computerspiele schulen zwar unser geistiges Reaktionsvermögen, trainieren körperlich aber nur unsere Hände und Finger.
Wissen macht 'Aah'
Wer ohne Internet und PC aufgewachsen ist, sieht ganz klar den Unterschied, kann beurteilen, was und wie viel Medienkonsum einem selber gut tun oder schaden. Ich selber schätze die vielfältigen, besonders die neuen beruflichen Möglichkeiten durch einen eigenen Internetzugang sehr. Außerdem kann ich viele Dinge, die ich schon immer mal wissen wollte, leicht übers Internet erfahren; so schnell, dass es mir manchmal völlig irreal vorkommt. Gesundheitliche Fragen, Finanz-Tipps, Kulturelles, Tratsch und Klatsch, News zu allen Bereichen kann man sich innerhalb von Sekunden aus dem Internet 'holen' und das macht sehr zufrieden. Denn Wissen macht bekanntlich 'Aaah'.
Kreativität kommt von Innen
Mein persönlicher Nachteil ist der, dass man weniger innere Ruhe hat als früher. Für mich macht das Internet 'Lärm'. Schalte ich es aus (auch den Computer), atmet irgendetwas in mir innerlich auf. Die vielen Inhalte, die auf uns einströmen, machen den Tag konfuser als früher, als man sich nur über Radio, Zeitung und Fernsehen über das Geschehen in der Welt informierte. Die Informationsflut via Internet macht zwar eindeutig Spaß, überfordert aber auch den Geist, ohne dass wir es so recht mitbekommen. Wer meditieren kann und will, ist heute eindeutig im Vorteil. Kreativität braucht die Zuwendung zur inneren Kraft. Inspiration bekommen wir zwar von außen, aber wer hat noch nicht festgestellt, dass die sinnlich erfahrbare Realität inspirierender ist als das schönste Foto auf Facebook? Neue Ideen, Antworten auf Fragen, gute Formulierungen, Erkenntnisse kommen einem nur bei Ruhe in den Geist. 'Abschalten' hieß die Lösung bei zu viel Input auch schon vor dem Einzug des Internets ins tägliche Leben.
Was macht die mediale Reizüberflutung mit Heranwachsenden?
Wie 'gesagt' beobachte ich die positiven und negativen Folgen des Medienkonsums bei mir sehr kritisch. Gleichzeitig rätsle ich darüber, was der heutige Medienkonsum mit Kindern und Jugendlichen macht, die sich erst noch in der Welt zurecht finden müssen. Meiner Meinung nach sind soziale Kontakte bis in das Alter von 24 Jahren äußerst wichtig, um Menschenkenntnis zu entwickeln und seine eigene Identität zu finden. Natürlich vereinsamen nicht alle Jugendlichen hinter ihrem Bildschirm, sondern verabreden sich auch übers Internet oder lernen sich so erst kennen. Trotzdem ist es schon so weit, dass Heranwachsende eindeutig täglich viele Stunden alleine vor dem Bildschirm verbringen. Bei Kindern unter zwölf Jahren ist es eigentlich das Wichtigste, dass sich ihre motorischen und sensorischen Fähigkeiten weiter ausbilden. Sport, Musik und Kunst sind die richtigen Freizeitaktivitäten, auch weil sich besondere Fähigkeiten und Talente in diesem Alter zeigen. Eine weitere Frage, die noch gar nicht geklärt wurde, ist: Was macht es eigentlich mit unseren Augen, wenn wir so viel auf kleine und große Bildschirme starren?
Computer und Internet für Kinder und Jugendliche zu verbieten, ist sicherlich keine Lösung, da man ihnen damit die Zukunft verbauen könnte. Medienkompetenz zu lernen, ist sehr wichtig, denn im Bereich Medien finden sich die Arbeitsplätze mit den besten Aussichten. Aber inwieweit dürfen und sollen die modernen Medien den Alltag von Kindern und Jugendlichen bestimmen, ohne dass es ihnen schadet?
Liebe Leser, wie geht ihr in euren Familien mit Computer und Internet um? Was macht ihr für Beobachtungen bei euch selbst? Was könnte die Lösung für die Zukunft sein? Über weitere Artikel zu diesem Thema würde ich mich freuen!
Alle Bilder sind von Pixabay!
Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder ... |
Zu den Umfragen
Bitte macht fleißig mit! Wenn von der Nutzung von Internet und PC die Rede ist, schließt das natürlich auch Handys, Smartphones, Notebooks, eben alle modernen elektronischen Geräte zur Datenübertragung mit ein. Keine Ausreden und Ausflüchte also ;)
Die Macht der virtuellen Bilder, DVD Übermäßiger Medienkonsum und gewaltgeprägte Computerspiele werden oft für schulischen Leistungsabfall und aggressives Verhalten bei Jugendli...
Bildquelle:
samscreatives
(Mac Pro 3.1 zerlegen und reinigen)