Mission Impossible 4: Tom Cruise gegen den Rest der Welt
„Mission Impossible – Phantom Protokoll“: ein Action-Kracher, der 133 Minuten lang den Puls in die Höhe treibt und Tom Cruise aufs höchste Gebäude der Welt – an die Außenfassade!Ethan Hunt und sein Dreamteam (Bild: © 2011 Paramount Pictures. All Rights Reserved)
Mission Impossible 4 - Wer für Adrenalin sorgt, kann auf Logik verzichten
Man kennt das von den Gurus: Wer über glühende Kohlen will, ohne sich die Sohle zu verbrennen, muss sich sputen. Das mit dem Tempo haben die Drehbuchautoren André Nemec und Josh Appelbaum verinnerlicht; verbrannt aber haben sie sich trotzdem und jeglichen Ansatz von Wahrscheinlichkeit über Bord geworfen beim gerade angelaufenen Film "Mission Impossible – Phantom Protokoll". Wäre der Film ein Kahn, er würde absaufen, so löchrig ist die Handlung. Weil der Plot aber rasend schnell durch Akt und Szene getrieben wird, fällt das nicht weiter auf – man hat als Zuschauer genug damit zu tun, Puls und Blutdruck wieder in erträgliche Regionen zurückzufahren. Doch wenn man ehrlich ist: es will einem nicht gelingen! Der vierte Teil von "Mission Impossible" ist ein schnörkelloser, völlig überzogener Actionfilm, der Spaß macht beim Zuschauen. Und Angst. Richtig Angst.
Kein CGI, kein Trick: einfach nur ein guter Stunt (Bild: © 2011 Paramount Pictures. All Rights Reserved. Photo Credit: David James)
Kurzinhalt von Mission Impossible – Phantom Protokoll - Tom Cruise und sein Team: Keiner hilft ihnen
Natürlich geht es wieder mal darum, dass die Welt am Abgrund steht, weil irgendein Psychopath Mittel, Motiv und Gelegenheit besitzt, die Menschheit auszulöschen. Schlimm dieses Mal aus Sicht von IMF, der Organisation "Impossible Mission Forces": Hunt wird zum Sündenbock erklärt! Kann er den Psychopathen zur Strecke bringen, ist alles gut; falls nicht, ist er der Bösewicht, denn er wurde gesehen und vorübergehend festgenommen, als in Moskau der Kreml durch eine Explosion eingeäschert wurde. Jetzt glauben die Russen, Amerika stecke hinter dem Anschlag. Die Gefahr eines Atomkriegs wächst, und sie wird gefördert vom Verantwortlichen für dieses Attentat, vom schwedischen Wissenschaftler Kurt Hendricks.
Die Figur des Hendricks' bringt ein Wiedersehen mit Michael Nyqvist: Nyqvist spielt in der "Millennium-Trilogie" den hartnäckigen, hochsensiblen Journalisten Mikael Blomkvist. Und wer ihn durch diese Rolle festgelegt wähnte, täuscht sich. Nyqvist scheint das Zeugs zum Actionhelden zu haben. Im Show-down mit Cruise in einem hypermodernen Parkhaus legt er sich mächtig ins Zeugs und verabreicht dem Hauptdarsteller eine tüchtige Tracht Prügel.
Vorher kann Hendricks noch eine atombestückte Rakete auf die Reise Richtung Seattle schicken, und natürlich entschärft Hunt in tatsächlich letzter Sekunde den Sprengkopf. Ende gut – alles gut.
Entwickelt eine abstruse Theorie: Kurt Hendricks (li.) (Bild: © 2011 Paramount Pictures. All Rights Reserved. Photo Credit: Joe Lederer)
"Mission impossible": tatsächlich eine unmögliche Mission - Die Story: Puzzle mit fehlenden Teilen
James Bond und Ethan Hunt besitzen Gemeinsamkeiten: In aller Regel sie ganz allein können die Welt retten. Um das zu erledigen, müssen sie sich in den zwei Stunden Filmgenuss einmal um die Welt geprügelt haben. Und man sollte, drittens, nie zu genau hinschauen, ob die Story glaubwürdig ist innerhalb ihrer zumeist überspannten Prämissen.
Bei Mission Impossible ist es schon beeindruckend, wie frech die Drehbuchautoren mit uns Zuschauern umgehen: Eben noch steckt das Team mehr oder weniger mittel- und hilflos in einem hochgerüsteten fahrenden Eisenbahnwaggon auf der Flucht "in the middle of nowhere" – da macht es Klatsch! Schnitt! Action! und schon fahren die vier im Jeep ein paar Dromedare über den Haufen. Na ja, ums Haar.
Wir befinden uns in Dubai, und man stellt als Zuschauer besser nicht die Frage, wie wir von Russland aus hierhergekommen sind. Es geht ja auch zu rasant weiter mit all den special effects, auf die kein Mission-Impossible-Film verzichten darf: Gesichtsmasken werden per Laser im Hotelzimmer hergestellt, ganze Hoteletagen erhalten neue Zimmernummern, ein Sandsturm türmt sich jenseits der Stadt auf wie in "Die Mumie", und den Zugang zum Server im 130. Stock, den verschafft sich Hunt durch ein paar akrobatische Einlagen an der Außenfassade des weltweit höchsten Gebäudes. Das Burj Khalifa in Dubai ist 828 Meter hoch, und Cruise ist tatsächlich in übelkeiterregender Höhe draußen herumgeturnt, gehalten nur von zwei High-tech-Handschuhen, deren einer bald den Geist aufgibt.
Da bleibt einem wirklich mal der Atem weg, als Mensch mit Höhenangst windet man sich im Kinosessel und hofft, die Szene möge doch, bitte, bitte, bald vorüber sein. Aber die Urangst, sie wird weidlich angetriggert, die Angst vorm Fallen, vor der Höhe – ein heftiges Stück Film.
Eine Sache unterscheidet das "Phantom Protokoll" von seinen Vorgängern (und auch von den James-Bond-Verfilmungen). Normalerweise gibt es in "Mission Impossible" nur zwei stereotype Figuren neben Hunt: den Antagonisten, also den Gegenspieler, und die Randfiguren. Zu den Randfiguren gehören auch die Mitglieder des Teams. Sie beherrschen irgend eine Zauberei, mit der sie Hunt durchs Ziel helfen können, das war's schon.
Dieses Mal erhält das Team mehr Raum. Die wunderbare Paula Patton (sie spielte neben Denzel Washington in "Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit") agiert als Jane Carter wie eine zweite Hunt. Knallhart, kompromisslos, zugleich aber auch schüchtern und niedergeschlagen, spielt sie in derselben Liga wie ihr Teamleader Tom Cruise. Jeremy Renner als Agent Brandt ist nicht bloß der intellektuelle Fallanalytiker, als der er in die Story eingeführt wird; ihn und Hunt verbindet eine eigene, höchst persönliche Geschichte; und schließlich darf auch Komiker Simon Pegg als Benji Dunn mehr als nur technisch versiert sein.
Cruise, Patton, Pegg, Renner (von links) (Bild: © 2011 Paramount Pictures. All Rights Reserved. Ph)