Waldviertler Graumohn – Mohnanbau mit Geschichte

Während in den meisten Ländern der Mohnanbau verboten oder genehmigungspflichtig ist, hat der Anbau von Graumohn im österreichischen Waldviertel Tradition. Der Mohnanbau reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück, als Mönche den Mohn ins Waldviertel brachten. Von den Mönchen wurde der Mohn ursprünglich als Nutz- und Heilpflanze kultiviert. Sie gewannen daraus Medikamente gegen Schlaflosigkeit und Schmerzen. Auch die Ölgewinnung aus den Samen war den Mönchen bereits bekannt. Das Mohnöl diente damals hauptsächlich als Lampenöl, wurde aber auch zur Herstellung von Ölpapier und Ölfarben genutzt.

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Mohn als Wirtschaftsfaktor und Kulturgut

Da die Pflanze auf den kargen Böden gut gedieh, entwickelte sich der Mohn bald zu einem Grundnahrungsmittel und bedeutenden Wirtschaftsfaktor in dieser Region. Bis in die 1930er Jahre wurde der Waldviertler Mohn sogar an der Börse in London gehandelt. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang der Mohnproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Mohnanbau erst in den 1980er Jahren wieder entdeckt. Sogar mit einem eigenen Mohnmuseum kann das Waldviertel aufwarten. Neben der Darstellung der alten Kulturpflanze geht es aber auch um Aufklärung für all jene, die bei Mohn zunächst nur an Opium denken. Die Mohnsamen selbst enthalten jedoch von sich aus keine Opiumalkaloide.

Anders als in Afghanistan dienen die Mohnfelder des Waldviertels heute ausschließlich der Gewinnung der Samen. Der Milchsaft wird höchstens für medizinische Zwecke, nämlich zur Gewinnung von Morphin und Codein als Arznei, verwendet. Allerdings enthalten die meisten, der im Waldviertel angebauten Sorten, kaum nennenswerte Mengen an Alkaloiden, da es sich um spezielle Züchtungen handelt. Angebaut werden Blaumohn, Graumohn und Weißmohn. Aus den Samen wird im Waldviertel heute auch das seltene Mohnöl gepresst.

Mohnöl – ein vorzügliches Öl für die Kalte Küche

Mohn zählt zur Lebensmittelgruppe der Nüsse und Samen und enthält etwa 42 Prozent Fett. Mohnöl wird schonend kalt gepresst und hat einen intensiven Eigengeschmack. Es enthält 28 Prozent einfach ungesättigte Fettsäuren (Ölsäure) und bis zu 70 Prozent Linolsäure, eine mehrfach ungesättigte, essentielle Fettsäure, die der Körper nicht selbst herstellen kann. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Vitamin A, B, E, C und verschiedene Mineralstoffe.

Um die wertvollen Inhaltstoffe nicht zu zerstören, sollte man Mohnöl nicht über 170 Grad erhitzen. Zum Braten ist das nussig schmeckende Öl daher nicht geeignet. Mohnöl passt gut zu Salaten, Rohkost, Müsli, Nudelgerichten oder Suppen.

Aber auch für die Naturkosmetik oder als Salbengrundlage ist Mohnöl geeignet. Wer gerne Seifen siedet, kann das Öl auch für kalt gerührte Naturseifen verwenden. Da Mohnöl, zu den so genannten trockenen Ölen zählt, wird es auch heute noch zur Herstellung von Malfarben verwendet.

Die Verwendung von Mohn in der Küche

Mohnsamen werden für die meisten Verwendungszwecke fein gemahlen. Erst dann entwickeln sie den vollen Geschmack. Damit der Mohn nicht bitter schmeckt, kann man ihn vor der weiteren Verarbeitung mit kochender Milch übergießen und einige Minuten darin ziehen lassen. Es empfiehlt sich, den Mohn ungemahlen zu kaufen und erst vor der Verwendung möglichst frisch zu mahlen, da das Fett des gemahlenen Mohns schnell ranzig wird. Im Kühlschrank hält sich Mohn luftdicht verpackt einige Tage und in der Tiefkühltruhe hält er bis zu zwei Monate. Ungemahlener Mohn wird häufig zu Dekorationszwecken auf Brot, Brötchen oder Gebäck verwendet. Das Aroma von Mohn harmoniert besonders gut mit Vanille, Orangen, Rum oder Zimt.

Mohn ist ein wesentlicher Bestandteil in Rezepten der Böhmischen und Wiener Mehlspeis-Küche: Mohnkuchen, Mohnnudeln, Germknödel (gefüllte Hefeklöße) oder Mohnstrudel wurden schon in der kaiserlich königlichen Hofküche am Wiener Kaiserhof serviert – in Unkenntnis möglicher Gefahren, die von mit Opiumalkaloiden kontaminierten Samen ausgehen könnten. 

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