Jüdische Traditionen, literarisch bewahrt - Nea Weissberg-Bob

Das neue Werk von Nea Weissberg-Bob dient nicht nur als lebendige Erinnerung an längst vergangene Tage, sondern ist auch der Versuch, alte jüdische Traditionen zu bewahren und an die heutige Generation von Jüdinnen und Juden weiterzugeben, die ihre eigene Religion wieder entdecken. Dabei gibt sich die Autorin nicht damit zufrieden, eine bloße Auflistung wichtiger Festtage und Rituale zu Papier zu bringen. Sie bettet die alten Traditionen vielmehr in eine lebendige und warmherzige Familiengeschichte ein und versteht es, durch die Schilderung eines Schabbatabends, liebevolle Dialoge zwischen Großmutter und Enkelin sowie erhellende Erläuterungen der wichtigsten Rituale jüdischen Lebens eine Brücke zu schlagen, über die der Leser eintauchen kann in das fundamentale, religiöse Verständnis früherer Generationen.

Oma Manja, Großmutter und Lehrmeisterin

Oma Manja steht in Nea Weissberg-Bobs Werk als Synonym für die Generation jener Juden, die noch in den alten Traditionen des osteuropäischen Judentums aufgewachsen sind. Sie wird nicht nur als liebevolle Großmutter charakterisiert, sondern auch als traditionsverbundene Jüdin, für die die Bewahrung und die Weitergabe der Traditionen zu ihrem religiösen Selbstverständnis gehört. Dabei gibt sie sich aber nicht mit dem bloßen Rezitieren von Vorschriften zufrieden, sondern bettet ihr Wissen und ihre Überzeugungen ein in selbst erlebte Situationen und versteht es, ihrer Enkelin anhand von Familiengeschichten ein tiefes Verständnis der eigenen Wurzeln zu vermitteln. Auf diese Weise werden die eingestreuten Erläuterungen einzelner Riten und Gegenstände, die am Schabbat eine Rolle spielen, zu einem Werkzeug der sanften Glaubensvermittlung. So weckt die Großmutter die Neugier ihrer Enkelin, deren Eltern lediglich eine lockere Bindung an das Judentum haben.

Deborah, Enkelin und Hoffnung für die jüdische Tradition

In "Git Schabbes, Dvorale", der zweiten Erzählung, schildert Denise Bendrien, die Nichte von Nea Weissberg-Bob, die Erlebnisse des gleichen Schabbatabends aus der Sicht von Oma Manjas Enkelin Deborah. Ebenso liebevoll, aber doch jugendlich beschwingt, erlebt Deborah den Schabbat als ein Ereignis mit tiefer Symbolik, die ihr bis in Kleinigkeiten hinein von Oma Manja in zarter Zugewandtheit näher gebracht werden. Immer mehr hat der Leser das Gefühl, in der Rolle Deborahs zu sein, denn gleich ihr, steigert sich auch beim Lesenden die Neugier und der Wissensdurst, mehr über den jüdischen Glauben zu erfahren. Denise Bendrien versteht es, die Ereignisse dieses besonderen Abends durch die Augen der wissbegierigen und verständigen Deborah zu sehen arbeitet dabei die besondere Beziehung zwischen Großmutter und Enkelin in sensibel gewählten Worten heraus.

Glossar als Erläuterung jüdischer Begriffe

Neben den beiden Erzählungen enthält das Buch auch eine Sammlung mit Segenssprüchen und Liedern in Hebräisch und Deutsch sowie ausführliches Glossar, in dem Festtage, Speisen und Gegenstände erklärt werden. Dadurch haben die Leser, vor allem all jene, die nicht jüdischen Glaubens sind, die Möglichkeit, sich über die Erläuterungen in den Erzählungen hinaus mit den Begriffen jüdischer Traditionen vertraut zu machen.

Nea Weissberg-Bob, Jüdin und Autorin

Nea Weissberg-Bob, geboren 1951 und selbst Jüdin, lebt in Berlin und ist Gründerin des Lichtig-Verlages und seit vielen Jahren Herausgeberin von Büchern, die sich vor allem dem Dialog zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen widmen. Zudem ist es ein Ziel Nea Weissberg-Bobs, durch ihre Schriften die jüdischen Traditionen zu bewahren.

Autor seit 12 Jahren
212 Seiten
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