Einleitung und Basissatz

Der vorliegende Text ist eine Parabel vom griechischen Schriftsteller Niko Kazantzakis, welche 1948 entstanden ist.

In ihr wird eine Situation in einem kleinen Wüstendorf beschrieben. Eines Tages kommt ein König auf seinem Elefanten zu ihnen. Die blinden Dorfbewohner haben zwar schon von einem Elefanten gehört, aber sie wollen herausfinden, wie ein Elefant aussieht. Dazu fassen fünf Ausgewählte den Elefanten an, jeder jedoch an einem anderen Körperteil. Das führt dazu, dass, als sie den anderen Bewohnern den Elefanten beschreiben sollen, jeder ihn anders und niemand richtig beschreibt. Ab da bleibt das Ende der Geschichte offen.

Hauptteil

In dieser Parabel steht der Elefant für das Ganze, was die Blinden erfassen und verstehen wollen. Des Weiteren verkörpert er das Problem, welches darin besteht, dass die Blinden vor eine Aufgabe gestellt werden, die sie nur gemeinsam lösen können. Der Elefant als Ganzes ist die Wirklichkeit bzw. die Wahrheit und seine einzelnen Körperteile spiegeln Fassetten dieser Wahrheit wieder. Sie sind Teile eines Ganzen und man muss alle sehen und wahrnehmen um das große Ganze zu verstehen. Genauso ist es mit den Blinden, wo jeder nur einen Teil dieses Ganzen wahrnimmt. Sie sind durch ihre Behinderung beeinträchtigt und bräuchten Hilfe um den Elefanten zu erfassen oder es dürfte sich nicht jeder auf sich alleine verlassen. Da sie dies doch tun, führt das zu Fehlern. Es entsteht ein Problem auf Grund der Tatsache, dass sie die vollständige Wahrheit nicht kennen und auch nicht vollständig erfassen. Sie leben abgeschottet in ihrem Wüstendorf und kennen das, was darum herum ist nicht. Sie nehmen jeder nur das wahr, was sie wahrnehmen können, aber als der König mit seinem Heer kommt, bringt er den Elefanten aus der "Außenwelt" mit. Er schafft für die Blinden die Möglichkeit Teile dessen, was ihnen bis dahin verborgen blieb, zu erfahren.

Durch die Textstelle, "Die Blinden […] wurden von einer heftigen Lust befallen, heranzutreten und den Elefanten zu […] untersuchen." (Z. 7 ff.), wird deutlich, dass die Blinden sehr neugierig und wissbegierig sind. Sie wollen ihr Wissen um Elefanten bzw. um die Wirklichkeit erweitern. Sie wollen das Unbekannte kennenlernen und der Elefant ist ein Teil dieser unbekannten Welt außerhalb ihres Dorfes.

Als die Tastenden dann in ihr Dorf zurückkehren, sind sie bereit ihr Wissen weiterzugeben und genauso sind die im Dorf Verblieben bereit, ihnen vollkommen zu vertrauen, da sie denken, dass die, die den Elefanten betasten durften, jetzt die ganze Wahrheit kennen. Dem ist jedoch nicht so. Sie haben lediglich jeder einen Teil der Wahrheit wahrgenommen, kennen aber nicht das große Ganze. Das führt dazu, dass jeder eine andere Beschreibung des Elefanten abgibt. In jeder dieser Beschreibungen stecken zwar Teile der Wahrheit, aber keine Beschreibung ist richtig und daher vermitteln sie den Dorfbewohnern falsche Informationen. Die Dorfbewohner halten diese Informationen jedoch für die Wahrheit und kennen so nun eine falsche Wahrheit. Da es jedoch sogar unterschiedliche falsche Wahrheiten gibt, kann das schlimmsten Falls zu Konflikten im Dorf führen, welche dadurch hättet verhindert werden können, dass sich die Tastenden vorher abgesprochen und überlegt hätten, warum jeder den Elefanten anders wahrgenommen hat. So wären sie dann wahrscheinlich auch zu dem Schluss gekommen, dass sie jeder nur einen Teil der Wahrheit erfasst haben und sie nur zusammen die Wahrheit als Ganzes den anderen Dorfbewohnern vermitteln können.

Schlussteil

Die Moral der Geschichte ist also, dass die Wirklichkeit immer von verschiedenen Seiten zu betrachten ist, damit man jeden ihrer Teile erfasst und man anschließend weiß, was die ganze Wahrheit ist. Des Weiteren will Kazantzakis mit seiner Parabel darauf aufmerksam machen, dass man nicht immer alles glauben soll, was andere einem erzählen und dass man sich immer alle Sichtweisen anhören soll, um sich dann seine eigene Meinung bilden zu können.

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