Adoleszens als Zeit des Erwachsenwerdens - Möglichkeiten für Eltern, mit der Pubertät umzugehen

Die meisten Eltern kennen diese Situation: Das eigene Kind kommt in ein Alter, in dem es zum Erwachsenen heranwächst. Die sogennante Adoleszenz oder auch Pubertät genannt, ist nicht nur für die Eltern eine problematische Zeit, sondern auch für das Kind selbst. Vieles verändert sich, der eigene Körper, die Denkweise, die Erwartungen und die Vorstellungen von der eigenen Zukunft. Diese Zeit kann zu einer echten Belastungsprobe für alle Beteiligten werden.

Wenn in der Pubertät die Hormone verrückt spielen

Pubertierende Jugendliche haben häufig mit körperlichen Veränderungen zu kämpfen. Denn wenn sie zu Erwachsenen heranreifen, kommt es zu einem manchmal extremen Wachstumsschub, die erste Rasur steht an und die Hormone sorgen für vermehrtes Experimentieren mit dem eigenen Körper und auch den eigenen Geschlechtsorganen. Zudem beeinflussen sie die Stimmungslage des Jugendlichen in nicht unerheblichen Maß und verursachen nicht selten eine größere Sensibilität und Gereiztheit. Mit diesen körperlichen Veränderungen geht in den allermeisten Fällen eine Neudefinition der Persönlichkeit einher. So legen Pubertierende vermehrt großen Wert auf ihr Äußeres und die Ansprüche in Bezug auf Sauberkeit oder Kleidung steigen.

Pubertät heißt Konflikt mit bisherigen Autoritäten

Wenn ein Jugendlicher erwachsen wird, beginnt er, sich über vieles seine eigenen Gedanken zu machen, will eigene Erfahrungen sammeln und muss aus Fehlern lernen. Wo bisher die Eltern die allgegenwärtige Autorität waren, gewinnen nun andere Personen, zumeist außerhalb der Familie, zunehmend Einfluss auf den Jugendlichen. Von den Eltern aufgestellte Regeln werden nicht mehr stillschweigend akzeptiert, sondern nach ihrem Sinn hinterfragt, neu und in eigenständiger Weise bewertet. Dies kann zu Konflikten führen, denn hier treffen zwei vollkommen verschiedene Gedankenwelten aufeinander. Die Eltern handeln aufgrund bereits gemachter Erfahrungen, die dem Jugendlichen noch fehlen. So bleiben Diskussionen um von den Eltern aufgestellte Regeln nicht aus. In dieser Phase entwickelt der Jugendliche zunehmend ein Gefühl der Begrenztheit und fühlt sich übergangen. Er beginnt, sein eigenes Leben zu gestalten und vielen Eltern fällt es schwer, dies zu akzeptieren.

Das außerfamiliäre Umfeld gewinnt in der Pubertät an Bedeutung

Jugendliche haben heute sehr vielfältige Kontakte zu Gleichaltrigen. Sie bauen sich ihren eigenen Freundeskreis auf, haben erste Beziehungen und wagen damit in zunehmendem Maße den Schritt in eine Welt, die außerhalb der Familie liegt. Waren in der Kindheit die Eltern die ersten Ansprechpartner bei Sorgen und Problemen, so suchen Jugendliche in der Pubertät vermehrt rat bei Freunden und Bekannten. Vor allem bei in diesem Alter heiklen Themen wie Beziehung, Sexualität und Liebe ist festzustellen, dass sich der Pubertierende davor scheut, die Eltern als Gesprächspartner zu wählen. Auf diese Weise entsteht eine gewisse Distanz zum Elternhaus, die allerdings notwendig und richtig ist. Denn in dieser Distanzhaltung erweitert der Jugendliche seinen gedanklichen und gefühlsmäßigen Horizont, lernt verschiedene Meinungen und Sichtweisen kennen und ist immer mehr in der Lage, sich sein ganz eigenes Bild von den Dingen zu machen und eigenständige Entscheidungen zu treffen. In dieser Phase wird unter anderem auch das eigene Gewissen geschult.

Die Distanz zu den Eltern ermöglicht eine neue Nähe

Im Loslösungsprozeß von den Eltern, der während der Pubertät vollzogen wird, hat der Jugendliche die Möglichkeit, seine Beziehung zu diesen neu zu ordnen. Die zeitweilige Distanzierung von den Sichtweisen der Eltern hilft dem Jugendlichen letztlich, einen neuen Zugang zu ihnen zu finden und die eigene Autonomie zu stärken. Macht der Jugendliche die Erfahrung, dass Eltern diese Entwicklung akzeptieren, werden sie für ihn erneut zu wichtigen Bezugspersonen und Ratgebern. Er erlebt sie als gute Begleiter und zieht sie bei wichtigen Fragen wieder zu Rate. Diese Entwicklung zeigt sich meist, wenn der Jugendliche volljährig wird und Fragen nach der eigenen Zukunft auftauchen.

In der Pubertät ist Geduld, Offenheit und Akzeptanz wichtig

Eltern, die in der Pubertät ihres Kindes versuchen, ihre Meinung durchzusetzen und auf ihren Regeln zu bestehen, werden eine schwere Zeit vor sich haben. Sinnvoller ist es, dem Pubertierenden mit Geduld und Offenheit zu begegnen. Es muss nicht jede Regel über Bord geworfen werden und Eltern dürfen ihre Meinung behalten, aber im Umgang der Eltern mit dem Jugendlichen muss für diesen deutlich werden, dass er in seiner momentanen Situation ernstgenommen und akzeptiert wird. Bei wichtigen Fragen wie beispielsweise Uhrzeiten für das Nachhausekommen, ist es notwendig, Kompromisse zu finden, die beide Seiten zufriedenstellen. Ein falscher Weg wäre es, immer nur mit Verständnis zu reagieren, denn so vermitteln die Eltern dem Jugendlichen den Eindruck, er wäre prinzipiell im Recht und könnte alles tun. Die Folge wäre schwindende Autorität gegenüber den Eltern. Regeln und Verhaltensweisen sind unabdingbar für das Zusammenleben in der Familie, aber die Pubertät eines Kindes erfordert, sie im Dialog mit dem Jugendlichen neu zu begründen und vielleicht sogar neu zu definieren.

Autor seit 12 Jahren
212 Seiten
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