rusch: Redewendungen und ihr Ursprung
Tagtäglich verwenden wir bewusst oder unbewusst viele Redewendungen. Wir verwenden sie ohne ihre eigentliche Bedeutung zu kennen.Den Löffel abgeben
Diese Redewendung verwendet man heute, wenn jemand stirbt oder gestorben ist.
Ursprung und Herleitung
Im Mittelalter und der frühen Neuzeit, bestand das Essen der armen Leute oftmals darin, dass der Brei in einer Schüssel auf dem Tisch serviert wurde. Jeder hatte seinen eigenen Löffel, der oftmals selber geschnitzt war. Ein besonders wertvoller Löffel war einer aus Eisen, Zinn oder Silber. Wenn der Besitzer starb, wurde der Löffel an den ältesten Sohn weitergegeben. Er war gewissermaßen ein Erbstück. Sah man den ältesten Sohn mit diesem Löffel, wusste man, der Vater war gestorben.
08/15
Wenn man heute von "nullachtfünfzehn" spricht, meint man damit, dass der Gegenstand von dem man spricht nichts außergewöhnliches ist, sondern etwas ganz normales. Oftmals werden auch Materialien mit der Redewendung als billig und schlecht bezeichnet.
Ursprung und Herleitung
Es gibt zwei Erklärungsansätze, beide beziehen sich auf ein Maschinengewehr im Ersten Weltkrieg,
Die erste Herleitung bezieht sich darauf, dass die Soldaten im Ersten Weltkrieg auf dem Maschinengewehr mit der Bezeichnung 08/15 tagtäglich geübt haben. Wenn es ein langweiliger Routinealltag war, sprachen die Soldaten von Nullachtfünfzehn. Damit meinten sie, dass nichts außergewöhnliches an dem Tag geschehen ist.
Der zweite Erklärungsansatz bezieht sich darauf, dass das MG 08/15 das erste einheitliche Maschinengewehr im Deutschen Reich war. Vorher gab es verschiedene Maschinengewehre, für die einzelnen Landesteile verantwortlich waren. Die Teile passten also nur auf die gleichen Maschinengewehre. Mit dem einheitlichen Maschinengewehr 08/15 gab es nun Teile, die auf alle Maschinengewehre passten. Fortan stand "Nullachtfünfzehn" für gewöhnliche Teile bzw. ein gewöhnliches Maschinengewehr.
Eulen nach Athen tragen
Wenn man heute von "Eulen nach nach Athen tragen" spricht, versteht man darunter eine überflüssige Tätigkeit auszuüben.
Ursprung und Herleitung
Erstmalig wurde der Spruch von dem antiken griechischen Dichter Aristophanus in seiner satirischen Komödie "Die Vögel" verwendet. Dort heißt es in einem der Verse " Wer hat die Eule nach Athen gebracht".
Eulen standen als Symbol für die Göttin Athene und Weisheit. Eulen waren aber auf griechischen Münzen als Prägung vorhanden. Damals verstand man unter dem Spruch, dass es nicht notwendig war Münzen (mit der Eulenprägung) ins reiche Athen zu bringen. Eulen stand hier für Geldmünzen.
Hals und Beinbruch
Hals und Beinbruch wünschen wir jemandem, damit er Erfolg hat bei einer schwierigen Aufgabe. Wir sagen als genau das Gegenteil dessen, was wir wünschen.
Ursprung und Herleitung
Der Spruch kommt aus der jüdischen Sprache. ""Hatsloke u brokhe" ist der Ursprung, und steht für Erfolg und Segen, insbesondere bei Geschäftsabschlüssen.
Der Spruch kann auch auf die Vorstellung zurückgehen, dass man die guten Wünsche genau mit dem Gegenteil bezeichnet. Somit will man das Schicksal überlisten. Ähnliche Redewendungen findet man beim Militär "Kopf und Bauchschuss" oder in der Schifffahrt "Mast- und Schotbruch".
Aus dem Nähkästchen plaudern
Wen jemand sagt, dass er "aus dem Nähkästchen plaudert", meint er damit, dass er seinem Gesprächspartner etwas sagt, was dieser nicht wissen kann oder darf. Er verrät demnach etwas Geheimes.
Herleitung und Ursprung
Der Spruch basiert tatsächlich auf einem Geheimnis. Früher bewahrten Frauen geheime Sachen in ihrem Nähkästchen auf. Das war ein Ort, an dem man nichts vermutete, was geheimnisvoll war. Oftmals waren es Liebesbriefe an sie. Trafen sich dann mehrere Frauen zu einem Kaffeekränzchen, wurden die Geheimnisse hervor geholt und man plauderte darüber.
In Theodor Fontanes Roman "Effi Briest" findet dieser Sachverhalt erstmals Erwähnung in der Literatur. Effi Briest versteckt ihre Liebesbriefe in dem Nähkästchen. Während einer Kur in Bad Ems findet ihr Ehemann diese. Er verstößt Effi und duelliert sich mit dem Liebhaber.
Das geht auf keine Kuhhaut
Diese Redensart wird heute verwendet, wenn jemand etwas erzählt, das man kaum glauben kann, weil es total übertrieben oder unrealistisch ist.
Ursprung und Herleitung
Im frühen Mittelalter glaubte man, dass es notwendig sei alle Sünden aufzuschreiben, damit am Tag des jüngsten Gerichts entschieden werden kann, ob man in den Himmel oder in die Hölle kommt. Derjenige der die Sünden auf schrieb war kein geringerer als der Teufel. Als Pergament verwendete man damals die Haut von Tieren, üblicherweise von Ziegen oder Schafen. Aber auch die Haut von Kühen wurde verwendet. Diese ist im Vergleich zur Ziegenhaut sehr groß. Hatte jemand viele Sünden begangen, passten diese nicht mehr auf eine Kuhhaut. Daher kommt der Spruch "Das passt auf keine Kuhhaut".
Den Bock zum Gärtner machen
Diese Redewendung wird heute dafür verwendet, wenn jemand für eine Arbeit eingesetzt wird, für die er nach Herkunft und Interessenlage nicht geeignet ist.
Oftmals wird diese Redewendung auch dafür verwendet, wenn jemand für eine Krisenbewältigung eingesetzt wird, der für die Entstehung der Krise mitverantwortlich war.
Herkunft und Bedeutung
Diese Redewendung kommt nicht wie manchmal angenommen aus dem Lateinischen, sondern wurde erstmalig im 16. Jahrhundert von Hans Sachs verwendet und fand ab 1650 zunehmend Einzug in die deutsche Sprache.
Die Bedeutung leitet sich daraus ab,dass ein Ziegenbock im Garten die Pflanzen abfrisst und die Beete zertrampelt. Ein Ziegenbock ist demnach als Gärtner völlig ungeeignet. Sinnbildlich steht der der Ziegenbock für eine Person, die für eine Tätigkeit völlig ungeeignet ist.
Zusammenfassung
Diese Beispiele stehen stellvertretend für viele weitere Redewendungen. Wenn man sich oder andere beim Sprechen beobachtet, wird man feststellen, wie viele Redewendungen bewusst oder unbewusst verwendet werden. Da diese Redewendungen eine Bedeutung haben die jeder kennt, stehen sie als ein Synonym für einen bestimmten Sachverhalt.
Ich wünsche Ihnen, viel Spaß bei der Beobachtung der Redewendungen in der Sprache.
Bildquelle:
W. Zeckai
(Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)