Dies ist auch der berühmte rote Faden, die Stille, die sich durch immerhin ca. 400 digitale Seiten Science Fiction, bebildert mit 23 scherenschnittartigen Illustrationen, zieht, denn als Druck ist das Buch noch nicht erhältlich, lediglich als eBook über AMAZON. Nur sehr wenige Personen hinterlassen in dem Roman ihre Fußspuren, der größte Teil spielt sich nämlich vor allem rund um den Protagonisten ab. Dieser ist ein ziemlicher Eigenbrötler, ein Aussteiger. Er lebt ein Stück außerhalb, fern der wirbelnden, urbanen Zivilisation, dennoch ist er kein Hinterwäldler. Vielmehr ein vergnatzter, mit der modernen, hektischen Welt verkrachter Zeitgenosse, der langsam erkennt, was ihm in seinem Leben tatsächlichen Halt gibt, worin die wahren Werte verborgen liegen.

 

Zugegeben, es liest sich anders als die meisten Science Fiction Bücher. Anders als ein Perry Rhodan oder ein wüster Techno-Thriller. Wer einen wilden Kracher mit explodierenden Raumschiffen und tödlich strahlenden Gestirnen erwartet, wird in dieser Geschichte nicht das Gesuchte finden. Dergleichen gibt es hier einfach nicht. Der Leser muss sogar oft über viele Seiten ohne Dialoge auskommen, lediglich an der Gedankenwelt des Connor Lewis hat er direkt teil. Unterhaltsam ist es aber allemal, findet sich doch in der Ruhe dieses breiten Stromes eine Hoffnung wieder, die einem stressgeplagten, müden Gegenwartsmenschen Balsam für das Gemüt sein kann. Aus vielen kleinen Begebenheiten und Gedankengängen kristallisiert sich oft heraus, dass in vielen von uns ein Teil Connor Lewis steckt. Nicht wenige seiner Sehnsüchte finden wir in uns selbst, so manche Ausweglosigkeit würden wir gern so glücklich aufgelöst sehen, wie es dem Helden dieser Geschichte zuweilen widerfährt. Und so manches Mal reizen die Zeilen der Kapitel, den eigenen Standpunkt im Hier und Jetzt zu hinterfragen, die kleinen und großen Dummheiten, die wir allumfassend abhängig gewordenen, behäbigen Technologie-Menschen an den Tag legen, wieder gut zu machen.

Manchmal subtil, manchmal aber auch sehr direkt hält uns der Autor einen Spiegel vor, indem er die uns allen innewohnende Unvollkommenheit, die doch trotz allem irgendwo auch natürlich ist, auf den Helden der Geschichte projiziert. Nicht sofort bemerkt man, dass nicht ER sich selbst auf den Fuß tritt, sondern eigentlich WIR uns im Wege stehen. Womöglich ist auch dies eine Intension des Schreibstils dafür, dass so mancher Abschnitt recht langatmig, bewusst gedehnt wirkt. Zumindest, wenn man mit der Erwartung an das Buch geht, dass in einem Science Fiction Roman an jeder zweiten Ecke ein hyperintelligenter, waffenbestückter Android mit bösen Absichten steht. Um so unauffälliger wird der Leser daher immer wieder in scheinbar seichte Abläufe verstrickt, die am Ende, trotz dass sie im ersten Moment unscheinbarer Natur sind, doch ihren Gehalt offenbaren.

Der Erzählrhythmus ist, anders als ich es aus den meisten Büchern kenne, die im Genre Science Fiction angesiedelt sind, auffallend gleichmäßig. Sehr überschaubar gestrickt könnte man auch sagen.

Eine lange Einleitung mit unheimlich vielen Nebensächlichkeiten breitet sich vor dem inneren Auge aus, die scheinbar nur deshalb Erwähnung finden, um die eigentliche Durchschnittlichkeit der Person Connor Lewis überdeutlich zu bekräftigen. Um zu unterstreichen, dass das gewählte Leben dieses Einsiedlers, so ungewöhnlich es UNS, den in der Stadt lebenden, ganz und gar nicht entschleunigten Am-Monitor-Lesern, erscheinen mag, doch eigentlich völlig NORMAL sei. Ja, fast schon langweilig in seiner Einfachheit, puristisch, asketisch. Es folgen Einblicke in die schrägen Ideen des Protagonisten, wie er zum Leben steht, wie es ihn in seine jetzige Situation verschlagen hat, wie seine Ziele sind, wie unsicher er als Mensch eigentlich ist, wie er mit seinen Entscheidungen immer zwischen zwei Stühlen sitzt und doch irgendwann die Kraft aufbringt, seinen Weg konsequent zu wählen.

Etliche Kapitel später kommt es dann zu der Konfrontation, die dem Buch ihren Namen gibt. Es ist eine Begegnung, die selbst der Titelheld so nicht erwartet hat. Wie auch? Immerhin geht es um den Kontakt mit Außerirdischen! Monate plant er zwar bis ins technisch ausgefeilteste Detail, wie sein Part dabei aussehen würde. Denn selbst er baut seine Idee lediglich auf Vermutungen, Hörensagen über die Natur der Außerirdischen und nicht mehr als dem Wunsch auf, dass die Welt einer ganz außerordentlichen Veränderung bedarf, um auch weiteren Generationen Lebensraum zu bieten. Als es dann soweit ist, hat er mit ganz anderen Emotionen zu kämpfen, als er sich bis dato vorgestellt hat. Die Vorfreude, in Kontakt mit jenen fremden Wesen zu treten, ist einerseits durch langes Warten schon enorm gedämpft, andererseits hat er wohl die Begegnung in ihrer Mächtigkeit durch eine typisch rosarote Brille gesehen. Genau so schön kitschig, wie wir uns das wohl dank Hollywood gern mal einbilden. Gut, abgesehen von Filmen wie ID4, die in eine völlig andere Richtung gehen. Connor Lewis zählt somit eher zu den "Opfern" von Filmen wie ET - Der Außerirdische. Viele bunte Lichter, niedliche Schrumpel-Aliens und am Ende Friede, Freude, Eierkuchen. So ist es dann auch kein Wunder, wenn die Stimmung bei der Begegnung mit jener fremden Zivilisation vielmehr vom Krampf in der Magengegend bestimmt ist, als von Glückshormonausschüttungen. Mehr will ich an dieser Stelle aber nicht verraten.

Zumindest bildet dieser Abschnitt den Gipfel der emotionalen Karusselfahrt des Romans. Nichtsdestotrotz, auch wenn es nun wieder wesentlich ruhiger wird, die Geschichte spinnt ihre Fäden weiter Und natürlich hat diese Begegnung ihre Konsequenzen. Nicht nur das Leben des Titelhelden ändert sich noch einmal maßgeblich, auch wenn er seinen Idealen dabei treu bleibt. So wird ebenfalls der Rest der Welt von dem erfasst, für das jener Noname Connor Lewis den entscheidenden Impuls geliefert hat.

Begleitende Illustrationen aus dem Roman

Zum Kapitel 18 (Bild: Blog Connors-Licht.de)

Etwas überraschend ist, wie der Science Fiction Roman auf sein Ende zusteuert. Keine Horden von grünen oder mausgrauen ETs überschwemmen die Kontinente, es werden keine Bilderfluten für das Kopfkino geliefert, nur um dem Umstand der globalen veränderungen noch plakativ eins drauf zu geben. Eher ist das letzte Kapitel in seiner Art pointiert gesetzt; der Autor mag wohl auch keine Geschichten, die entweder ein offenes oder zu oppulentes Ende haben. So wie hier hätten wir es wohl alle gern gehabt bei Twinpeaks, Akte-X und LOST. Für alles gibt es eine vernünftige, fast schon wieder (typisch für die Geschichte) banale Erklärung! Einmal mehr verbindet sich dadurch das phantastische Element der Science Fiction mit dem glatten Konstrukt unserer oft grauen, schrecklich genormt wirkenden Welt. Plausibel muss es sein, es muss am Ende Pling! machen. Dann sind auch wir mit einer stellenweise etwas zähen, in ihren Ansätzen oft krude wirkenden Geschichte, letzten Endes zufrieden und erzählen unseren Freunden, dass es da etwas Neues und Lesenswertes, nicht nur für Science Fiction Bücher - Fans, gibt.

Beinahe hätte ich es jetzt doch vergessen, wobei gerade dieses kleine "Detail" mich doch erst beim Wühlen in Amazons eBook-Store hat aufhorchen lassen. Nach (leider nicht allzu ausführlichen) Angaben des Autors handelt es sich zwar um eine komplett erfundene Geschichte, der technische Aspekt aber basiert wohl teilweise auf Tatsachen. So gibt es also irgendwo da draußen auf einem unserer Kontinente ein paar verrückte Bastler, die sich vorgenommen haben, ein Signal für ET & Co. zu setzen. Ob ihnen dies gelingen wird, wir werden es sehen. Vielleicht wird sich dann alles genau so abspielen wie in dem Roman Connors Licht - Begegnung der fünften Art oder wir sind doch ganz allein in unserer Ecke der Galaxie. Aber ganz gleich, was morgen ist, dieses Buch liefert viele kluge Impulse, die bereits unser Heute bestimmen sollten.

Ich für meinen Teil habe mir jedenfalls eine neue, lange Todo-Liste an den Kühlschrank geheftet.

Zum Science Fiction Roman hier noch einige ergänzende Angaben.

 

Mehrere Leseproben finden sich auf dem Blog des Autors Connors-Licht.de

Über den Autor selbst gibt es hier ein paar Sätze: Autorenprofil auf AMAZON.

Das eBook ist auf Amazon erhältlich unter diesem LINK.

Als besondere Zugabe erhält man, wenn man das eBook über die Webseite von Ava Felsenstein, statt bei Amazon kauft (Zahlung per PayPal), gleich noch ein Musikalbum mit elektronischer Musik. Das hat mich als Freund dieses Genres natürlich gleich nochmal dazu verleitet, die selbe Summe von läppischen 3,33€ wie auf Amazon auszugeben, nur daß hier neben dem eBook eben noch eine feine 45-minütige MP3-Datei im Download enthalten ist. Hätte ich das nur eher gewusst!:-) Ob einem diese Musik zusagt, lässt sich auch schnell feststellen. Eine Hörprobe gibt es nämlich auch auf dem Blog.

Albumcover zu HYDROLUX

 

Viel Spaß nun beim Science Fiction Bücher Schmökern und Musikhören!

Arne Waldmeister

Arne_Waldmeister, am 10.05.2012
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Bildquelle:
W. Zeckai (Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)
dco-Verlag (Rezension: Wenn dich jemand sieht)

Autor seit 12 Jahren
7 Seiten
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