Peter und der Wolf - Uraufführung 1936 im Kindertheater in Moskau

Sergei Prokofiev kam in seine Heimat, nach Moskau, zurück. Dort wurde er von der Leiterin eines Kindertheaters, Natalia Saz, gebeten, für die Kinder ein Musikstück oder ein Märchen zu schreiben, durch das die Kleinen die Instrumente eines Symphonieorchesters kennenlernen. Wie wir alle wissen, funktioniert das Kennenlernen der Instrumente auf diese Weise hervorragend. Die Uraufführung fand am 2. Mai 1936 in Moskau statt. Bei der Aufführung wurde der Text zu der Musik gesprochen. Die Erzählerin war damals Natalia Saz selbst. Offensichtlich wurde das Stück zu einem großen Publikumserfolg bei den Kindern und bei den Erwachsenen, denn 10 Jahre später versuchte Walt Disney, eine Zeichentrickversion als Episodenfilm daraus zu machen. Er hat dabei aber die Originalgeschichte deutlich verändert und auch einen Erzähler eingesetzt. Disneys Variante wurde weder der Musik noch dem Märchen gerecht und ist heute wenig bekannt.

Interessant ist hier, dass erst 70 Jahre später (2006) ein neuer Film dazu entstand, der nur mit der Musik auskommt, das Märchen erzählen die Bilder dazu. Es ist dabei bemerkenswert, dass ein Film nach einer Musik entstand. Normalerweise wird die Filmmusik erst nach den Dreharbeiten komponiert und eingefügt. Hier gibt die Musik die Handlung und die Personen vor. Dieser Film ist ein Animationsfilm in OneStopMotion-Technik made in England, wo auch Shaun the Sheep und viele andere bekannte Animationsfiguren entstanden und bis heute entstehen. Die Regisseurin dieser Version von Peter und der Wolf ist Suzzie Templeton, die damals gerade mit ihrem Studium fertig war. Ihr Film ist wundervoll und so gelungen, dass er in 2008 sogar den Academy Award (also den Oscar) in der Kategorie Trickfilm/Animation gewann.

Das ist die Geschichte, die die Musik erzählt:

Frei erzählt nach Sergei Prokofiews: "Peter und der Wolf", da es den Originaltext mehrfach im Internet frei verfügbar gibt und ich keine Plagiate schreibe!!

Peter lebt bei seinem Großvater auf einem fest eingezäunten kleinen Hof. Eines Tages öffnet er morgens die Gartentür, um auf die große Wiese vor dem Haus zu gehen. Sein Freund, ein kleiner Vogel singt auf dem großen Baum an der Wiese und zwitschert fröhlich. Die Welt ist heil und freundlich. Die Sonne scheint und die Ente des Großvaters freut sich, dass Peter versehentlich das Gartentor aufgelassen hat. So beschließt sie, ebenfalls hinauszugehen und in dem schönen Teich auf der Wiese ein Bad zu nehmen.

Der kleine Vogel fliegt hinunter, setzt sich neben der Ente, die gerade ins Wasser steigen will, ins Gras und plustert sich auf, um ein bisschen größer zu wirken. Er fragt die Ente, was sie denn für ein Vogel sei, wenn sie nicht fliegen könnte. Die Ente fragt zurück, was er denn für ein Vogel sein, wenn er nicht schwimmen könne - und watschelt ins Wasser. So stritten sie weiter. Die Ente schwimmend, der Vogel am Ufer auf und ab hüpfend.
Peter beobachtet die beiden und bekommt vor Schreck große Augen als er die Katze durchs Gras schleichen sieht.
Und in der Tat: Die Katze denkt sich, der Vogel streitet sich herum und passt nicht auf, den werde ich mir fangen und schleicht sich beinahe lautlos auf ihren Samtpfoten heran.
Peter warnt den Vogel, der fliegt schnell auf den großen Baum und ist in Sicherheit. Die Ente quakt die Katze böse an - aus der sicheren Entfernung von der Mitte des Teiches. Aber Katzen können klettern und so schleicht sich die Katze um den Baum herum und überlegt, ob es sich lohnte, so hoch hinauf zu klettern, denn sobald sie oben sei, wäre der Vogel bereits weggeflogen.
Während sie so überlegt, kommt der Großvater aus dem Haus. Er ist böse mit Peter, weil dieser die Gartentür offen gelassen hat. Er warnt ihn vor dem Wolf, der jederzeit aus dem Wald kommen kann. Peter nimmt die warnenden Worte nicht ernst. Jungen wie er haben keine Angst vor einem Wolf. Sicherheitshalber nimmt der Großvater Peter bei der Hand, geht mit ihm zurück auf den Hof und macht die Gartentür fest zu. Dann geht er ins Haus.

Kaum ist der Junge von der Wiese verschwunden, kommt aus dem Walde der große, graue, böse Wolf. Die Katze entschließt spontan nun doch, dass sich die Kletterei auf dem Baum lohnen könnte. Die Ente quakt und springt in ihrer Aufregung aus dem Wasser ans Ufer des Teiches. Schon hat der Wolf sie im Visier und schleicht sich an. Sie läuft schnell weg, doch wie schnell sie auch läuft, der Wolf ist auf seinen vier Beinen schneller. Er kommt näher und näher und näher und erreicht sie. Es kommt wie es kommen musste, er packt sie, verschlingt sie schnell auf einmal. 

Dann sieht die Szenerie so aus: 
Die ängstliche Katze auf einem Ast, der Vogel weiter oben auf einem anderen Ast - möglichst weit von der Katze entfernt - und beide umkreist vom Wolf, der immer wieder um den Baum herumläuft und mit gierigen Blicken nach oben starrt. 
Und Peter, der steht sicher hinter seiner Gartentür und beobachtet alles, was dort draußen geschieht. Er hat überhaupt keine Angst, aber er ist böse auf den Wolf. Dann hat er eine Idee, läuft ins Haus, holt ein dickes Seit und klettert auf die hohe Gartenmauer, über die ein Ast des Baumes in den Garten reicht. Über diesen Ast klettert Peter nun mit in den Baum. Er bittet den Vogel, zum Wolf hinab zu fliegen und ihm immer wieder um den Kopf herum zu kreisen. Peter warnt den kleinen Vogel auch, acht zu geben, dass er nicht gefangen wird.
Der Vogel macht sich einen Spaß daraus, kitzelt den Wolf mit seinen Flügelfedern jedes Mal an der Nase, während der Wolf immer wütender versucht, den Vogel zu fangen. Doch egal, wie sehr er sich bemüht, der Vogel ist geschickter.
In der Zwischenzeit hat Peter mit dem Seil eine Schlinge gebildet und nun lässt er das Seil vorsichtig hinunter. Die Schlinge gleitet über den Schwanz des Wolfes und Peter zieht die Schlinge schnell zu. Als der Wolf merkt, dass er überlistet und gefangen ist, springt er wild herum und versucht sich loszureißen. Peter aber bindet das andere Ende seines Seils an einem dicken Ast fest sodass sich die Schlinge immer fester zusammen zieht, je wilder der Wolf herumspringt. 

Aber...

...jetzt kommen plötzlich die Jäger aus dem Walde, die dem Wolf auf der Spur sind und als sie nah genug beim Wolf sind, schießen sie ihre Flinten ab.

Das findet Peter, der alle Tiere gern hat, unfair. So ruft er den Jägern vom Baum aus zu, sie sollen nicht schießen, denn der kleine Vogel und er haben den Wolf doch bereits gefangen. Nun können die Jäger doch helfen, den Wolf in den Zoo zu bringen.

Nun stellt euch den Triumphzug vor: 

Peter geht vorneweg, ihm folgen die Jäger mit dem großen, grauen Wolf und den Schluss des Zuges bilden der Großvater und die Katze. Dabei schüttelt Peters Großvater die ganze Zeit den Kopf und fragt, was denn wäre, wenn Peter den Wolf nun nicht gefangen hätte. Über diesem Triumphzug auf dem Wege zum Zoo fliegt der kleine Vogel ganz begeistert und zwitschert laut, damit es auch jeder hören kann, wie tapfer und mutig er und Peter seien, weil sie den Wolf gefangen haben.

Und wenn ihr ganz genau hinhört, könnt ihr auch die Ente im Bauch des Wolfes quaken hören, denn die hat der Wolf in seiner Eile lebendig heruntergeschluckt.

Zu guter Letzt ... 

...wenn ihr die Geschichte noch einmal lest, dann stellt euch einfach die Musik dazu vor. Hier die Liste der Instrumente, die es zu erkennen gibt. Könnt ihr erraten, welches Instrument zu welcher "Person" passt? Wenn ja, könnt ihr es auch umgekehrt, wenn ihr die Musik zu diesem Text hört? Wenn ihr zufällig irgendwo lest, dass das Stück von einem Orchester mit der Lesung des Textes aufgeführt wird - wie vom Komponisten gedacht -, dann schreibt doch einfach einen kurzen Kommentar. Ich habe es leider bisher nicht aufgeführt gesehen.

Das Symphonieorchester ist bei diesem Stück voll besetzt. Der Vogel wird natürlich von einer Querflöte dargestellt, in der Regel eine Piccoli-Flöte, wegen der hohen Töne. Die Klarinette spielt den Part der Katze und die Ente wird etwas tiefer von der Oboe wiedergegeben. Das tiefe Fagott spielt sobald der Großvater auftritt und drei Hörner gemeinsam spielen den Wolf. Peter selbst wird von den Violinen und anderen Streichern dargestellt. Die 3 Schüsse der Jäger knallen nicht nur auf der Wiese, sondern auch im Orchester ordentlich - durch die Pauken.

Ich wünsche euch allen viel Vergnügen mit dem Film, einer CD oder beim Live-Konzert.

Mit einem Oscar für den besten Trickfilm ausgezeichnet ...
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Betty, am 26.11.2017
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Bildquelle:
Princess Margaret (mid) in the 1970s. (Film The Bank Job - realer Skandal in England 1971 - gesperrte Akte...)
via fanpop.com (Working Girl (Die Waffen der Frauen) - ein amerikanischer Kultfilm)
Jessica Schroth/pixelio.de (Margret Mitchell - 'Vom Winde verweht' und die Parallelen im echten...)
Rainer Sturm /pixelio.de (Frank Lloyd Wright - Architektenporträt #1)

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