Soziale Einrichtungen sind keine sozialen Arbeitgeber
Die Arbeit bei sozialen Trägern hat oft ein sehr unsoziales Gesicht.Was ist ein sozialer Arbeitgeber?
Der Duden definiert sozial unter anderem als "dem Gemeinwohl, der Allgemeinheit dienend; die menschlichen Beziehungen in der Gemeinschaft regelnd und fördernd und den [wirtschaftlich] Schwächeren schützend". Wer Kunde einer sozialen Einrichtung ist, wird auch (meist) dementsprechend behandelt. Er bekommt Pflege, erhält sozialpädagogische Unterstützung oder arbeitsmarktrelevante Weiterbildungen. Wäre die Einrichtung auch sozial zu ihren Mitarbeitern, müsste sie diesen die selbe Aufmerksamkeit zukommen lassen. Dazu könnten Gesundheitsvorsorge ebenso zählen wie psycho-soziale Unterstützung und ein angemessenes Gehalt.
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Die Arbeitsbedingungen - Überstunden, Streichung von Urlaub und Stellenkürzungen.
Im Pflegebereich ist dieser Missstand deutlich zu beobachten: Die Mitarbeiter müssen immer mehr Überstunden machen, bekommen ihren Urlaub gestrichen und müssen kurzfristige Vertretungen übernehmen. Und es ist keine Besserung in Sicht. Statt das Problem durch das Einstellen neuer Mitarbeiter zu beheben, werden sogar noch Stellen gestrichen. Der Grund ist einfach: Das liebe Geld – oder das Fehlen des selbigen. Da lässt man die aktuelle Belegschaft eben einfach etwas mehr arbeiten. Und dann noch mehr, und noch mehr. Bisher kommen die Arbeitgeber auch damit durch. Das glauben Sie zumindest. Denn sie blenden die Tatsache aus, dass sie damit ihre Mitarbeiter verheizen. Die Krankheitstage steigen automatisch, weil Erschöpfungszustände immer weiter zunehmen. Von einem Schutz der Mitarbeiter kann also keinesfalls gesprochen werden.
Das Gehalt - Oft muss es noch durch Leistungen des JobCenters aufgestockt werden.
Wer studierte, ging damals davon aus, sich eine sichere Existenz zu schaffen. Doch diese Hoffnung kann man begraben, wenn es einem zu einem sozialen Träger verschlägt. Häufig trifft dies auf Sozialarbeiter und Pädagogen zu. Diese finden nach dem Studium meist eine Stelle bei einem der zahlreichen Bildungsträger und müssen feststellen, dass der Verdienst hier kaum zum Leben reicht. Wer noch das Glück hat, einen Tarifvertraf zu bekommen, kann sich sogar noch glücklich schätzen. Sogar die schwachdotierten Verträge der kirchlichen Einrichtungen erscheinen als Luxus verglichen mit dem, was die anderen Bildungsträger zahlen. 1800 € brutto sind leider keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Und das für eine Akademikerstelle, welche emotional noch sehr viel von den Arbeitnehmern verlangt. Nicht selten müssen Familienväter deshalb ihr Gehalt durch Hartz-IV-Zuschüsser aufstocken lassen. Hier werden also keine wirtschaftlich Schwächeren geschützt, sondern sogar noch geschaffen.
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Der Umgangston - Mobbing ist im sozialen Bereich sehr verbreitet
Man könnte hoffen, dass bei all den Schwierigkeiten dann zumindest das Betriebsklima besonders gut wäre – sozusagen als Ausgleich. Doch dem ist nur selten so. Den oben erwähnten Umständen ist es wohl zu verdanken, dass die Mobbingrate gerade in sozialen Einrichtungen erschreckend hoch ist. Kleinste Konflikte können aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen leicht eskalieren und in Mobbing umschlagen. Dabei ist aber zu bedenken, dass Mobbing oft eine "Chefsache" ist, das heißt, der Vorgesetzte ist selbst der Mobber und kann sich in dieser Position meist problemlos halten, weil das Opfer im Machtgefälle unter ihm steht. So gesehen wird der Schwächere also nicht geschützt, sondern sogar noch angegriffen.
Das Verständnis des Arbeitsgebers - Ist für die Kunden meist sehr viel größer als für die Mitarbeiter
Jeder Mensch erlebt einmal akute Krisen: Das Kind, das in der Schule einen Unfall hatte oder der Partner, der schwerkrank im Krankenhaus liegt. Wenn dies bei ihren Kunden geschieht, bemühen sich die meisten sozialen Einrichtungen darum, helfend zur Seite zu stehen. Betrifft eine solche Krise allerdings den eigenen Mitarbeiter, ist dieses Verständnis dann doch sehr eingeschränkt. Zwar existieren gesetzlichen Regelungen, wenn es um Todesfälle in der Familie oder Erkrankung des Kindes geht. Doch in der Praxis tun sich viele soziale Träger schwer, diese auch umzusetzen. Nicht selten wird den Mitarbeitern sogar Druck gemacht. Ob es denn wirklich nötig sei, deshalb nun schnell nach Hause zu müssen? Ob so was denn nicht in der Freizeit geklärt werden könnte? Von einer menschlich angemessenen Beziehung zu den Mitarbeitern kann also auch nicht die Rede sein.
Bildquelle:
http://www.geschenke-der-hoffnung.org/
(Weihnachten im Schuhkarton)
Kuscheltier
(Tunnel-Menschen - ein Leben in Dunkelheit)
sabinevanerp
(Die Erhöhung eines Pflegegrads und die Verhinderungspflege)