Soziales Unternehmen
Kritische Anmerkungen zum Plenumsvortrag von Dr. Ulrich Schneider "Soziales Unternehmen: Zwischen Grundsatz und Umsatz"Umsatz als Maßstab
Der Hauptgeschäftsführer beklagt in einem vorgeschalteten Interview (Dialog, Ausgabe 3 2013) die Tatsache, dass das Pendel in letzter Zeit zu Gunsten des Umsatzes als Bewertungsmaßstab für gute Soziale Arbeit ausgeschlagen hat und plädiert für eine Rückbesinnung auf die Theorie und die Tradition der Sozialpädagogik.
Frage nach Wirkung legitim
Einen Fortschritt in der fachlichen Diskussion kann ich nicht erkennen, wenn hier nur von Rückbesinnung die Rede ist. Es hatte durchaus seine Gründe, warum in der Sozialen Arbeit betriebswirtschaftliches Denken implementiert wurde. Ist es etwa nicht legitim, wenn die Frage gestellt wird, was Soziale Arbeit - ohne sie auf Umsatz zu reduzieren - bewirkt? Was sie bewirken soll, und wann sie nutzlos, sinnlos oder einfach für die Katz ist? Es ist für sie ein Armutszeugnis, wenn sie diese Frage nicht beantworten kann oder will.
Verfehlte Inhalte und Ziele
Dass eine nur an Zahlen orientierte Soziale Arbeit verfehlt ist, liegt auf der Hand. Genauso ist aber Soziale Arbeit verfehlt, die nichts oder das Falsche bewirkt. Kennen gelernt habe ich das in verschiedenen Formen: Etwa, indem in erster Linie Aufgaben erledigt werden, die einen reibungslosen Ablauf sichern oder wiederherstellen (wie oft im Strafvollzug), etwa, indem der Beziehungsaufbau mit einem Bindungsaufbau verwechselt wird und damit Wege der Verselbständigung verbaut werden (wie oft in der Sekundärpsychiatrie) oder etwa, indem eine Nische für die Pflege reiner Befindlichkeitsfragen geschaffen wird (wie oft in Behinderteneinrichtungen).
Orientierung am Ideal
Zwar kritisiert Schneider die betriebswirtschaftlichen Versatzstücke, die sich in der Sozialen Arbeit eingenistet haben, führt aber im selben Atemzug mit der Politik einen Dialog, der mehr an ein Verkaufsgespräch erinnert als an ein Gegenübertreten im Bewusstsein des angebotenen Wertes. Denn allein Anerkennung und Wertschätzung können bewirken, dass Soziale Arbeit fair bezahlt wird. Dazu gehört, dass Soziale Arbeit ein inneres Ideal besitzt und dass dieses Ideal in die Umsetzung findet, damit den Menschen erreicht. Eine am Ideal orientierte und dem Menschen zu Gute kommende Arbeit wird sicherlich über kurz oder lang auch fair bezahlt werden. Das kann man fordern, erzwingen lässt sich das nicht.
Bildquelle:
http://www.geschenke-der-hoffnung.org/
(Weihnachten im Schuhkarton)
Kuscheltier
(Tunnel-Menschen - ein Leben in Dunkelheit)