Popliteratur

Linus Volkmann, Redakteur des Magazins "Intro" (nicht die Abkürzung für "introvertiert", sondern eine Musikzeitschrift) schrieb sich 1999 mit seinem Debütroman "Super-Lupo - Jeder Freund ist anders" mitten in die Herzen der Popkulturisten. Mit den klassischen Literaturformen hat sein Roman allerdings wenig zu schaffen. Wie bei einem Theaterstück werden im "Vorspann" die Protagonisten vorgestellt. Unkonventionell geht es weiter und auch gleich los: Ohne viel Federlesens steigt der Autor mitten ins Geschehen ein, anstatt gemächlich einen Plot aufzubauen.

 

Stark gewöhnungsbedürftig ist die konsequente Kleinschreibung, die anfangs das Lesen erschwert, später aber halbwegs flüssig über die innere Leinwand rollt. Auf knapp 160 Seiten entwirft Volkmann ein skurriles Gesellschaftsbild, das sich strikten Konventionen verweigert. Es geht um Liebe und Leiden, Klassenkampf und Kissenschlacht, Niederlagen und strategische Rückzüge. Und natürlich den ganzen Rest des liederlichen Lebens eines Versagers, der sein Versagertum gar nicht begreift.

 

Das Merkwürdigste an "Super-Lupo - Jeder Freund ist anders" ist nicht die bisweilen etwas surrealistische Atmosphäre, sondern der Umstand, dass der Plot funktioniert, mitreißt, zum Lachen vor Weinen oder Betroffenheit bewegt. Jedes Kapitel wird von einer liebevoll krakeligen Illustration zärtlich umrahmt.

 

Wer sich für Popliteratur begeistern kann oder zumindest vage interessiert ist zu erfahren, weshalb "Feuchtgebiete" keine freche Popliteratur, sondern vielmehr Tastatur-Diarrhoe darstellt, kommt an "Super-Lupo - Jeder Freund ist anders" nicht vorbei. Die schönsten Wahrheiten sind immer noch jene, die laut ausgespien werden! Und wenn man dabei herzhaft lachen muss, macht das Ganze sogar noch ungeheuren Spaß.

Was für ein Schelm, der Volkmann …

Originaltitel: "Super-Lupo - Jeder Freund ist anders"

Autor: Linus Volkmann

Veröffentlichungsjahr: 1999

Seitenanzahl: 160 Seiten

Verlag: Ventil Verlag

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