Was bedeuten eigentlich Endemit, indigene Vogelart und Neozoen?

Wer sich auf der Suche nach den Bezeichnungen für neuseeländische Vögel im Internet ein wenig umsieht, stößt häufig auf die Begriffe Endemit (endemic), indigene Art (native) und Neozoen (introduced). Diese dienen der Unterscheidung, ob ein Vogel in einem Land beheimatet ist oder nicht.

Endemiten sind Vogelarten, die nur in bestimmten, räumlich klar abgegrenzten Umgebungen -Neuseeland - vorkommen.

Indigene Vögel sind auf natürliche Weise in das Gebiet eingewandert.

Neozoene wurden von Menschen auf die Inseln gebracht.

Lachtaube - Barbary Dove

Die Bewohner Neuseelands (oder Aoteora, was Land der langen weißen Wolke bedeutet) haben im Laufe der Jahre einige Versuche unternommen, um diese Vogelart einzuführen. Man munkelt, dass es letztendlich einem Magier aus Auckland gelungen ist, der für seine Show dringend ein paar weiße Tauben benötigte. Sie zählen also zu den Neozoenen.

Da die Lachtauben aufgrund ihrer Domestizierung nicht sehr gut in der freien Wildnis überleben können, existiert nur eine kleine Population. Man trifft sie hauptsächlich auf der Nordinsel im Northland, Central Waikato und Hawkes Bay an. Ab und zu wird von Sichtungen in Blenheim und Christchurch auf der Südinsel berichtet. 

Bei meiner Reise in Neuseeland stieß ich nördlich von Auckland auf ein Pärchen Tauben, das sich sofort durch lautes Gelächter zu erkennen gab... natürlich nicht. Allerdings hört sich das Laute koo krrroo des Männchens fast wie ein Lachen an. Dies gibt die männliche Barbary Dove von sich, wenn sie in der Paarungszeit auf der Suche nach einem Weibchen ist. Zudem sind die Tiere sehr zutraulich und kommen dem Menschen recht nahe. Sehr gut für ein Fotoshooting!

Lachtauben - Nördlich von Auckland

Maori-Glockenhonigfresser - Bellbird

Der Maori-Glockenfresser ist ein Endemit und ausschließlich in Neuseeland zu finden. Der englische Name der Vogelart ist Bellbird, da sie in Gruppen einen Ton von sich geben, der dem Läuten von Glocken ähnelt. Sie lieben Honig und sind oft beim Schlemmen von Blüten auf Bäumen und Sträuchern zu finden. Seine lange Zunge hilft dem Bellbird, den kostbaren Nektar zu erreichen. Dabei trägt der nützliche Vogel, ebenso wie die Bienen, zur Bestäubung der Pflanzen bei. Wenn er mal keine Blüten findet, ist der Maori-Glockenhonigfresser aber auch mit Insekten oder Früchten zufrieden. Der Bellbird ist weit verbreitet und es bieten sich viele Gelegenheiten für ein gutes Foto. 

Maori-Glockenhonigfresser beim ...

Maori-Glockenhonigfresser beim Naschen am Lake Matheson

Neuseelandfächerschwanz - Fantail - eine der bekanntesten Vogelarten Neuseelands


Eines schönen Morgens entschied ich mich für eine kleine Wanderung auf einem Track im Wald nahe Waitangi. Begleitet vom hellen Gesang der Silvereyes und einiger Tuis in den Bäumen stapfte ich auf dem gut befestigten Weg voran. Als ich um eine Biegung kam, sah ich einen kleinen Vogel in einem Busch sitzen und aufgeregt hin und her hüpfen. Sein langer weißer Schwanz, den er schräg nach oben zu einem Fächer aufgestellt hatte, viel mir sofort auf und passte zur Beschreibung vom Fantail. Aber warum hüpft er denn so aufgeregt? Bin ich zu nahe an seinem Nistplatz?

Plötzlich schießt der kleine Flieger in die Luft und jagt einem vorbeifliegenden Insekt hinterher, das ich wohl durch mein Ankommen aufgeschreckt habe. Das Insekt versucht dem Neuseelandfächerschwanz auszuweichen und lässt sich nach unten wegfallen. Das beeindruckt den Luftakrobaten überhaupt nicht. Eine kleine Drehung und schwups stößt er nach unten weg, um sein Frühstück erfolgreich zu fangen. Großartige Show! 

Der Neuseelandfächerschwanz ist einer der häufigsten Vogelarten Neuseelands und ein Endemit. Sein lautes cheet cheet und das zutrauliche Verhalten lassen ihn in Erinnerung bleiben. Der Fantail liebt Insekten. Eine der schönsten Erfahrungen ist, wenn man bei der Kiwiernte hilft und morgens eine Gruppe von Fantails in den Ranken der Pflanze auf die Arbeiter wartet. Nur wenige Meter vom Menschen entfernt stürzen sie sich auf die davonfliegenden Insekten und verspeisen ein köstliches Frühstück.

Fantail - Walking Track nahe den Waitangi Treaty Grounds

Götzenliest - Kingfisher

 Der Götzenliest ist angeblich oft auf Nord- und Südinsel zu finden (eine der weitverbreitetsten Vogelarten Neuseelands). Ich bin allerdings bei meiner Backpackerreise nur selten auf einen gestoßen. Neben Neuseeland ist der Kingfisher auch in Australien und einigen Pazifikinseln beheimatet.

Wer ihn am Meer beobachtet kann zusehen, wie der Götzenliest bis zu einem Meter tief ins Wasser taucht, um Fische und Krabben zu fangen. Der indigene Vogel isst aber auch Insekten, Spinnen und kleine Eidechsen.

Götzenliest - Mount Maunganui

Götzenliest - Mount Maunganui

Flötenvogel - Magpie

Der australische Flötenvogel ist in Neuseeland weit verbreitet und wird zu den neozoenen Vogelarten gezählt. Er ist leicht durch sein schwarz-weißes Gefieder zu erkennen. Auf einer Radtour nahe Gisborne im späten Juli machte ich mit einem sehr unfreundlichen Vertreter dieser Vogelart Bekanntschaft. Der Magpie saß auf dem Geländer einer Brücke und sah mir zu, wie ich langsam in seine Richtung radelte. Als ich mein Fahrrad auf die Brücke lenkte, flog der Vogel in die Luft und fing an mich zu attackieren.

Sehr clever stieß er von hinten auf mich hinab, sodass ich seinen Angriff nicht kommen sah. Meine Strampelbewegungen beschleunigten sich erheblich, damit ich ein paar Meter zwischen mich und das angriffslustige Tier bringen konnte. Es hatte aber auch allen Grund mich zu verscheuchen, denn zu dieser Zeit sind die Magpies am Brüten. Vermutlich verteidigte er nur sein Nest vor einem potenziellen Angreifer. In Australien gibt es in Regionen in denen der Flötenvogel häufiger vorkommt eine explizite Helmpflicht für Fahrradfahrer. 

Magpie - Mount Mounganui

Magpie - Mount Mounganui

Schnepfenstrauß - Kiwi - die wichtigste Vogelart Neuseelands

Wer an Neuseeland denkt, der denkt an die Kiwis. Das sind die schmackhaften Früchte, welche in jedem Supermarkt zu finden sind, die freundlichen Bewohner Neuseelands und natürlich die drolligen kleinen Vögel mit dem langen Schnabel. Leider ist der Nationalvogel fast von den Inseln Neuseelands verschwunden. Das liegt an den vielen Feinden - vor allem Ratten, Hunde und Marder - die zusammen mit dem Menschen nach Aoteora gekommen sind. Zum Glück wurden landesweit Aufzuchtstationen mit Unterstützung vom Department of Conservation erbaut, um die Population der Schnepfenstrauße wieder anzuheben.

Man kann die flugunfähigen Kiwis aber auch noch in freier Wildbahn antreffen. Ein besonders beliebter Ort dafür ist Stewart Island. Dort gibt es zahlreiche Walking Tracks, auf denen man nachts oder im Morgengrauen die nachtaktiven Tiere antreffen kann. In einigen Hütten gibt es sogar Listen, in denen die Kiwisichtungen eingetragen sind. Wer auf ein geräuscharmes Auftreten achtet und ohne Blitzlicht fotografiert, kann sogar ein gutes Bild bekommen.

 

North Island Brown Kiwi - Whangarei

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Glücksschwalbe - Welcome Swallow

Die indigene Glücksschwalbe wanderte von Australien nach Neuseeland und ist dort mittlerweile weit verbreitet. Man trifft die eleganten Flieger oft beim Nestbau an Häusern oder wenn sie akrobatisch durch die Luft peitschen, um Insekten zu fangen. Sie sieht den deutschen Schwalben sehr ähnlich, sticht aber durch ihren rot gefärbten Kopf heraus. Das Verbreitungsgebiet der Welcome Swallow ist Asien. Ab und zu sieht man die Glücksschwalbe aber auch in deutschen Fußballstadien. 

 

Glücksschwalbe im Biotop - Hawke's Bay

Glücksschwalbe im Biotop - Hawke's Bay

Purpurhuhn - Pukeko

Das Purpurhuhn war eine der ersten Vogelarten, die mir auf meiner Reise durch Neuseeland aufgefallen ist. Der indigene Vogel ist weit verbreitet und in Gruppen anzutreffen. Auf der Südinsel kann er leicht mit dem Takahe verwechselt werden. Da dieser aber fast ausgestorben ist, passiert das nicht allzu häufig. Der Pukeko fällt durch sein blau-violettes Gefieder sofort auf. Die schwarzen Flügel des Vogels bilden einen passenden Rahmen zum Erscheinungsbild. 

Bei meiner ersten Begegnung mit dieser Vogelart Neuseelands tauchte ich unerwartet hinter einem Hügel auf. Das erschrockene Huhn stieß ein lautes Ieeeek aus und rannte davon. Allerdings nur für 3 - 4 Meter. Es stoppte und schaute also ob es vergessen hätte, warum es eigentlich gerannt ist. Als sein Blick ein zweites Mal auf mich viel, ging das Spiel von vorne los. Die Purpurhühner können aber auch fliegen. Dabei sind ihre langen Beine etwas im Weg. So stoßen sie ab und zu an Ästen oder andere Hindernisse.

Pukeko - Shakespear Regional Park

Tui - Tui

Für Wanderlustige ist der Gesang des Tuis ein steter Begleiter durch die Wälder Neuseelands. Der Endemit ist weit verbreitet und zeichnet sich durch seine laute, kraftvolle Stimme aus, die ein Mix aus Zwitschern, Trällern und Klicken ist. Mit seinem weißen Federkleid am Hals besitzt er ein markantes Gefieder. Die Lieblingsspeise des Tui ist Blütennektar, auf der Suche nach der süßen Köstlichkeit wandert der Vogel von Baum zu Baum und trägt zur Verbreitung von Pollen bei.

Vielen Backpackern ist der Tui zudem von der gleichnamigen Biermarke bekannt. Die neuseeländische Brauerei hat den Vogel zu seinem Markenzeichen gemacht und er prangt auf jeder Flasche. 

Tui - St. Arnaud

Wekaralle - Weka

Nein! Das ist kein Kiwi, das ist ein Weka! Wie oft wohl dieser Satz schon gefallen ist? Auf meiner Reise habe ich einige Backpacker getroffen, die aufgeregt davon berichten, wie sie vor Kurzem bei helllichten(!) Tag einem Kiwi begegneten sind. Und der war so zutraulich, man hätte ihn fast anfassen können. 

Zugegeben die Wekaralle sieht dem Kiwi aber auch etwas ähnlich. Klein, braun und kugelrund sind die Endemiten. Man trifft sie hauptsächlich auf der Südinsel an, wenn sie auf der Suche nach Futter plötzlich zwischen Sträuchern auftauchen und dem Menschen nahekommen. Als Reisendem erscheint es witzig, wenn sie etwas Toast vom Campingtisch stehlen. Das sehen die Neuseeländer allerdings etwas anders. Denn die Wekas machen keinen Halt vor dem Gemüsegarten und stehlen sogar das Futter des Hundes. Wenn sie Gefahr wittern, sind die flugunfähigen Vögel aber ebenso schnell wieder in einem nahen Busch verschwunden und geben keinen Laut von sich.

Junge Wekas - Cobb Dam Valley

Kormoran - Shag

Die Kormorane sind wohl eine der spektakulärsten Vogelarten Neuseelands. Es gibt viele unterschiedliche Subspezies. Auf meiner Reise sind mir vor allem die australische Zwergscharbe (Little Shag), die Elsterscharbe (Pied Shag) und der Kormoran (Black Shag) vor die Linse geflogen. Ihr Lebensraum ist die Küste und größere Gewässer im Inland. Man findet sie nicht nur in Neuseeland, sondern auch Australien.

Wer einen der indigenen Vögel sieht, sollte sich ein wenig Zeit für die Beobachtung nehmen. Sie lieben Fisch und wissen, dass es davon im Meer eine riesige Menge gibt. Deshalb haben die Kormorane das Tauchen gelernt. Wer nur beiläufig den Shag auf der Wasseroberfläche beobachtet, wundert sich, dass dieser auf einmal verschwunden ist. Dabei taucht der Vogel gerade bis zu 3 Meter tief, um sich seine Mahlzeit zu sichern.

Nach erfolgreicher Jagd kann ein weiteres sehr stilvolles Verhalten beobachtet werden. Der Kormoran landet auf einem nahen Felsen, auf den die Sonne scheint und breitet seine Schwingen weit aus. Die heißen Strahlen der Sonne trocknen die Flügel, damit er wieder richtig fliegen kann. Dabei sieht der Shag einem Drachen sehr ähnlich. Es fehlt nur noch ein Feuerstrahl aus seinem Schnabel.

Little Shag - Motueka

Kea - Kea

Die frechen Keas trifft man auf der Südinsel in bergigen Gebieten an. Die endemischen Papageien offenbaren sich durch ein lautes kee-ee-aa-aa, dass ein wenig an das wiehern eines Pferdes erinnert. Sie halten sich gern in der Nähe von Menschen auf, wenn diese in Ihr Territorium eindringen. Dabei sollte jeder, der mit seinem Campervan auf einem Parkplatz mit Keas übernachtet gewarnt sein. Diese Vogelart liebt Dinge aus Gummi und freut sich über jedes neue Auto mit einem leckeren Türgummi, das nur darauf wartet, herausgerupft zu werden. Heute existieren nur noch wenige der Papageien und das Department of Conservation stuft den Vogel als gefährdet ein.

Leider hat der Kea keinen guten Ruf unter den Schaffarmern Neuseelands. Neben Früchten und Insekten verspeist diese Vogelart Neuseelands auch Aas. Zudem wird berichtet, dass ab und zu Keas gesehen wurden, die auf den Rücken von Schafen landen und mit ihren starken Schnäbeln die Haut der Tiere aufreisen, um an das Fett zu gelangen. Deshalb eröffnen bis heute einige Farmer das Feuer, wenn sie einen der gefährdeten Vögel sehen.

Kea - Franz Josef Glacier

Mein Fotoequipment

Es braucht keine superteure Systemkamera mit Wechselobjektiv für gute Bilder. Neben dem hohen Preis sind diese meistens unhandlich und haben so viele Funktionen, dass während dem Justieren der Vogel schon längst davongeflogen ist. Meine praktische Canon PowerShot SX530 HS hat mir sehr gute Dienste erwiesen. Sie ist schnell ausgepackt und kann weit entfernte Objekte nah heranzoomen. Der Akku hält lange durch. Mit der WLAN-Funktion kann ich über die Canon-App die Fotos direkt auf mein Smartphone schicken, um sie auf Facebook, Instagram oder WhatsApp zu teilen.

Die Vogelarten Neuseelands im natürlichen Look

Auf meiner Reise konnte ich zahlreiche Vogelarten Neuseelands aufs Bild bannen. Alle meine Fotos sind unbearbeitet und so wie ich sie geschossen habe auf der Seite eingestellt. Ich mag die künstliche Verschönerung mit Photoshop oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen nicht. Für mich verzerrt das ein wenig die Realität. Wie denkt ihr darüber?

Hilfreiche Links für Wissensdurstige

Wer sich gern einmal die Gesänge der Vögel anhören würde, dem empfehle ich die Seite von nzbirdsonline. Dort kann nach den Vogelnamen gesucht werden und neben einer Vielzahl an Informationen und Bildern, den wunderschönen Stimmen der Vögel gelauscht werden. Für schön gezeichnete Bilder der Vogelarten Neuseelands besucht nzbirds.

Zum Abschluss ein Strauß (Blumen)

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