Von der Schwierigkeit, ein Buch zu schreiben
Schon lange trug ich mich mit dem Gedanken, ein Buch über meine Arbeit im Hotel zu schreiben. Doch die Umsetzung war schwieriger als zunächst gedacht.Von der Idee zur Umsetzung
Am Anfang stand der Gedanke, die vielen Erlebnisse aus den mehr als 20 Jahren aufzuschreiben und Ihnen, den Lesern, als Buch zu präsentieren. Ist Hotel doch weit mehr als das, was Sie als Gast erleben. So sammelte ich die Anekdoten und Erlebnisse, die Gespräche mit einsamen Gästen in langen Nächten, die kuriosen Geschehnisse und auch die gefährlichen Situationen. Jede Story ist für sich spannend und erzählenswert. Je tiefer ich in das Thema einstieg, desto mehr fiel mir wieder ein.
Und doch merkte ich bald, dieses Buch muss anders aufgebaut werden. Nur eine Geschichte an die andere hängen wird schnell langweilig. Tiefgang bekommt das Buch erst, wenn ich mich auch persönlich öffne. Diese mehr als 240 Monate haben mich geprägt. Meine Einstellung zum Leben und zu den Menschen ist heute eine andere als früher. Dieser Beruf ist eben mehr als nur ein Job. Einfühlungsvermögen in unterschiedliche Charaktere sind ebenso gefordert wie psychische Robustheit. Und natürlich habe ich zu dem, was ich erlebt habe, auch eine eigene Meinung. So manchen Gast habe ich, ehrlich gesagt, lieber gehen als kommen sehen.
Im Laufe der Arbeit an diesem Projekt entstanden so auch Zwischentexte und eine Einleitung, in der ich meine Sicht auf die Arbeit im Hotel, zu der "menschlichen Ressource" und den Arbeitsbedingungen darlege.
Eingebettet in viele reale Begebenheiten entstand so mehr als nur eine Anekdotensammlung.
Der Titel
Wie nenne ich das Buch? In den vergangenen Monaten erschienen mehrere Bücher von aktiven und ehemaligen Mitarbeitern von Hotels. Einige davon beziehen sich auf das Thema Nummer 1, Sex. Nun findet dieser natürlich auch in Hotels statt, doch ist das gemessen an dem, was ich so erlebt habe, eher zu vernachlässigen. Und nur auf dieser Welle zu schwimmen wird irgendwann auch langweilig.
Warum also "Kuriosum Hotel"? Zum einen, weil ich durchaus kuriose Erlebnisse beschreibe, wie die Geschichte mit dem Plüschaffen. Auch, weil sich manche Gäste kurios benehmen.
Vor allem aber, weil meine langjährige Erfahrung mich eines gelehrt hat. Wo sich Menschen aus verschiedenen Kulturen, Berufen und Nationen sowie unterschiedlichen Alters auf relativ engem Raum begegnen, wird es oft kurios. Verschiedene Ansichten prallen aufeinander und führen zu Missverständnissen. Hier sind Toleranz, gegenseitiger Respekt und Gelassenheit gefordert, um Eskalationen zu vermeiden. Nicht immer jedoch gelingt das und dass Gäste aufeinander losgehen, habe ich auch live erlebt.
Dazu kommt, der Mitarbeiter steht immer auch außerhalb des Geschehens. Er nimmt es auf, er moderiert und löst jedes Problem. Er ist auf eine andere Weise als der Gast oder Besucher involviert.
Von daher passt der Titel "Kuriosum Hotel" auf diese lange Zeit meines Berufs-Lebens.
Das Ergebnis
Schon während der Arbeit merkte ich, das wird mein persönlichstes Buch. Bei den belletristischen Werken trieb ich meine Phantasie an. Dieses Buch lebt ganz anders, nicht nur, weil es ein Spiegelbild des realen Lebens ist.
Mich haben in meinen Büchern immer die Menschen hinter den Geschichten interessiert. Der Mensch in diesem Buch bin auch ich. Wie sehe ich mein Leben, wie sehe ich 240 Monate Leben für den Gast? Auch diese Frage beschäftigte mich beim Schreiben.
Die kuriosen, amüsanten und auch gefährlichen Situationen, die ich beschreibe, sind nur ein Bestandteil des Buches. Ich möchte Sie als Leser jeoch auch hinter die Kulissen des Hotelbetriebes führen und zeigen, es sind auch Menschen, die dort arbeiten.
Das betrifft auch die Zimmerfrauen, die keine "Dummen Putzen" sind, wie ich leider auch schon hören musste.
Beim Schreiben des Buches merkte ich, auch dieser Aspekt musste mit einfließen. Denn Respekt hat jeder Mensch verdient, egal welche Arbeit er ausübt.
Das Ergebnis ist ein kleines Buch, ein Blick in den Ablauf des Hotelbetriebes. Zugleich zeigt es die vielfältigen Facetten der sehr unterschiedlichen Gäste auf, die ich im Laufe der Jahre erlebte.
Mehr über dieses Thema können Sie auch hier lesen:
http://www.rolf-netzmann.de/category/20-jahre-mysterium-hotel/
Fotos: pixabay.com
Bildquelle:
W. Zeckai
(Wie macht man eine Lesung erfolgreich?)
dco-Verlag
(Rezension: Wenn dich jemand sieht)