Bienenwachs (Cera flava) – das älteste Kerzenwachs

Die ersten Wachskerzen waren aus Bienenwachs. Bienenwachs ist ein sehr knapper Rohstoff und dementsprechend teuer. Ein Bienenvolk produziert nur etwa 1 kg Bienenwachs pro Jahr. Heute macht der Anteil an Bienenwachs in der Kerzenproduktion nur mehr 0,5 % aus. Viele der üblichen maschinellen Herstellungsverfahren eignen sich auch nicht für die Produktion von Bienenwachskerzen. Kerzen aus Bienenwachs können nicht gezogen werden und das Pulverpressverfahren kann auch nicht angewandt werden. Bienenwachs hat einen Schmelzpunkt von 63 bis 65 Grad. Im Handel ist Bienenwachs in naturbelassener gelber Form (cera flava) oder als weißes, gebleichtes Wachs (cera alba) erhältlich. Die Bienenwachs-Pellets oder –Blöcke können zum Gießen von Kerzen oder als Konsistenzgeber in der Kosmetik verwendet werden. Aus den Wabenplatten können Kerzen gerollt werden.

Qualitätsmerkmale von echten Bienenwachskerzen

Ein besonderes Merkmal von echten Bienenwachskerzen ist, dass sie im ersten Jahr anlaufen. Der weißliche Belag ist aber kein Schimmel, sondern Zeichen der Echtheit und Unverfälschtheit. Wenn gelagerte Kerzen einmal poliert werden, laufen sie danach nicht mehr an und behalten dauerhaft ihren Glanz. Naturbelassenes Bienenwachs hat eine typisch gelbe Farbe, die von Drüsensekreten der Bienen und von Polleneinschlüssen stammt, und es hat einen feinen Geruch nach Honig.

In Kerzen verbrennt Bienenwachs ohne schädliche Rückstände in der Raumluft. Allerdings kann konventionelles Bienenwachs Belastungen von Pestiziden oder Arzneimitteln aufweisen. Bei Kauf sollte daher auf Bio-Qualität geachtet werden.

Stearin – ein zumeist pflanzliches Kerzenwachs

Stearin besteht aus einer Mischung aus Palmitin- und Stearinsäure. Diese werden vornehmlich aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen. Aber auch die Verwendung von tierischen Fetten (Rindertalg, Schlachtabfälle) ist theoretisch möglich. Zumeist wird Stearin aber aus Kokos- und Palmöl hergestellt. Die Einsatzmöglichkeit für Stearin als Kerzenwachs wurde 1918 entdeckt. Da Paraffin wesentlich billiger ist, haben Kerzen aus Stearin nur einen sehr geringen Marktanteil (in Deutschland bei 5 %).

Stearinkerzen werden oft als "Bio-Kerzen" angeboten. Da ein nachwachsender pflanzlicher oder tierischer Rohstoff verwendet wird, gelten sie als CO2-neutral. Das stimmt jedoch nur, wenn die Rohstoffe aus nachhaltiger Landwirtschaft stammen. Denn gerade für die Palmölplantagen wird durch Brandrodung Regenwald vernichtet, und CO2 freigesetzt.

Reine Stearinkerzen sind fester und rußen weniger als Paraffinkerzen. Sie setzen auch keine krebserregenden Stoffe frei, da das pflanzliche Wachs vollständig verbrennt. Stearin ist biologisch abbaubar und Kerzenreste können über den Biomüll entsorgt werden. Stearin ist bis zu 54 Grad formstabil und hat einen Schmelzpunkt von 60 bis 70 Grad. Stearinkerzen können nur im Gießverfahren hergestellt werden.

Sojawachs – ein relativ neuer Rohstoff für Kerzen

Sojawachs wird durch Hydrierung, unter Druck und hoher Temperatur, aus Sojaöl hergestellt. Als Kerzenrohstoff ist es noch relativ unbekannt. Der Nachteil von Sojawachs ist, dass es ohne Zusatzstoffe sehr weich ist und sich daher nur für Teelichter oder Kerzen im Glas eignet. Sojawachs ist wie Stearin, ein pflanzliches Wachs und setzt beim Verbrennen keine giftigen Kohlenwasserstoffe frei. Es könnte sich zum Kerzenrohstoff der Zukunft entwickeln, da es sowohl Regenwald schonend hergestellt werden kann, als auch ungiftig in der Verbrennung ist.

Paraffin – billiger Rohstoff für Kerzen aus Erdöl

Paraffin, ein Nebenprodukt der Erdölverarbeitung, wurde um 1830 entdeckt. Es besteht aus gesättigten Kohlenwasserstoffen (Alkanen). Es ist derzeit der billigste und am weitesten verbreitete Kerzenrohstoff, mit einem Marktanteil von bis zu 95 Prozent. Ein Vorteil für die Hersteller ist, dass sich Paraffin für alle Herstellungsarten eignet. Billige Paraffinkerzen werden meist aus Pellets gepresst.

Die Hitze, die die Kerzenflamme verursacht, reicht nicht aus um die Kohlenwasserstoffe vollständig zu verbrennen. Stattdessen entweichen etliche teilweise krebserregende Substanzen in die Raumluft, darunter Alkane, Alkene, Ketone, Toluol oder Benzol. Auch wenn dies mittlerweile durch etliche Forschungsergebnisse bestätigt wurde, gilt der gelegentliche Gebrauch von Paraffinkerzen als unbedenklich. Die gesundheitlichen Langzeitfolgen von übermäßigem Paraffinkerzengebrauch können von allergischen Ekzemen, Irritationen der Atemwege bis hin zu Asthma und Lungenkrebs reichen.

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