Eine Historische Zeitreise: Vom Fernsprecher zum Smartphone

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Faszination Telefonie: 1849 realisierte Johann Philipp Reis den ersten Fernsprecher, 1877 verbesserte Thomas Edison mit seinem Kohlemikrofon die Übertragungsqualität und 1891 ermöglichte die Wählscheibe erstmals die automatische Verbindung zu weit entfernten Gesprächspartnern.

1963 besaßen nur 14 Prozent der westdeutschen Haushalte ein eigenes Telefon. Wer telefonieren wollte, suchte bis zur Abschaffung der öffentlichen Telefonzellen im Jahr 1988, oft eine Telefonzelle auf. In den Folgejahren schoss der Anteil privater Festnetzanschlüsse binnen weniger Jahre auf 93 Prozent, ein deutlicher Beleg für unser starkes Bedürfnis nach Erreichbarkeit.

Mit dem Siegeszug des Mobilfunks kehrte sich dieser Trend um: Moderne Smartphones vereinen seit 2007, dem Jahr, in dem Apple das erste iPhone vorstellte, Telefonie, Internetzugang und Computerfunktionen in einem Gerät. Dadurch sind wir nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs jederzeit flexibel erreichbar.

Diese Zeitreise zeigt, wie technische Meilensteine und unser Wunsch nach Nähe Hand in Hand gingen.

Trifft diese Einstellung nun auf alle Menschen zu? Gewiss nicht, denn es gibt Menschen, die das Telefon meiden. Warum?

 Bild: Pixabay

Telefonbarrieren

Die Angst vor Telefonaten, die Telephobie, hat verschiedene Ursachen und ist vor allem bei jungen Generationen weit verbreitet. Generation Z und Millennials, die mit asynchronen Medien aufgewachsen sind, empfinden spontane Anrufe häufig als Kontrollverlust und meiden sie daher.

Fehlender Blickkontakt erschwert die Einordnung von Ironie, Gestik und Mimik. Für Hörgeschädigte steigt das Risiko von Missverständnissen, da nonverbale Signale verloren gehen.

Zeitdruck und Multitasking machen das Telefonieren unattraktiv. Während Chats es erlauben, parallel Texte zu schreiben, Bilder zu bearbeiten oder Kinder zu beaufsichtigen, fordert ein eingehendes Telefonat die volle Aufmerksamkeit.

Im formellen Umfeld kündigt man aus diesen Gründen Telefongespräche häufig per E-Mail an, um Professionalität zu wahren und unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

Wie nutzen wir die positive unschlagbare Macht der Stimme?

In einer Welt aus Chats und Emojis trägt die Stimme emotionale Nuancen, die kein Text je vermitteln kann. Intonation, Pausen und Dialekte verleihen jedem Gespräch Wärme und Persönlichkeit. Ganz nach dem Motto "Der könnte mir ein Telefonbuch vorlesen, und ich höre ihm trotzdem zu" lauschen wir gern einer Stimme, selbst wenn wir nicht jedes Wort verstehen. Diesen positiven Aspekt können wir weiter unterstützen.

Ein Plädoyer für ein bewusstes Telefonieren

Ein Anruf ist mehr als reiner Informationsaustausch, er ist ein Zeichen von Präsenz und Wertschätzung. Wer sich Zeit nimmt, aktiv zuhört und so antwortet dass der Gesprächspartner sich verstanden fühlt, legt das Fundament für echtes Vertrauen und stärkt die Beziehung zum Gesprächspartner.

Hilfreich ist dabei, jedenfalls bei wichtigen Telefongesprächen, eine Checkliste.

Einige hilfreiche Stichworte:

  • Wie begrüße ich?
  • Wie gestalte ich einen einführenden Small Talk?
  • Welche Kernbotschaft habe ich?
  • Wie kann ich aktiv zuhören?
  • Wie verabschiede ich mich?

Manchmal hilft es zusätzlich das Konzept, im Rollenspiel zu erproben. Mit steigender Selbstsicherheit kann jeder sich immer mehr vom schriftlichen Manuskript lösen. Wichtig ist, bei ungeübten Telefonierern, im Anschluss an das Gespräch zu reflektieren ob und wie man sein Gesprächsziel erreichte und was man verbessern kann.

Meine Empfehlung: Probieren Sie diese Tipps beim nächsten Anruf aus und berichten Sie im Kommentar unter dem Bericht, von Ihren Erfahrungen.

Wie telefoniere ich zielführend?

Telefonieren als Haltung

Es ist nie verkehrt zu hinterfragen, ob Telefongespräche optimiert werden können. Denn wenn wir den Hörer aus Überzeugung statt aus Pflicht aufnehmen, wird jeder Anruf zum Ritual des Verstehens, denn bewusste Telefonkommunikation fördert Nähe, schafft Verbindungen und beweist:

Stimme bleibt auch im digitalen Zeitalter das persönlichste Kommunikationsmittel.

Wer gerne einfach mal so, aus der Laune heraus telefoniert, kann dass täglich von 10 bis 22 Uhr, kostenlos im Plaudernetz der Malteser-Hilfsorganisation tun.

Digitale Geräte, vergänglich, aber nicht folgenlos

Während das Telefon in vielen Haushalten über Jahrzehnte seinen festen Platz behauptet, zeigt sich die Kurzlebigkeit moderner Kommunikationsgeräte besonders deutlich in ihrer Entsorgung.

Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2023 rund 747 000 Tonnen Elektro- und Elektronikaltgeräte recycelt, das entspricht 82,4 Prozent der insgesamt angenommenen Menge. Zwar stieg die Zahl gegenüber dem Vorjahr leicht, doch im Vergleich zum pandemiebedingten Höchststand 2020 ist ein Rückgang um 12,6 Prozent zu verzeichnen.

Die Zahlen verdeutlichen: Auch digitale Kommunikation hinterlässt materielle Spuren und ihre Entsorgung ist Teil der gesellschaftlichen Verantwortung im Zeitalter der ständigen Erreichbarkeit.

 

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