Theorie und Praxis - weit voneinander entfernt

Auch Bürgerinnen und Bürger, die keinen Garten haben, wollen vielfach zu einem gesunden Aufbau der Humusschicht der Erde beitragen. Dem gegenüber steht in einigen Bundesländern die mangelnde Umsetzung der Gesetze. Denn trotz der seit 2015 bestehenden gesetzlicher Pflicht zum getrennten Sammeln von Bioabfällen und Haushaltsmüll bestehen dreieinhalb Jahre später, nach Recherchen des Naturschutzbundes NABU, in den Jahren 2016/17, große Unterschiede.

1. 40 Landkreise, also fast 10 Prozent, tun sich schwer damit, für die Bürger eine Biotonne aufzustellen oder die Entsorgung von Biomüll über den Wertstoffhof anzubieten.

2. Dort, wo es Biotonnen gibt, fehlt es meist an einer guten Abfallberatung.

 In der Folge werden heute mit 4,57 Millionen Tonnen weit weniger Bio- und Grünabfall über die Biotonne in Deutschland getrennt erfasst und verwertet, als es möglich wäre. Denn aktuelle Studien zeigen, dass gleichzeitig knapp die Hälfte unseres Restmülls aus Küchen- und Gartenabfällen, kleinem organischen Müll sowie (verpackten) Lebensmitteln bestehen. Das wären zusätzlich noch einmal 6,5 Millionen Tonnen möglicher Biomüll. Nach Meinung vieler Naturfreunde eine riesige Ressourcenverschwendung.

"28-Tage-Biotonnen-Challenge"

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland sowohl über die Biotonne als auch an Garten- und Parkabfällen jeweils rund 5,3 Millionen Tonnen getrennt gesammelt; dies entspricht, so NABU, 128 Kilogramm je Einwohner und Jahr.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Umweltbundesamt und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz teilt ein Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Verbänden mit, dass es sich, ab dem 7. November 2022, in allen Kommunen in Deutschland, für vier Wochen, mit den "Aktionswochen Biotonne Deutschland" für eine bessere Getrenntsammlung von Bioabfällen einsetzt.
Das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt sowie zahlreiche Naturschutz- und Wirtschaftsverbände, Städte, Landkreise und kommunale Unternehmen unterstützen die bundesweite Aktion.

Während der Aktionswochen veranstalten viele Städte und Landkreise Aktionen für mehr getrennt gesammelte und saubere Bioabfälle ohne Fremdstoffe.

Interessenten können sich über die Aktion "28-Tage-Biotonnen-Challenge" informieren.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke erklärt, dass jede Kartoffelschale, jede verwelkte Blume, jeder Gartenabfall in der Biotonne dabei helfe, Ressourcen zu sparen und gut für den ⁠ Klimaschutz sei⁠. Es seien die Bioabfälle, aus denen, auf klimafreundliche Art Strom und Wärme und guter Mutterboden erzeugt werde.
Um den Boden zu erhalten und eine gesunde Kreislaufwirtschaft in Gang zu bringen und zu erhalten, sei klar, dass Bioabfälle in die Biotonne und nicht in den Restmüll, wo sie verbrannt werden, gehören.

Sie appelliert an die Städte und Landkreise, sich zum Erhalt der Bodensubstanz, für die Biotonne zu entscheiden.

Was ist Bioabfall und warum brauchen wir ihn?

Bio- und Grünabfall entstehen im Haushalt und Gewerbe, beim Gemüseputzen und bei der Arbeit im Garten. Er lässt sich in den Kommunen sowohl zur Energiegewinnung als Biogas als auch zur Kompostierung und damit zur Gewinnung von Mutterboden nutzen.
War es in früheren Zeiten normal, Pflanzenreste auf dem Feld unterzupflügen und/oder sie auf einem Komposthaufen verrotten zu lassen, geschieht das heutzutage vorwiegend nur auf biologisch orientierten Höfen oder in Hobbygärten. Warum?

Nicht allen Haushalten steht ein eigener Garten zur Verfügung, in dem frischer Mutterboden durch Kompostieren hergestellt und vor Ort verbraucht wird. Aber alle Haushalte profitieren von einem Erhalt des allgemeinen Bodens oder von einer Bodenverbesserung. Darum scheint es sinnvoll, auch auf kommunaler Ebene dafür zu sorgen, dass Bioabfall schnell wieder zu Mutterboden wird.

Einige Vorteile:

  1. Der Boden gewinnt an Nährstoffen
  2. Er produziert nahrhafteres Gemüse, Obst und Getreide
  3. Kompost erhält und ernährt die Bodenlebewesen. Zum Beispiel bauen Regenwürmer ein stabiles Röhrensystems im Boden auf, dass dafür sorgt, dass das Regenwasser gezielt abfließen kann
  4. Der Boden wird, durch das gegrabene Röhrensystem von Würmern, gut belüftet und trocknet bei Hitze nicht so schnell aus

Ist eine Kompostanlage im eigenen Garten wichtig?

Eine Kompostierung im eigenen Garten ist, so der NABU, sinnvoll, wenn die Komposterde auch tatsächlich genutzt wird und beim Kompostierungsvorgang durch Fäulnisprozesse kein klimaschädliches Methangas entsteht, das unkontrolliert in die Atmosphäre entweichen kann. Um schadhafte Fäulnisprozesse zu vermeiden, sollte das Kompostmaterial daher ausreichend durchlüftet werden. Auch jährliches Wenden fördert einen raschen und klimafreundlichen Abbau der Biomasse.

Eine Biotonne sei, so der NABU, weiter, in der Regel auch für selbst kompostierende Haushalte sinnvoll, da altes Brot, gekochte Lebensmittelabfälle oder Fleisch- und Knochenreste, die nicht auf den Kompost gehören, enorm viel Energie enthalten und verwertet werden können.

Kompost Pro und Kontra

1. Für viele Gärtner ist es normal und selbstverständlich, Bioabfall und Grasschnitt im eigenen Garten zu kompostieren. Sie argumentieren, dass jeder so einen Kreislauf im Ökosystem nach vollziehen und unterstützen könne.

2. Kritiker bemängeln, dass Komposthaufen das Gesamtbild eines Gartens negativ beeinflussen können, Ungeziefer anziehe und darum abzulehnen sei.

Beide Sehweisen sind nachvollziehbar. Wichtig ist: Wer Kompost im eigenen Garten herstellen will, sollte einige Regeln beachten:

  • Sich in Sachbüchern und/oder im Internet kundig machen
  • Einen geeigneten Behälter installieren
  • Vorab überlegen, wie der Kompost sinnvoll verwendet wird
  • Kompost nicht unkontrolliert in Feld, Wald und Wiese bringen

Einige Naturfreunde missverstehen den Aufruf nach einem Humusmangel der Böden und meinen der Natur einen Gefallen zu tun in dem sie den selbst hergestellten Kompost willkürlich in der Natur verteilen. Entgegen ihrer Annahme tragen sie dadurch, in negativer Weise, zu einer Überdüngung und einer Ablagerung und Ansiedlung artfremder Organismen, bei.

Warum wird Bioabfall in den Kommunen nur selten sinnvoll verwertet?

Es stellte sich heraus, dass zahlreiche Landkreise ihren Einwohnern keine Biotonne zum sammeln von Bioabfällen anbieten, sodass diese gezwungen sind, diesen in die Restmülltonne zu werfen, wo dieser in die allgemeine Müllverbrennung gelangt und somit als Biowertstoff nicht zur Verfügung steht.

Damit wird das große Potenzial für die Nutzung von Torffreier Komposterden und die Gewinnung von Biogas zur Entlastung der Umwelt und Unterstützung der Energiewende oftmals ungenutzt. Der NABU hat nicht nur die Kreise identifiziert, die sich der Einführung einer Biotonne nach wie vor verweigern. Er hat auch untersucht, wie in den restlichen Landkreisen und Städten die Getrenntsammlung erfolgt und welche Mengen an Bioabfall dort jeweils gesammelt wird.

Deutschlandweit rund 14 Millionen Tonnen Bioabfälle im Jahr 2020

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach einer erstmals durchgeführten Schätzung mitteilt, war das gesamte entsorgte Bioabfallaufkommen aus dem Siedlungsbereich ohne Bioabfälle aus der Landwirtschaft oder dem produzierenden Gewerbe im Jahr 2020 rund gerechnet 14 Millionen Tonnen.
Neben den selbst kompostierten Haushaltsabfällen zählen dazu weitere rund 12 Millionen Tonnen eingesammelter Bioabfälle von den Entsorgungsunternehmen. Dazu gehören Abfälle aus der Biotonne, Garten- und Parkabfälle, Küchen- und Kantinenabfälle, Speiseöle und -fette sowie
Marktabfälle.

Die Menge dieser Abfälle ist seit dem Jahr 2010 um etwa 24 Prozent gestiegen.
Im Corona-Jahr 2020 nahm vor allem das Aufkommen an Abfällen aus der Biotonne im Vorjahresvergleich zu, während die Menge anderer Bioabfälle teils deutlich zurückging.

Die privaten Haushalte kompostierten im Jahr 2020, durchschnittlich drei Millionen Tonnen, rund 31 Kilogramm Kompost pro Kopf. Das sind knapp ein Viertel mehr als zehn Jahre zuvor, obwohl coronabedingt im Jahr 2020 deutlich weniger Abfälle aus Restaurants, Großküchen und Märkten anfielen.
Im Jahr 2020 wurde demnach rund gerechnet sechs Prozent der Bruttostromerzeugung von Strom aus Biogas erzeugt.

Rechnet sich für Kommunen das Kompostieren von Bioabfall?

Die flexible Stromproduktion aus Bioenergie ist nicht nur für das Stromsystem der Zukunft ein zentraler Baustein. Sie kann sich selbst unter den heutigen Rahmenbedingungen für Anlagenbetreiber rechnen. Das ist ein zentrales Ergebnis der "Bewertung von Flexibilisierungskonzepten für Bioenergieanlagen", einer Studie, die das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) durchgeführt hat.

"Damit die Bioenergie ihre Möglichkeiten zum Ausgleich der schwankenden Produktion aus Wind- und Solarenergie künftig verstärkt ausschöpft und damit zum Update der Energieversorgung beiträgt, benötigen die Anlagenbetreiber Planungssicherheit und ausreichende Erlöse am Strommarkt", sagt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE).

Das fordert der NABU -bezüglich des Bioabfalls- von den Kommunen

Bio- und Grünabfälle sind dankbarer Müll, denn sie lassen sich relativ unproblematisch, aber hochwertig verwerten. Sowohl Energie als auch Komposte, das heißt verschiedene Erden für Landwirtschaft und Gartenbau, können aus Bioabfall erzeugt werden. Grundvoraussetzung für diesen doppelten Nutzen ist die getrennte Sammlung von Bio- und Grünabfall, damit sie nicht durch anorganische Abfälle oder gar Schadstoffe entwertet werden.

  • Kommunen müssen mehr Biotonnen aufstellen

Seit Anfang 2015 müssen Städte und Gemeinden die Möglichkeit bieten, Küchen- und Grünabfälle getrennt vom Restmüll zu sammeln. Doch viele Kommunen hinken hinterher. Dabei zeigen Beispiele, dass die Trennung umweltpolitisch sinnvoll, wirtschaftlich zumutbar und technisch machbar ist.

Jedoch sind zwei Probleme noch ungelöst:

  1. Zum einen ist die seit Beginn des Jahres 2015 verpflichtende Getrenntsammlung von Bioabfall nicht komplett umgesetzt. Recherchen des NABU haben ergeben, dass mehr als zwei Jahre nach Einführung der Getrenntsammlungspflicht für Bioabfälle noch immer 35 von 402, also fast neun Prozent der deutschen Kreise und kreisfreien Städten, keine Biotonne eingeführt haben. Manche Kreise bieten noch nicht einmal ein Bringsystem für diese Abfälle an. Das heißt, dass den Bürgerinnen und Bürgern keine Möglichkeit gegeben wird, Bioabfälle getrennt zu entsorgen. Daher werden im Jahr 2017 immer noch weit weniger als die möglichen neun Millionen Tonnen Bio- und Grünabfall in Deutschland getrennt erfasst und verwertet werden.
  2. Neben der lückenhaften Getrenntsammlung ist das zweite Problem die mangelnde Bereitschaft zu trennen. Dort, wo die Getrenntsammlung möglich ist, wird noch zu wenig getrennt. Verbraucherinnen und Verbraucher beziehungsweise Großverbraucher, entsorgen noch immer viel zu viele Küchenabfall in den Restmüll statt in deine Bioabfalltonne. Dabei eignen sich gerade Küchenabfälle besonders gut für die Vergärung. Auch die Salzfrachten sind für die stoffliche Verwertung heutzutage kein Problem mehr. Dass zu wenig Küchenabfall in der Biotonne landet, kann nicht nur den Verbraucherinnen und Verbrauchern angelastet werden: Mancherorts bestärken veraltete kommunale Abfallsatzungen sogar dieses Verhalten.

Bokashieren -die beste Bioabfallbehandlung

In der Landwirtschaft, in der Gärtnerei und in Kommunen fallen oft jahreszeitlich bedingt große Mengen an Gras- oder Gehölzschnitt oder Gemüserückstände an. Oft fehlt der Platz für eine Kompostanlage.
Bokashierung ist eine platzsparende Methode der Schnellkompostierung für Gärtner, Landwirte aber auch daheim in jeder Küche. Der so entstandene Dünger sorgt für eine gute Bodenqualität und vitale, gesunde Pflanzen.

Der Name Bokashi kommt aus Japan und bedeutet "fermentiertes, organisches Allerlei". Bokashi ist Biokompost, der unter Luftabschluss in einem Behälter mit Effektiven Mikroorganismen versetzt und anschließend unter Druck milchsäurevergoren wird. In diesem Verfahren vermehren sich die Mikroorganismen, die die Grundlage eines jeden Bodens bilden, stark.

Diese Art der Kompostierung, bokashieren genannt, hat den Vorteil,:

  • Dass der Bioabfall nicht sichtbar ist
  • Die Gase sich durch Druck verflüssigen
  • nach einer kürzeren Zeit als beim kompostieren, die Flüssigkeit und der Kompost, getrennt, als Dünger und Ernährung der Mikroorganismen, zur Verfügung stehen
  • Dass das Grundwasser geschont wird

Mikroorganismen sind Kleinstlebewesen. Sie sind in allen Bereichen des Lebens unentbehrlich und in der gesamten Ökologie, dem Lebensraum von Tieren, Pflanzen und Menschen anzutreffen. Sie helfen alle organische Substanzen wieder in den ökologischen Kreislauf zu bringen. Sie sind schnell zum Einsatz bereit und verhindern oder vermindern zum Beispiel schlechte Gerüche, die Entstehung von Schimmel und beseitigen gesundheitsschädliche Bakterien auf textilen Oberflächen, Körpern oder im Boden.

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