Erde an Mars!

Oder vielleicht doch eher… Mars "an die da unten"?!

Fest steht jedenfalls: Jugendsprache entsteht im Grunde tagtäglich neu.

Dabei geht es darum, sich als Jugendlicher mit anderen Gleichaltrigen gewissermaßen "zu verbünden" und sich somit auch nach außen zu verorten und von den "spießigen Großen" abzugrenzen. Wir Erwachsene haben auf jeden Fall "draußen zu bleiben" – was jedem über achtzehn nur willkommen sein kann, wenn er sich einmal kurz verschiedene Redewendungen der Jugend genauer ansieht…

Ich sag nur…

"Flash mich noch mal!"

Ja… Es hat mich dann doch die Mühe gekostet, bei Dr.Google nachzufragen, was in dem gleichnamigen Lied gemeint sein kann… Ich verrate an dieser Stelle auch gerne, dass ich ursprünglich "an Konkreteres" dachte. Ich wäre auch jede Wette darauf eingegangen.

Aber leider war die Erklärung dieser wunderbaren Textzeile dann sehr ernüchternd.

Begeistere mich noch mal?

Dazu würde ich persönlich niemals ein Lied schreiben – aber ich schreibe grundsätzlich nie romantische Belanglosigkeiten (nichts für ungut). Das überlasse ich liebend gerne jenen, die dafür Herz und romantisches Schreibtalent haben.

Leider geil!

Hast du Worte… Na, zumindest Verlage wie Langenscheidt haben es sich wohl im wahrsten Sinn des Wortes zur Aufgabe gemacht, zu sammeln, was nicht irgendwo angewachsen ist! Gerade dann, wenn es darum geht, dass es sich rein in Bezug auf Kommunikation begrifflich von allem, was wir Alten kennen, stark unterscheidet… und uns damit ganz schön alt aussehen lässt, wenn die Filia vom besten Freund zu einem sagt: "Für Mathe setz ich eh auf Guttenbergen!" Ja, dann… ist gut zu wissen, dass sie einem so ganz im Vertrauen mal stecken wollte, dass sie abschreiben wird.

Ah ja… Heute schon eine Omatablette gehabt?

So nebenbei… ich führe mit der Frage nichts Unanständiges im Schilde sondern spreche nur von Tabletten. Ob gegen Kopfschmerzen oder was auch immer… ich glaube, ich brauch dann auch gleich eine Omatablette.

Zur Salamiparty (gemeint ist eine Party ohne Mädchen) hätte ich seinerzeit nie gehen können…war ich ja selbst eines.

Fremde Sprachen und grammatische Vereinfachungen

Auf die Sammelwut verschiedener Wörterbuchveranstalter zum Thema befragt, sagen Jugendliche aber gerne, dass es sich dabei meist nicht um die Realität jugendlicher Kommunikation heute handle. Das glaube ich insofern, als es vollkommen Sinn-frei wäre, Wörter zu verwenden, deren Bedeutung sich die Grown-ups sicher sein können.

Sehr sicher den Tatsachen entsprechen kann aber durchaus, dass viele Jugendliche sich aus den ihnen bekannten Sprachen bedienen und auch daraus gewisse Einflüsse ableiten – ganz egal, ob es sich bei diesen Sprachen nun um Türkisch, Kroatisch, Englisch oder sonstiges handelt.

Grammatische Vereinfachungen wie zum Beispiel "Lassma Kino gehen" sind dann ja fast schon naheliegend…

So oder so, es wird wohl alles seine Ordnung haben. Übrigens, so nebenbei bemerkt: wer es nicht schafft, alle seine Sprachen, die er kennt und gut beherrscht, in sein Leben zu integrieren, hat meines Erachtens Erklärungsbedarf. Man lernt doch beispielsweise nicht vier Fremdsprachen und verwendet sie dann niemals...Teenager sein muss man hierfür aber nicht.

Insofern bewerte ich persönlich es als ausgesprochen positiv, falls Teens von heute tatsächlich so vorgehen.

Draußen bleiben!

Grundsätzlich kann man aber sicher davon ausgehen, dass sich dieser Teil der Jugendsprache für Jugendliche selber wieder auf dem absteigenden Ast ins Out befinden dürfte. Wenn man Phrasen dieser Art schon im Radio hören kann… dauert es nicht mehr lange, bis spätestens ab jetzt kein Teenager mehr zu dieser Formulierung greifen wird.

Vielleicht aber eh schon bald die Tante Liesbeth oder der Patenonkel… Und das ist in jedem Fall ein echtes No-Go.

Jugendsprache entsteht im täglichen Kontext und Miteinander der Jugendlichen, mit Hilfe kreativer Mittel und Einflüssen aus Mediensprache und Mobilität. Die neue Zeit und das Leben in dieser prägen alle Altersklassen. Bei Jugendlichen kommt noch hinzu, dass sie noch ohne Scheuklappen durchs Leben flitzen – und sich dabei manche Beobachtung auch sprachlich zu Nutze machen.

Peergroup only

Es geht darum, in der eigenen Altersklasse cool zu sein, etwas zu gelten… sich gleichzeitig auch vor allem von den langweiligen Erwachsenen abzugrenzen… und das gemeinsame Wissen miteinander zu teilen. Gegen die Erwachsenen, versteht sich!

In einer Art neuen Collage werden dabei sprachliche Versatzstücke mit situativen und kulturellen Hintergründen zusammengesetzt.

Bedenklich, wenn man überlegt, dass mittlerweile alljährlich Lexika zur Jugendsprache erscheinen! Dabei dürfte es sich wohl um eine Beschäftigungsmaßnahme für arbeitslose Akademikerinnen und Akademiker handeln.

Ich erspare uns jetzt eine dieser Sammlungen, die mir erklären will, was manche Jugendlich in Wahrheit unter Lauch verstehen, und weise nur auf den beliebten Hinweis YOLO (you only live once) hin…

Den ich jetzt leider ganz erwachsen als Irrtum entlarven muss. Im Zeitalter von Reinkarnation – lebt niemand mehr "nur einmal".

Autor seit 10 Jahren
95 Seiten
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