Steckbrief - Die Europäische Wildkatze

  • Wissenschaftlicher Name: Felis silvestris silvestris

  • Weil sie dichte Wälder als Lebensraum bevorzugt, wird die Wildkatze auch gerne als "Waldkatze" bezeichnet. 

  • Die Wildkatze ist sehr anpassungsfähig, braucht aber einen geeigneten Lebensraum, der ihr ausreichend Nahrung und Deckung bietet. In weitläufigen Waldgebieten, in denen es auch viel Totholz und die Nähe zu Gewässern gibt, fühlt sich die Wildkatze besonders wohl. Dort findet sie Unterschlupf in Baumhöhlen oder Erdbauten, unter Wurzeln oder Felsen. Sie jagt gerne am Waldrand oder auf Waldwiesen. Gebiete, die in der Nähe von Siedlungen liegen oder landwirtschaftlich stark genutzt werden, findet die Wildkatze dagegen weniger attraktiv.

  • Der Wildkater (Kuder) durchstreift ein Gebiet von bis zu 1000 ha, das Weibchen begnügt sich mit etwa 500 ha.

  • Früher wurde der Wildkatze (zu Unrecht) nachgesagt, systematisch die Vogelwelt zu dezimieren und sogar Rehkitze und Hirschkälber zu reißen. Tatsächlich ernährt sich die Wildkatze zu 80 Prozent von Kleinsäugern wie z.B. Wühlmäusen, zu einem wesentlich geringeren Anteil von Vögeln, Kaninchen und Insekten, nur in Notzeiten auch von Aas. 

  • Die jungen Wildkatzen werden meist im April oder Mai geboren. In einem Wurf sind ca. 4 Junge, nur etwa die Hälfte aller jungen Wildkätzchen überlebt das erste Lebensjahr. 

  • Wildkatzen bleiben nur während der Paarungszeit zusammen, ansonsten sind sie Einzelgänger und mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen nicht verträglich.

  • In freier Wildbahn werden Wildkatzen etwa 12 bis 18 Jahre alt, in Gefangenschaft können sie ein Alter von ca. 21 Jahren erreichen.

  • Zu den natürlichen Feinden der Wildkatze zählen der Wolf und die größte wilde Katze Mitteleuropas, der Luchs. Jungen Wildkatzen können auch Uhu, Adler, Wiesel oder Fuchs gefährlich werden. 
Europäische Wildkatze mit Jungtier

Europäische Wildkatze mit Jungtier (Bild: Konrad Wothe)

Wildkatze und Hauskatze - wie kann man sie unterscheiden?

Obwohl es charakteristische äußere Unterscheidungsmerkmale zwischen Hauskatze und Wildkatze gibt, ist nur für den Experten anhand genetischer Untersuchungen eine sichere Bestimmung möglich. 

Typisch Wildkatze: 

  • Sie ist deutlich größer und schwerer als die Hauskatze, ein Wildkater kann bis zu 10 kg wiegen. Auch Kopf und Schnauze sind breiter ausgeprägt als bei der Hauskatze. 
  • Sie wirkt aufgrund des langhaarigen Fells kräftiger als die Hauskatze.
  • Sie ist graubraun oder rötlich gefärbt, hat eine getigerte Zeichnung, die aber meist ein weniger deutliches und eher verwaschenes Fellmuster aufweist.
  • Sie hat einen buschigen Schwanz mit dunklen Ringen und einer schwarzen (eher stumpfen) Schwanzspitze.
  • Ihr Nasenspiegel ist fleischfarben, also etwas heller als bei der Hauskatze. 

Sowohl die Losung der Wildkatze als auch die Spuren (Trittsiegel) ähneln denen der Hauskatze. 

Nur anhand von Spuren, Beobachtungen und Fotografien ist es also nicht möglich, eine Wildkatze eindeutig zu identifizieren.

Übrigens: "Unsere" deutsche Hauskatze stammt nicht von der Europäischen Wildkatze ab, sondern von einer Unterart der ägyptischen Falbkatze. 

Schwer zu unterscheiden: Wildkatze oder Hauskatze? (Bild: Silvia11 / Pixabay)

Gibt es Kreuzungen zwischen der Wildkatze und der Hauskatze?

Ja, solche Kreuzungen sind möglich.

Diese Mischlinge nennt man "Blendlinge", vom englischen Begriff "(to) blend", der "vermischen" oder "vermengen" bedeutet. Meist handelt es sich dabei wohl um die Nachkommen aus einer Beziehung zwischen Wildkater und Hauskatze. 

Blendlinge, so sagt man, lassen sich kaum zähmen. Gleichzeitig soll ihnen aber auch das notwendige Durchsetzungsvermögen fehlen, um sich gegen ihre wilden Verwandten behaupten zu können.

Wildtier-Monitoring: Aufmerksam werden, beobachten, weitergeben

Monitoring, was bedeutet dieser Begriff überhaupt?

Mit dem Computermonitor hat er eher weniger zu tun, sondern leitet sich vom englischen Verb "(to) monitor" ab, das "kontrollieren", "überwachen" oder "erfassen" bedeutet.

Das Online-Lexikon Wikipedia schreibt: "Monitoring ist ein Überbegriff für alle Arten der unmittelbaren systematischen Erfassung (Protokollierung), Beobachtung oder Überwachung"

Bezogen auf Wildtiere wie die europäische Wildkatze hilft das Monitoring dabei

  • Verbreitungsnachweise zu sammeln
  • Auswertungen zu ermöglichen
  • Lebensraum zu verbessern
  • durchgeführte Maßnahmen auf ihren Erfolg hin zu kontrollieren
  • Schutzkonzepte zu entwickeln
  • Konflikte zu entschärfen

Wildkatze gesehen? - Bitte weitersagen!

Für den Naturfreund und Waldspaziergänger ist es also nicht möglich, eine Wildkatze eindeutig zu identifizieren. Trotzdem sollte man aktiv werden, wenn man vermutet, eine Wildkatze gesehen zu haben und sich an den zuständigen Wildtierbeauftragten des jeweiligen Landkreises wenden (meist erreichbar über das Forstamt).

Da Wildkatzen leider immer wieder dem Straßenverkehr zum Opfer fallen, ist es auch wichtig, entsprechende Totfunde zu melden.

Experten können anhand der Schädelform und der Darmlänge eines Tieres zweifelsfrei feststellen, ob es sich dabei tatsächlich um eine Wildkatze handelt. 

Eine weitere Bestimmungsmethode ist die sogenannte Baldrian-Lockstockmethode. Reibt sich eine Wildkatze ganz nach Katzenart an einem aufgestellten Lockstock, hinterlässt sie dort Haare, die dann genetisch untersucht werden können. Auch so kommt man der wilden Katze auf die Spur. 

Wie man der Wildkatze außerdem helfen kann

Jeder muss sich heutzutage vernetzen - auch die Wildkatze. Sie braucht allerdings kein soziales Netzwerk, sondern ein grünes Netzwerk: Ein grünes Rettungsnetz, um es genau zu sagen.

Dieses Grüne Rettungsnetz aus ca. 20.000 km Wanderwegen für die Wildkatze plant der BUND in einem der größten Naturschutzprojekte Mitteleuropas.

Ein grüner Korridor aus Bäumen und Büschen, aus Grünbrücken und Wildtunneln, soll für die Wildkatze angelegt werden - denn eine der größten Gefahren für Deutschlands wilde "Tiger" ist noch immer der Straßenverkehr. 

Das Problem: In Deutschland lebt die Wildkatze bisher vor allem in Rheinland-Pfalz und im Harz, dazwischen gibt es nur vereinzelte Vorkommen. Diese "Wildkatzen-Inseln" möchte der BUND vernetzen, so dass sich die Heimat der Wildkatze wieder ausdehnen kann.

Das Gute daran: Vom Grünen Rettungsnetz profitieren auch andere Tierarten wie z.B. Vögel und Fledermäuse, Marder oder Dachs.

Wer der Wildkatze helfen möchte, kann das auf vielfältige Weise tun:

Wer noch mehr über die Europäische Wildkatze erfahren möchte:

Die Europäische Wildkatze - wilde Katzen unserer Wälder

Auch hier hat die Wildkatze ein Zuhause gefunden:

Im Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen

Heimat der Wildkatze: "Mythos Wald"
Mythos Wald
Michaela, am 18.09.2014
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