Dänemark Ein Länderporträt

Dänemark Ein Länderporträt (Bild: http://www.hajk.ch/de/danem...)

Dänemark will, wie jedes Land, verstanden werden

"Dänemark will, wie jedes Land, verstanden werden. Es lässt sich nicht so einfach im Vorübergehen mitnehmen. Urlaube, egal wie lange, können nicht auf die dänische Lebensart vorbereiten. Auch die großen kulturellen Gemeinsamkeiten Deutschlands und Dänemarks ändern daran nichts." So die Autorin eingangs. Und weiter: "Die Dänen sind ein kleines Volk. Schleswig-Holstein und Hamburg bringen zusammen fast genauso viele Einwohner auf die Waagschale." Die Autorin hat sehr gut recherchiert und es macht Freude, ihr Buch zu lesen, selbst, wenn man glaubt, das Land selber doch sehr gut zu kennen. Claudia Knauer, Jahrgang 1961, studiert in Kiel Politikwissenschaft, Philosophie und Öffentliches Recht, macht ihren Magister und geht 1997 mit Mann und Sohn nach Dänemark. Dort wird ihre Tochter geboren. Achtzehn Jahre lang arbeitet Claudia Knauer als Redakteurin und später als stellvertretende Chefredakteurin beim Nordschleswiger, der deutschen Tageszeitung in Dänemark. Seit 2015 ist sie nun Büchereidirektorin im Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig. Hier widmet sie sich der Verbindung von deutscher und dänischer Kultur. Wie gut ihr das gelingt, zeigt nun das kürzlich in zweiter Auflage erschienene Buch.

Pølserkultur und Sex-Shops

Claudia Knauer steigt mit viel Humor in ihre neue Heimat ein. So berichtet sie von der auch für Deutsche allgegenwärtigen Pølserkultur ebenso, wie von den weniger werdenden Sex-Shops, die man jahrelang als Erstes sieht, wenn man nach Dänemark einreist. "Eine andere dänische Erfindung müssen die Kreisverkehre sein. Unfallzahlensenkend sind sie vor, in und hinter jeder Ortschaft platziert. In avancierten Fällen sogar zweispurig und sehr gerne im Mittelteil mit einer Skulptur geschmückt. Das sieht gut aus, zeugt vom Kunstsinn der Dänen und verhindert, dass vom billigen Grenzbier umnebelte Geister den direkten Weg einfach geradeaus über den kleinen Hügel nehmen." Doch gleich wird sie wieder ernst, erzählt vom Danebrog, der dänischen Fahne, die auch die Urlauber vor jedem Ferienhaus vorfinden: "Der Danebrog wird zu allen Gelegenheiten aufgezogen." Und weiter: "Es gibt wirklich viele Anlässe für die Dänen zu flaggen, manchmal auch nur aus Freude am Dasein und am schönen Wetter. DasTuch am Mast hat den Vorteil, dass die Nachbarschaft mitverfolgen kann, was passiert. Zieht der Nachbar von gegenüber, der in der dänischen Sprache genbo - Gegenüberwohner - heißt, die Flagge hoch, kommt die Nachbarin zu mir, um zu beraten, was wir zur Konfirmation/ Taufe/ Geburtstag schenken. Die Gemeinschaft wird ernst genommen."

In rascher Abfolge durch ein kleines Land

In rascher Abfolge streift Claudia Knauer nun durch das Land. Hyggelig, das Essen zu fettig, Geschichte, Kultur, das Königshaus, Kondome, Smørrebrød, Autokosten, Emil Nolde, Christiania, rechtspopulistische Fremdenfeinde im Parlament, nichts wird ausgelassen, also auch nicht das, was neben den seit über einem Jahr verschärften Grenzkontrollen vielleicht inzwischen einige Urlauber von der Wiedereinreise abhält: "Einen ganz unverzeihlichen Fehler begingen die Dänen im Übrigen mit ihrem Hundegesetz. Dem Aufschrei in deutschen einschlägigen Foren zu urteilen, haben die Dänen alle Hunde zum Tode verurteilt und werden freilaufende Hunde gnadenlos von jedem Grundbesitzer mit der Waffe niedergestreckt. ...Tatsächlich war das eine sehr überzogene Interpretation und keiner darf ein Tier einfach erschießen, weil es auf einem Grundstück herumschnüffelt. Dass im Kopenhagener Zoo dann noch das Giraffenjunge Marius aus Zuchtgründen getötet und öffentlich an die Raubtiere verfüttert wurde, hat in Deutschland regelrecht Abscheu hervorgerufen und große Schlagzeilen gemacht. Dänemark hatte im internationalen Image wieder Punkte verloren."

Von Ø, Øer und Lego - wieder was gelernt

"Dänemark ist ein Land der Inseln. Der sparsame Däne kommt mit einem Buchstaben für das Wort aus: Ø im Singular, Øer, wenn es sich um mehrere Inseln handelt. Es gibt 1429 davon, die größer als 100 Quadratmeter sind. 443 haben einen Namen und 78 sind bewohnt." Auch über die Legosteine, die man schon als Kind kennt, lernt man etwas Neues: "In Billund wurde Lego erfunden. Das Wort setzt sich zusammen aus leg godt, was nicht, wie eine sehr große deutsche Boulevardzeitung ohne Dänischkenntnisse meinte 'leg gut' bedeutetet, sondern 'spiel gut'." Also doch alles in allem ganz sympathisch, dieses kleine Nachbarland. "Die Dänen sind Weltmeister im Kerzenverbrauch." berichtet Claudia Knauer zum Schluss und da sind wir wieder bei der Hygge, der Gemütlichkeit. "Zu Beginn des Jahres 2017 gab es einen regelrechten Hype um die dänische Hygge - ganze Einrichtungsratgeber kamen auf den Markt, Radiosendungen weltweit beschäftigten sich mit diesem speziellen Phänomen, das andere Länder am liebsten importieren würden. Die klügeren unter den Journalisten erkannten aber auch, dass zur Hygge etwas mehr gehört, als Kerzen, Kamin, Freunde und gutes Essen. Es ist eine dänische Lebenseinstellung und sie basiert in weiten Teilen auf Vertrauen - in den Nachbarn, den Freund, den Staat. Und sie macht Dänemark wieder ungemein attraktiv." 

Das Buch von Claudia Knauer "Dänemark Ein Länderporträt" ist erschienen im Christoph Links Verlag, es hat die ISBN 978-3-86153-824-0 und es kostet 18 Euro.

Autor seit 10 Jahren
29 Seiten
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