Original Eau de Colonge - seit 1709 eine Nasenfreude

Die ältere Variante der beiden Düfte ist das Original Eau de Cologne der Kölner Firma Farina. Es ist die älteste Parfumfabrik der Welt, die seit acht Generationen unter dem Familiennamen Farina bis heute genau nach der damaligen Rezeptur produziert. Ihr 300jähriges Bestehen am 02. Februar 2009 war sogar der ARD-Tagesschau einen Bericht wert. Im Jahr 1709 gelang es Giovanna Maria Farina (1685 bis 1766) einen Duft zu kreieren, "der mich an einen italienischen Frühlingsmorgen erinnert, an Bergnarzissen, Orangenblüten kurz nach dem Regen. Er erfrischt mich, stärkt meine Sinne und Phantasie." Als der 23jährige seinem älteren Bruder diese Zeilen schrieb, wußte er nicht, dass er den Duft des Jahrhunderts geschaffen hatte. Vermutlich war er mit einem Jahrhunderttalent ausgestattet und die Geburt in eine reiche Familie hinein machte es möglich, seine Kunst der Destillation und Aromatisierung zu perfektionieren. Johann Maria Farina,wie er als Kölner Bürger hieß, war ehrgeizig und hatte sich das hohe Ziel gesetzt, ein Parfum zu schaffen, welches immer gleich riechen sollte. Zur damaligen Zeit, als es noch keine synthetischen Aromen gab, war dies etwas völlig Neues. Natürliche Aromen variieren, je nachdem wie Standort und Witterung die Pflanzen wachsen lassen. Farina musste seine Rezeptur also von Jahr zu Jahr anpassen. Er lies Rückstellproben von Essenzen und Mixturen anlegen, von denen einige bis heute existieren. Der Parfümier verwendete für seinen einmaligen Duft Bergamotte, Zitrone, Orange, Mandarine, Limette, Pampelmuse und verschiedene Blüten und Kräuter seiner Heimat, darunter Jasmin, Veilchen, Zedern- und Sandelholzöl. Schon beim Lesen dieser Zutaten wird deutlich, dass es sich um einen frischen Duft handelt, zu dem Voltaire 1742 schrieb: "Endlich ein Duft, der den Geist inspiriert."

Noble Kundschaft für ein nobles Kunstwerk

Im 18. Jahrhundert war ein frisches, leichtes Parfum etwas Besonderes im Gegensatz zu den damals üblichen schweren Geruchsvarianten wie Bisam oder Moschus. Johann Marie hatte nicht nur eine gute Nase sondern auch das Geschick, seinen Duft mit Hilfe der Familie erstklassig zu vermarkten. Kurz vor seinem Tod schrieb er: "Es gibt in Europa keinen Kaiser oder Königshaus, das ich nicht beliefere." Zu seinen Kunden zählten unter anderem Alexander von Humboldt, Balzac, Goethe, Mozart, Napoleon, Madame Dubarry, Alexander I. von Russland, Königin Luise von Preußen, Maria Theresia von Österreich, Elisabeth von Östereich-Ungarn, Königin Victoria von Großbritannien, König Ludwig der XV. von Frankreich, König Friedrich der II. von Preußen sowie Heinrich Heine, Oscar Wilde, Thomas Mann, Marlene Dietrich, Romy Schneider als auch Prinzessin Diana von Wales, Hildegard Knef und Bill Clinton. Ein solch nobler Duft für die gehobene Kundschaft gehörte natürlich auch in ein entsprechendes Gefäß. Lange Jahre wurde das Original Eau de Cologne in Rosolien transportiert. Das sind schlanke Flaschen aus geblasenem Glas, deren Inhalt erst beim Empfänger in Porzellankännchen umgefüllt wurde. Als das Design eigenständiger Flaschen an Bedeutung gewann, beauftragte die Firma Anfang des 19. Jahrhunderts bekannte Künstler der Zeit, einen Flakon für den Duft zu entwerfen. Es beteiligten sich Künstler wie August Macke, Franz Marc und Wassili Kandinsky. Der Entwurf von Kandinsky sollte es letztendlich sein, ein eckiges, gerades Herrengefäß. Die Unterschrift des Parfumiers wird bis heute als Markenzeichen verwendet. Hinzugekommen ist seit 1924 ein weiteres Zeichen, die rote Tulpe. Sie soll an den roten Siegellack erinnern, der früher zu jeder Rosolie als Signum gehörte.

Ein freier Markt schuf weitere Varianten des Eau des Cologne

Napoleon soll die schlanken Rosolien mit dem verführerischen Duft selbst auf dem Pferd in seinen Reitstiefeln mit sich getragen haben. Er sorgte mit dem Einmarsch der französischen Truppen für die Auflösung der feudalen Ordnung und eröffnete somit sicher ungewollt die Möglichkeit, mit Plagiaten seines geliebten Eau de Cologne die Welt zu erobern. 

Seit 1797 bestand Gewerbefreiheit in Köln und am Rhein. Jeder konnte unabhängig von Religion und Stand ein Gewerbe betreiben. Produktschutz gab es zur damaligen Zeit nicht. Es dauerte nicht lange, bis geschäftstüchtige Unternehmer aufkamen, die mit der Herstellung von Kölnisch Wasser in den Strudel des Erfolgs eintauchen wollten. Sie kopierten das Duftwasser, verwendeten völlig legal den Namen Eau de Cologne, auch wenn der Duft ein völlig anderer war, und machten sich sogar den Namen Farina zu eigen. Das war nicht schwer, da dieser nicht selten vorkam. Übersetzt ins Deutsche bedeutet er Mehl. Farinas gab es also genug, die sich gerne in die entsprechenden Firmen einheirateten. Daher ist es heute oft verwirrend, von so vielen Farinas zu lesen. Gehörten sie nun zur Familie des berühmten Duftgenies oder nicht? Auf jeden Fall führten alle diese Elixiere dazu, dass der Begriff Kölnisch Wasser heute nicht nur dem einen Produkt zugeordnet wird, sondern einer ganzen Gattung von Duftwassern. Die Invasion der unerwünschten Plagiate war den Schöpfern des ersten Echten Kölnisch Wassers ein Dorn im Auge. So kämpfte Johann Maria Farina der Große (die vierte Generation) Zeit seines Lebens um den Markenschutz. 1874 verabschiedete der Deutsche Reichstag ein Markenschutzgesetz, welches wesentlich durch ihn mitgestaltet wurde. Das erste Label, das nach Inkrafttreten des Gesetzes angemeldet wurde, war "Johann Maria Ferina gegenüber dem Jülichplatz". Niemand durfte nun mehr die geschwungene Unterschrift auf dem Etikett kopieren.

4711 - bis heute ein weltberühmtes Kölnisch Wasser

Bereits 1799 ergriff der Kaufmann Wilhelm Mühlens die Chance und handelte mit Kölnisch Wasser. Er soll seine Rezeptur von einem Kartäusermönch erhalten haben, der natürlich Farina hieß. Er ist nachweislich nicht mit der Familie Johann Maria Farinas verwandt. Mühlens verkaufte sein Produkt am Anfang als aqua mirabilis, also als Heilwasser zur inneren Anwendung. 

Als Napoleon 1810 anordnete, dass für alle Heilmittel die Rezepturen öffentlich zugänglich gemacht werden sollen, änderte Mühlens deren Verwendung in ein äußerlich anzuwendendes Duftwasser. Das Produkt wird vom Hersteller bis heute nicht allein als Duftwasser betrachtet, sondern als Aroma-Therapeutikum. Der Name 4711 entstand während der französischen Besatzung von Köln. Damals erhielten alle Häuser eine Nummer. Das Haus in der Glockengasse, damaliger Sitz des Unternehmens, bekam die Nummer 4711. Heute existiert dieses Gebäude nicht mehr, die Zahl 4711 und die Glocke sind im Logo geblieben. Es ist inzwischen eine Dachmarke für verschiedene Produkte. Am bekanntesten ist sicherlich die traditionelle Molanus-Flasche mit grün-goldnem Etikett und der Aufschrift 4711 Echt Kölnisch Wasser. Zwischen den Unternehmen "Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichsplatz GmbH" und dem erfolgreichen Hersteller von 4711 wurde jahrelang über die Verwendung des Namens Farina gestritten. 1881 wurde den Mühlens gerichtlich untersagt, diesen Namen zu verwenden. Den Aufstieg der Marke 4711 in die Weltklasse hat der Streit nicht verhindert. Auch beim Parfum 4711 spielen Bergamotte, Zitrone und Orange eine Rolle. Sie bilden die Kopfnote. Aus Lavendel und Rosmarin besteht die Herznote und als Basisnote fungiert Neroli. Heute wird das Parfum 4711 vom Familienunternehmen Mäurer & Wirtz GmbH & Co. KG produziert. Die zum Teil winzigen Fläschchen finden sich in vielen Handtaschen unabhängig vom Geldbeutel der Trägerin.

Autor seit 13 Jahren
152 Seiten
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