Virales Youtube-Video

Nobody's Darling

Es ist eine dieser seltsamen Alltagsgeschichten die dermaßen bizarr erscheinen, dass man sie für frei erfunden halten könnte. Noch vor wenigen Wochen studierte  die hübsche Alexandra Wallace nahezu unbeachtet an der renommierten UCLA (University of California Los Angeles). Inzwischen kennen Millionen Menschen weltweit ihren Namen und vor allem jenes Youtube-Video, das ihr zu unfreiwilligem Ruhm verhalf und sie zur derzeit wohl verhasstesten jungen Frau der USA machte.

 

Was hatte Alexandra Wallace geäußert, das eine Woge der Empörung über sie zusammenstürzen ließ? Hatte sie einen Terroranschlag angekündigt? Ihre Solidarität mit Robbenschlächtern bekundet? Oder gar – Schockschwerenot! – ihre Brüste öffentlich entblößt? Nichts davon. Vielmehr … Aber lauschen wir doch einfach ihren eigenen Worten:

Politische Korrektheit siegt

Todesdrohungen wegen eines Youtube-Videos

Was man für unbedachte Äußerungen eines jungen Menschen halten könnte, erwies sich indes als Aufhänger für eine der übelsten politisch korrekten Kampagnen der letzten Zeit. Blogs, Zeitungen und Nachrichtenredaktionen widmeten dem "Skandal-Video" Schlagzeilen und ereiferten sich über die angeblich rassistischen Worte von Alexandra Wallace.

 

Die Folgen: Empörte Kommentatoren und Youtube-Videos wider die junge Frau, der Dekan der UCLA zeigte sich betroffen und Alexandra musste erfahren was es bedeutet, plötzlich zur Zielscheibe öffentlichen Unmuts zu werden. Kurze Zeit später brach sie ihr Studium ab und verfasste einen offenen Brief, der im Blog der UCLA veröffentlicht wurde. Darin entschuldigt sie sich für ihre "Beleidigung der gesamten asiatischen Kultur" und schloss mit folgenden Worten:

My mistake, however, has lead to the harassment of my family, the publishing of my personal information, death threats, and being ostracized from an entire community. Accordingly, for personal safety reasons, I have chosen to no longer attend classes at UCLA.

 

Man möge sich dies auf der Zunge zergehen lassen: Sie erhielt auf Grund einiger lapidarer Worte Todesdrohungen und ihre Familie wurde belästigt, weshalb sie sich aus Sicherheitsgründen von der Universität zurückzieht.

 

 

Politische Korrektheit vs. Meinungsfreiheit: 1-0

Freilich mag man geteilter Ansicht über Alexandra Wallaces Youtube-Video sein, das ihren eigenen Aussagen nach einfach nur witzig sein sollte. Ihr rhetorisches Verbrechen bestand ironischerweise darin etwas zu fordern, das in hiesigen Breiten salonfähig geworden ist: Der Wunsch nach Anpassung fremder Kulturen an die Werte ihrer neuen Heimat. Vereinfacht ausgedrückt: "Die sollen sich anpassen!"

 

Egal, ob man dem zustimmt oder nicht. Ist es rassistisch und menschenverachtend, das Folgende zu äußern?

 

But if you're going to come to UCLA then use American manners.

 

Oder lag es am Erwähnen der Erdbeben-Katastrophe in Japan, dass sie dermaßen angefeindet wurde? Während ach so seriöse Medien live von dieser menschlichen Tragödie berichteten und diverse Videos wieder und immer wieder sendeten, die den Tod zahlreicher Menschen implizierten, während sich die Nachrichtenagenturen und Politiker mit schaurig-schönen apokalyptischen Visionen eines atomar verstrahlten Japans überbieten (und ihre obszöne Hoffnung auf den großen Knall nur mühsam unterdrücken können), konzentriert sich der Hass auf eine Frau, die um Rücksichtnahme in der Bibliothek bittet.

 

Um mit Alexandra Wallace zu sprechen: Are you freaking kidding me?

 

Während es vor allem in Deutschland und Österreich ohnehin niemals wahre Meinungsfreiheit gab, durften sich die USA zumindest dieses hohen Wertes rühmen. Ein Wert, der dank "politischer Korrektheit" am Bröckeln ist und über kurz oder lang zu deutschen Verhältnissen in der US-amerikanischen Gesellschaft und Kultur führen wird. Ausgenommen von der Selbst- sowie Fremdzensur ist das globale Feindbild Nr. 1: Der weiße Mann. Über diesen darf man sich nicht nur ungesühnt lustig machen, nein, vielmehr wird es geradezu vorausgesetzt ihn für sämtliches Unheil auf diesem Planeten verantwortlich zu machen. Der Autor dieser Zeilen ist zuversichtlich, dass irgendwann eine Theorie das Tageslicht erblicken wird, nach welcher der offenbar kategorisch böse, weiße Mann auch für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich zeichnete

 

Abweichende Meinungen verpönt

Die Werte der Aufklärung wurden längst auf dem Altar der Gleichmacherei geopfert. Von der offiziellen Diktion abweichende Meinungen sind verpönt und können sogar belangt werden, siehe § 130 des Strafgesetzbuches, die vielzitierte "Volksverhetzung". Denn: Wer beurteilt, was "Beschimpfung" oder "Verächtlichungmachung" eines Teils der Bevölkerung darstellt? Ist es "Volksverhetzung" Witze über Blondinen zu machen? Oder es empörend zu finden, wie Steuergelder von Politikern zweckentfremdet werden?

 

Abschließend seien die nach Ansicht des Artikelautors unsterblichen Worte des großen französischen Philosophen René Descartes zitiert:

 

"Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen." ("Je déteste vos idées, mais je suis prêt à mourir pour votre droit de les exprimer")

 

Denn wer die Freiheit der Gedanken als Verbrechen ansieht, errichtet Stachelzäune in den Köpfen seiner Mitmenschen.

 

Link-Tipp in eigener Sache: Der Skandal rund um die abgesagten Koranverbrennungen.

Was halten Sie von politischer Korrektheit?
Autor seit 13 Jahren
815 Seiten
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