Ich habe vor kurzem eine interessante Anzeige in einer Lokalzeitung gefunden: Darin ging es um die Stadt "Altötting", das Santiago Niederbayerns. Ein Mekka für unzählige bayerisch-katholische Landjugendsekten und Oberpfälzer Frauenbund Al-Quaidas. Ein Ort, der den Ablasshandel vermutlich noch bis ins Jahre 3500 beibehalten wird.

 

Hier jedenfalls wurde jetzt in einer Kirche der herkömmliche Opferstock entfernt und gegen einen EC-Kartenleser ersetzt. - Ich möchte diesem Gotteshaus nun natürlich keinesfalls irgendwelche bösen Absichten unterstellen. Es ist ja in der Tat bemerkenswert und überaus erstaunlich, wenn plötzlich eine Institution wie die katholische Kirche, die sonst nur die zurückgebliebenen mittelalterlichen Denk-weisen einer scheinheiligen Fruchtfliege praktiziert, auf einmal auf High-Tech-Experte macht.

Herkömmlicher Opferstock

Herkömmlicher Opferstock (Bild: CLC)

Aber der warscheinlichste Grund für dieses revolutionäre Gerät ist sicherlich nur, zum einen Personalmangel. Es bräuchte logischerweise ständig eine kompetente Person, die die unzählig hohen Centbeträge der stündlich zu leerenden Opferkästchen vertrauensvoll aufbewahrt, verwaltet und Tag für Tag nachkontrolliert, ob der örtliche Geistliche nicht wieder ein unmerkliches Sümmchen für einen ganzen Karton südafrikanischen Messfusel entwendet hat – dienstlich versteht sich natürlich, was dachten Sie denn?

Und zum anderen, wollen Banken, ganz klar, Kapital anlegen und sich nicht täglich mit tausenden
1-Cent-Münzen die Hände schmutzig machen.

 

Trotzallem, toll! Eine wahrlich wundervolle Idee ist es doch deshalb, wenn das 9-jährige Kommunionskind nun, anstatt einen Sack voll Klimper-Münzen mit sich rumzuschleppen, einfach nur noch die Geldkarte in den Schlitz zu schieben braucht und schon kann es seinem tiefen inneren und überzeugtem christlichen Drang folgen und das Taschengeldkonto bis auf 0 entlasten.  Schade, dass dies bei zero endet, ich hätte mich damals gerne zu Gunsten des Heiligen Geistes freiwillig bis über beide Ohren verschuldet.

 

In der heutigen Zeit sollte sich aber jeder früh genug darüber im Klaren sein, wieviel Geld ist eigentlich gut für mich? Umgeben von kalten Phasen bedrohlicher Inflation und Finanzkrise ist es doch sinnvoller in sichere Anstalten zu investieren.

Wo ist mein Geld sicher? Wo weiß ich, dass es gut aufgehoben ist?

Altötting steht Ihnen an dieser Stelle hilfsbereit zur Seite!

Um den weltoffenen technischen Fortschritt tatkräftig zu unterstützen und voranzutreiben würde
ich zudem vorschlagen: Kirchen dieses Landes, denkt noch ein Stückchen globaler! Große Hotelketten haben es vorgemacht: sie sind bereits lange nicht mehr nur auf EC-Karten beschränkt. Wie wäre es denn neben einem Lesegerät für europäische Plastikschecks auch noch Platz zu schaffen für die Bedürfnisse internationaler Gäste?

Universallesegeräte für Kreditkarten, American Express und Diners Club müssen beschafft werden, oder?

Was ist mit einem Aufruf zur Spendenbereitschaft von Prepaid Telefonkarten namhafter Mobilfunkanbieter etc., Payback-Karten von Galeria Kaufhof, Rabattheftchen von Backwarenläden, die vollgestempelt ein gratis Bauernbrot verschenken, und Coupons für 20% Ermäßigung beim
nächsten Friseurbesuch. All das wird dann später logischerweise an die Ärmsten der Armen weitergeleitet, die somit auch vom innovativen Rabattwahn des Landes profitieren können – na
da ist doch Afrika versorgt! Die Spenden kommen doch dorhin? - Aber, natürlich! Ich wäre zutiefst betrübt und enttäuscht, wenn dies nicht der Fall wäre!

Mein Tipp nebenbei, schickt bitte zusammen mit dem Bauernbrot noch einen erfahrenen Zahnarzt mit runter, man weiß ja nie welchen Härtegrad das Schwarzbrot, bei der Ankunft bei den dunkelhäutigen Bürgern, schon angenommen hat. Zur Not kann er das knusprige Nahrungsmittel nach 20 Tagen Lieferzeit auch im Nil einweichen, um so die strenge Bissfestigkeit etwas zu entschärfen.

Aber zurück zu den Lösegeldkästen: ein weiterer Grund für das Erscheinen dieser Phänomene  könnte natürlich auch sein, dass diese Neuerung nur zur Datenspionage dient, eine Art Stempeluhr, die erfasst wer sich wo, wann und wie lange in den geheiligten Hallen aufhält; Alter, Wohnort, Sektenzugehörigkeit und Spendenbereitschaft erfasst. Nur durch das Einstecken der Geldkarte kann die Mindestentlohnung in Höhe von 0,50 EUR abgezogen werden und - "Oh, Sesam öffne dich!" - die Tür wird plötzlich wieder entriegelt und der gläubige Kirchgänger darf wieder in die Freiheit entfliehen. Halleluja, ich bin wieder frei!

 

Ein Prozedere fast wie bei den allgegenwärtigen Sanifair-Toiletten an deutschen Autobahnrast-stätten – ensprechend dem jeweilig individuellen Bedürfnis kommt der Kunde nur gegen Bezahlung rein und raus aus der grell scheinenden Heiligkeit, wie eben in der Altöttinger EC-Karten-Kirche. Immer auf das Wohl seiner "Schäfchen" bedacht, andernfalls spräche man ja sonst von Churchnapping. Wie dem auch sei, ich hole nun meine Kreditkarte und mache mich auf den Weg, denn Sommerzeit ist Pilgerzeit.

 

Im Namen des Papstes,

des Bischofs und

des heiligen Finanzbeamten.

Der Fuffi sei mit dir!

Ich glaub' ich stell mir jetzt auch einen Opferstock vor meiner Haustüre auf und erkläre mein Zuhause hiermit zum offiziellen Pilgerort für die Bürger dieses Landes - inklusive Bratwurstsemmel und Freibier!

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