Internetseite kreuz.net und ihre kirchlichen Allmachtsfantasien

Die katholische Kirche macht ihren Anspruch, alleinige Hüterin der Moral zu sein, immer wieder durch entsprechende "Wortmeldungen" deutlich und man ist geneigt, mit einem süffisanten Lächeln über derlei Gebaren hinwegzusehen. Aber es gibt eine Internetseite, auf der dieser Anspruch in Artikeln und Kommentaren so vehement vertreten wird, dass einem angst und bange werden könnte. Das nach eigenen Angaben größte katholische Informationsportal kreuz.net fällt immer wieder durch hasserfüllte, menschenverachtende und zudem journalistisch fragwürdige Veröffentlichungen auf.

Sind die Inhalte von kreuz.net verfassungswidrig?

Auf dieser Website werden Politiker, Vertreter anderer Religionen und Konfessionen, Homosexuelle und Journalisten tagtäglich in extrem abwertender und so gar nicht christlicher Form angegriffen, mit beleidigenden Titeln diskriminiert und diskreditiert, dass es schlimmer nicht mehr geht. Zudem bedienen sich die fast immer anonym veröffentlichenden Autoren eines Sprachstils, der sehr stark an den Sprachgebrauch während der Nazi-Diktatur erinnert. Die Internetseite treibt auch die "Verherrlichung" von Bischof Richard Williamson voran, der ja immerhin öffentlich den Holocaust geleugnet hat und der sich auch nicht scheut, zu behaupten, dass ein Staat, der ja von Gott geschaffen sei, verpflichtet wäre, "bestmöglich der wahren (natürlich katholischen) Religion zu dienen." Solche Äußerungen machen mehr als deutlich, dass kreuz.net wohl nicht sehr traurig wäre, wenn unser freiheitlich-demokratischer Staat durch eine totalitäre Herrschaft der katholischen Kirche ersetzt würde. Eine entsprechende Anfrage bezüglich der Verfassungskonformität von kreuz.net beim Bundesinnenministerium sowie beim Bundesamt für Verfassungsschutz hatte zum Ergebnis, dass laut beider Institutionen die Seite zwar beobachtet werde, die bisher veröffentlichen Inhalte aber nicht als verfassungswidrig eingestuft werden könnten.

Katholische Kirche distanziert sich von kreuz.net

Obwohl die katholische Kirche augenscheinlich einiges tut, um eine, nach Ansicht vieler Katholiken, überholte Morallehre, Liturgie und Wertevorstellung zu reanimieren, sah sie sich doch gezwungen, sich von kreuz.net öffentlich zu distanzieren. Allerdings lässt das Buch "Der heilige Schein" von David Berger und die darin aufgezeigten Strukturen zumindest vermuten, dass nicht wenige Würdenträger mit den Ansichten der Website mehr als nur einverstanden sind. Die Betreiber der Seite dürften die Einsichten, die Berger mit seinem Buch gewährt hat, eigentlich freuen, auch wenn sie den Autor immer wieder angreifen und mit der Veröffentlichung seines Profils bei einer schwulen Chat-Plattform massiv in seine Privatsphäre eingreifen. Allerdings hat eine solche Vorgehensweise bei kreuz.net fast schon Tradition.

Sperrung der Seite ist der falsche Weg

Aufgrund von Beleidigungen seitens kreuz.net wurde schon öfter versucht, die Seite sperren zu lassen bzw. die Betreiber strafrechtlich zu verfolgen. Dies scheiterte allerdings stets an der Tatsache, dass der Server der Seite im Ausland steht. Darüber, ob die Sperrung der Website ein richtiger und vor allem effektiver Weg wäre, darf diskutiert werden. Der Versuch, sich mit den Verantwortlichen, Autoren und Kommentatoren sachlich auseinanderzusetzen, scheitert leider an der Anonymität sowie dem Umstand, dass die "Redaktion" unliebsame Artikel gar nicht erst veröffentlicht und kritische Kommentare zügig löscht. Natürlich blieben einem im Falle der Sperrung die dort verfassten "Geistesergüsse" erspart, wenn die Seite nicht mehr erreichbar wäre. Allerdings fänden die Verantwortlichen wohl ziemlich schnell andere Wege, um ihre Meinung einer breiten Öffentlichkeit kundzutun. Der einzig gangbare und auch wirkungsvollste Weg scheint es daher zu sein, die Seite einfach zu ignorieren. Denn was man nicht liest, kann einen nicht schockieren, beleidigen und damit nicht aufregen.

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