Einst aus der Arbeiterbewegung entstanden, hat sich der Anarchismus stetig weiterentwickelt. Doch eines ist ganz klar: Die Bevölkerung eines Staates ist bis in die heutige Zeit eine Klassengesellschaft geblieben. Und der Anarchismus ist bestrebt, diese hierarchischen Strukturen zu überwinden.

Grundlegend sehen Anarchisten den Staat mit seinem von ihm untrennbaren Kapital als Ursache der weltweiten Probleme, da er mit Hilfe der Regierungen die arbeitende Bevölkerung sowie die gesamte Gesellschaft durch die bürokratischen Institutionen unterdrückt. Hauptproblem ist somit die herrschende Klasse, die auf Kosten anderer permanent nach immer mehr Profit strebt. Parteipolitik ist den Anarchisten deshalb ein Dorn im Auge, denn Parteien sind Konstrukte des Kapitals und bevorteilen somit das Establishment.

Staat&Kapital überwinden – Dezentrale Organisation der Gesellschaft

Statt einer hierarchischen Ordnung, die also von oben herab gesteuert wird, hat der Anarchismus es sich zur Aufgabe gemacht, die Gesellschaft dezentral zu organisieren. Nur wenn die Menschen sich freiwillig in kleinen selbstversorgenden Einheiten zusammenschließen und sich anschließend vernetzen, ist es möglich, Anarchie Stück für Stück aufzubauen. Staat&Kapital als steuerndes Machtinstrument und ausübendes Gewaltmonopol solle überwunden werden, damit die Menschen sich aus den Fesseln der Abhängigkeit befreien können.

Dank dezentraler Organisation (simple Kommunen bis hin zu freien Dorfgemeinschaften) können Probleme vor Ort schneller beseitigt werden, da kleine Einheiten in ihrem Handeln viel flexibler sind. Und durch die Möglichkeit der Vernetzung ist es sogar gestattet, Projekte ins Leben zu rufen, die für ein weiteres Voranschreiten des gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Lebens sorgen.

Eine Gesellschaft benötigt weder einen Staat, noch eine Regierung, um existieren zu können. Menschen sind fähig, sich selbst zu organisieren und mit einander zu kooperieren, statt innerhalb eines durch das Kapital verursachten Konkurrenzkampfes für Probleme zu sorgen. Ziel des Anarchismus ist somit, eine friedliche Gesellschaft hervorzubringen, die einander hilft.

Solidargesellschaft – Anarchismus als Gesellschaftsalternative

Da Anarchismus kein Plankonstrukt ist, sondern sich im Laufe der Zeit erst entwickelt, kann eine Solidargesellschaft nicht ausgerufen werden. Ebenso lässt sich eine anarchistische Gesellschaftsordnung nicht durch eine Partei oder eine sonstige Organisation erzwingen. Nur die Einsicht eines jeden Individuums machen eine Solidargesellschaft realisierbar. Es erfordert somit das Verständnis des Menschen, zu lernen, einander zu vertrauen.

Gesellschaft grundlegend verändern

Anarchismus – tatsächlich gelebter Kommunismus

Der Anarchismus, welcher sich als Solidargesellschaft für die höchstmögliche individuelle Freiheit und weltweiten Friedens einsetzt, ist tatsächlich gelebter Kommunismus. Freiheitlicher Sozialismus also, statt Zentralismus.

Viel zu oft wird Kommunismus als politische Staats-Ideologie verwendet, obwohl das grundsätzlich falsch ist. Zentralistischer Sozialismus wird von oben herab regiert und ist somit immer ein staatliches beziehungsweise imperiales Konstrukt mit diktatorischer Steuerung. Nationaler oder imperialer Sozialismus ist folglich nichts anderes als Staatskapitalismus, welcher die herrschende Klasse weiterhin befähigt, an der Macht zu bleiben. Und das ist für Anarchisten ein Rotes Tuch, welches überwunden werden sollte. Real gelebter Kommunismus funktioniert folglich nur bei dezentral bestehenden Gemeinschaften. Anarchie ist immer dort, wo eine Ordnung nicht durch Zwang entsteht.

Anarchie auf einen Blick

Anarchie ...

  • bedeutet Selbstbestimmung und Verantwortung für die Gesellschaft

  • basiert auf Vertrauen

  • überwindet Grenzen

  • ist ganzheitliches Denken

  • ist ein Verständnisprozess und kann nicht erzwungen werden

  • ist das Streben und Schaffen höchstmöglicher individueller Freiheit und weltweiten Friedens durch Bildung/Wissen und das Überwinden von Geld, Staat und Religion

  • befreit von Zwang und Kontrolle

  • bedeutet leben und leben lassen

  • ist Erkennen, Verstehen, Verbessern

  • benötigt weder Herrschaft noch Zentralismus

  • ist das höchste Ideal, welches die Menschheit erreichen kann

Doku: Anarchismus - Die Utopie leben

Selbstbestimmung – Verantwortung selbst übernehmen

Freiheit kostet Verantwortung – vielleicht ein Grund, weshalb die Menschen derzeit noch nicht soweit sind, Anarchie leben zu können. Doch auch die Indoktrination durch den Staat und dessen Bildungseinrichtungen ist maßgeblich daran beteiligt, dass sich die Gesellschaft noch immer im Konkurrenzkampf befindet. Fortschritt ist allerdings nur durch Kooperation möglich. Profitdenken als Basis des Konkurrenzkampfes ist eher hinderlich für ein friedliches Miteinander und sorgt stetig für wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Verwerfungen.

Aus diesem Grunde fordern Anarchisten zu mehr Selbstbestimmung auf; die Verantwortung soll selbst übernommen werden – das gesellschaftliche Leben sollte aktiv verändert und mitgestaltet werden, anstatt die dafür notwendigen Entscheidungen Politikern zu überlassen.

write-x, am 16.05.2016
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