Sehenswürdigkeiten in Arnstadt

Einer der bedeutendsten Sakralbauten des Übergangs von der Romanik zur Gotik im mitteldeutschen Raum ist die Liebfrauenkirche. Die evangelische Stadtpfarrkirche ist eine dreischiffige Basilika und wurde von 1180 bis 1330 erbaut. Sehenswert sind die Glasfenster, der Altern von 1498, eine um 1415 entstandene Madonna und die Grabmale der Schwarzburger Grafen.

Die Oberkirche oder Barfüßerkirche mit den angrenzenden Gebäuden entstand im 13. Jahrhundert als Franziskanerkloster. Sie ist eine gotische Hallenkirche von fast 60 Metern Länge und 11 Metern Breite. Der Turm wurde 1461 angefügt. Zu umfangreiche Veränderungen im Inneren der Kirche kam es im 17. Jahrhundert. 1977 führten Schäden am Bau zur Schließung des Gotteshauses. Nach ersten Sanierungen 1991 wird die Kirche wieder genutzt.

Erstmals wurde 1333 die Bonifatiuskirche, die heutige Johann-Sebastian-Bach-Kirche am Marktplatz erwähnt. Sie brannte bei dem großen Stadtbrand 1581 bis auf die Außenmauern ab. Erst 1676 begann der Wiederaufbau der "Neuen Kirche". Der Orgelbaumeister Johann Friedrich Wender baute 1703 eine Orgel für die Neue Kirche. Der 18 -jährige Johann Sebastian Bach wurde im August 1703 als Organist an die Neue Kirche berufen und wirkte bis 1707 in Arnstadt.

Im Süden des mittelalterlichen Stadtkerns stehen noch Reste der Stadtmauer am 1418 erstmals erwähnten Neutorturm. Das 1369 erstmals erwähnte Riedtor schließt den denkmalgeschützten Riedplatz nach Süden hin ab. Der Jakobsturm mit seinem Glockenspiel war der Glockenturm der abgerissenen Pilgerkirche St. Jacobus.

Am nordöstlichen Altstadtrand steht das von 1553 bis 1560 erbaute Renaissanceschloss Neideck. Mit dem Tode des Fürsten Anton Günther II. im Jahr 1716 verlor Arnstadt den Status einer Residenzstadt. Der Verfall des prachtvollen Wasserschlosses setzte ein. Noch original erhalten ist der 65 Meter hohe Turm mit seiner kupferbeschlagenen Haube und Helm. Im Gärtnerhäuschen im Schlossgarten ist ein Modell der Stadt um 1740 zu sehen.

Das nach dem Stadtbrand von 1581 im Stil der Renaissance von 1582 bis 1586 erbaute Rathaus beherrscht mit seiner reich geschmückten Fassade die Nordseite des Marktplatzes. Auf der Ostseite des Platzes stehen die Tuchmachergaden. Prächtig ist der Hopfenbrunnen unterhalb der Bachkirche mit dem Standbild eines "Wilden Mannes"

Die barocke Himmelfahrtskirche auf dem Alten Friedhof auf einem oktogonalen Grundriss wurde 1743 erbaut. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts diente sie als Begräbniskirche. Auf dem alten Friedhof sind u. a. 25 Mitglieder der Familie Bach begraben. Durch den Bombenangriff auf Arnstadt am 6. Februar 1945 wurde sie schwer beschädigt, 1974 kaufte die katholische Gemeinde die ehemals evangelische Kirche und konnte sie 1987 als katholische Pfarrkirche einweihen.

Das Bachdenkmal auf dem Markt wurde von Bernd Göbel entworfen und in der Kunstgießerei Lauchhammer aus Bronze gegossen. Das Bachhaus in der Kohlgasse 7 ist das einzige noch erhaltene Haus in Deutschland, das unmittelbar mit Johann Sebastian Bach in Beziehung steht.

Bachkirche (Bild: haros)

Museen

Das Neue Palais wurde 1729 bis 1735 als Witwensitz für die Fürstin Elisabeth Albertine von Schwarzburg-Sondershausen errichtet. Hierin befindet sich heute das Schlossmuseum. Das zeigt die einzigartige barocke Puppenstadt "Mon plaisir" der Fürstin Auguste Dorothea aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dazu gibt es im Neuen Palais die Bachausstellung über das Wirken Johann Sebastian Bachs und seiner zahlreichen musikalisch tätigen Verwandten in Arnstadt. Weiter werden 11 um 1550 entstandene Brüsseler Bildteppiche, ostasiatisches und Meissner Porzellan sowie Dorotheenthaler Fayencen präsentiert.

Das ehemalige Bahnbetriebswerk am Nordwestrand der Stadt ist zu einem Eisenbahnmuseum geworden. Hier sind die Traditionslokomotiven der Reichsbahndirektion Erfurt zu sehen. 9 Dampf- und 8 Diesellokomotiven verschiedener Baureihen sind hier beheimatet.

Die Kleine Galerie zeigt Grafiken des Arnstädter Zeichners Paul Weber.

Die Kunsthalle in einer ehemaligen Taschenlampenfabrik zeigt Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst.

Im Gärtnerhaus im Schlossgarten ist das Stadtmodell von Arnstadt um 1740 zu sehen. Dazu gibt es Ausstellungen zur Geschichte von Schloss Neideck und zur Geschichte der Grafen von Kevernburg-Schwarzburg.

Neues Palais (Bild: haros)

Umgebung

Auf der Alteburg südlich der Stadt steht der 1902 errichtete Alteburgturm.

4 Kilometer östlich von Arnstadt steht in Dornheim die Kirche St. Bartholomai. In ihr heirate Johann Sebastian Bach seine erste Frau Maria Barbara.

Nordwestlich von Arnstadt lädt in Holzhausen das 1. Deutsche Bratwurstmuseum zu Informationen rund um die Thüringer Rostbratwurst. Von dort ist es nicht mehr weit zur Veste Wachsenburg, eine der "Drei Gleichen".

Rund 15 Kilometer östlich von Arnstadt lohnt das Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden einen Besuch.

Geschichte

Mit der ersten urkundlichen Erwähnung von 704 ist Arnstadt einer der drei ältesten belegten Orte Deutschlands außerhalb der ehemals von Rom beherrschten Gebiete. Archäologische Funde belegen die Besiedlung der Region in der Jungsteinzeit.

726 fiel Arnstadt der Abtei Echternach zu. Durch Tausch kam der Ort dann zur Abtei Hersfeld. König Heinrich I. soll den Ort 925 zum Bollwerk gegen die einfallenden Ungarn ausgebaut haben. Am 17. Dezember 954 hielt König Otto I. in Arnstadt einen Reichstag ab. Auf dem schloss er Frieden mit seinem Sohn Liudolf von Schwaben und ernannte seinen Sohn Wilhelm zum Erzbischof von Mainz. Im 12. Jahrhundert fiel ein Teil von Arnstadt an die Grafen von Kevernburg. 1198 versammelten sich die Reichsfürsten in Arnstadt und wählten am 8. März Philipp von Schwaben zum König.

1220 wurde Arnstadt erstmals als civitas, also als Stadt bezeichnet. Das Stadtrecht wurde dem Ort 1266 durch den Abt der Abtei Hersfeld verliehen. Arnstadt wurde Umschlagplatz für Holz, Getreide, Wein und Färberwaid. Nach dem Aussterben der Kevernburger 1302 erbten die Grafen von Schwarzburg deren Besitz in Arnstadt. 1496 wurde der schwarzburgische Besitz in die Herrschaften Arnstadt und Sondershausen geteilt.

Während des Deutschen Bauernkrieges wurden 1525 insgesamt 14 Aufständische als Rädelsführer auf dem Arnstädter Marktplatz enthauptet. Die Stadt musste wegen Unterstützung der Aufständischen eine "empfindliche Buße" von 3.000 Gulden leisten.

1531 wurde in Arnstadt die Reformation eingeführt. 1553 begannen die Bauarbeiten an der gräflichen Residenz Schloss Neideck. Das Wasserschloss wurde 1560 fertig gestellt. Die Kirche des Barfüßerklosters wurde ab 1581 als Oberkirche die Hauptkirche der Stadt.

1581 wurden über 380 Häuser, darunter das Rathaus, zum Raub der Flammen. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges entstand in Arnstadt ein Gesamtschaden von 80.000 Gulden durch die durchziehende Einheiten aller Kriegsparteien. 1670 wurden 170 Häuser durch ein Großfeuer vernichtet.

1703 prüfte der 18-jährige Johann Sebastian Bach die neu gebaute Orgel der Neuen Kirche und wurde dort als Organist angestellt. Er wirkte vier Jahre in der Stadt.

Fürstin Auguste Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt liebte die Pracht. Sie ließ zwischen 1700 und 1708 das Lustschloss Augustenburg errichten. Dort schuf sie in jahrzehntelanger Arbeit des Hofstaats und der Bürgerschaft die Puppenstadt Mon plaisir mit 82 Räumen mit rund 400 Wachsfiguren samt der zugehörigen Ausstattung. Ein detailgetreues Abbild des Lebens einer kleinen Residenzstadt wird so demonstriert. Die Ausstellung befindet sich heute im Neuen Palais, das von 1728 bis 1732 als Witwensitz der Fürstin Elisabeth Albertine von Schwarzburg-Sondershausen erbaut wurde.

Nach dem Thronverzicht des Schwarzburger Fürsten Günther Victor im November 1918 gehörte Arnstadt zum Freistaat Schwarzburg-Sondershausen. Der ging 1920 im Land Thüringen auf.

1920 wurde der Landkreis Arnstadt gebildet. Arnstadt war kreisfreie Stadt und Sitz der Kreisverwaltung. 1922 wurde Angelhausen-Oberndorf eingemeindet.

Bei einem Bombenangriff am 6. Februar 1945 wurden u. a. der Turm der Ruine Neidecksburg und das Rathaus schwer beschädigt. Im April 1945 wurden Häuser am Marktplatz durch Artilleriebeschuss zerstört oder beschädigt. Schäden erlitten auch die Liebfrauenkirche, die Oberkirche, die Gottesackerkirche und der Prinzenhof.

1951 verlor Arnstadt seinen Status als kreisfreie Stadt und wurde in den Landkreis Arnstadt eingegliedert. 1952 wurde der Landkreis durch die Bezirksgrenze zwischen Erfurt und Suhl in die Kreise Arnstadt und Ilmenau geteilt.

1994 wurde mit einer Gebietsreform in Thüringen der Kreis in seiner ursprünglichen Größe wieder hergestellt und trägt nun den Namen Ilm-Kreis. Nach Arnstadt eingemeindet wurde bei dieser Gelegenheit Siegelbach mit Espenfeld und Dosdorf. 1999 wurde Rudisleben eingemeindet.

2004 feierte die Stadt ihre 1.300-jährige Ersterwähnung.

Literatur

  • Andrea Kirchschlager, Ulrich Lappe und Peter Unger (Hrsg.): Chronik von Arnstadt. M. Kirchschlager Arnstadt 2003. ISBN 978-3-9342-7707-6
  • Baedeker: Thüringen. Karl Baedeker Verlag Ostfildern 2011, ISBN 978-3-8297-1272-9

Mehr über die Stadt

 1  Stadt Arnstadt
 2  Ilm-Kreis
 3  1. Deutsches Bratwurstmuseum

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